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Professoren nehmen Standort ins Visier

Die sieben Hochschulen Mittelfrankens wollen sich noch stärker in die strategische Entwicklung der Wirtschaftsregion einbringen.

Die sieben Hochschulen Mittelfrankens wollen sich noch stärker in die strategische Entwicklung der Wirtschaftsregion einbringen.

Die Interessengemeinschaft Hochschulen (igh) Region Nürnberg hat eine Potenzialanalyse „Beitrag der Hochschulen zur regionalen Entwicklung der WirtschaftsRegion Nürnberg“ vorgelegt. Die drei wesentlichen Ziele des Papiers sind: Die Alleinstellungsmerkmale der einzelnen Hochschulen herausstellen, die Kooperation der Hochschulen untereinander forcieren und den Technologietransfer mit der regionalen Wirtschaft verstärken.

Die Potenzialanalyse nimmt erstmals Bezug auf die im „Entwicklungsleitbild der WirtschaftsRegion Nürnberg“ genannten sechs technologischen Kompetenzfelder (Verkehr und Logistik, Information und Kommunikation, Medizin und Gesundheit, Energie und Umwelt, Neue Materialien, Automation und Produktionstechnik), in denen die Region im nationalen und internationalen Vergleich überdurchschnittliche Stärken besitzt und denen auch angesichts der Cluster-Politik der Bayerischen Staatsregierung eine zentrale Bedeutung zukommt. Das Konzeptpapier dokumentiert, dass die regionalen Hochschulen insbesondere ihre Internationalisierung sowie die fächerübergreifende Kooperation vorantreiben. Die regionalen Hochschulen setzen bereits jetzt Empfehlungen in die Praxis um, die von der internationalen Expertenkommission („Mittelstraß-Kommission“) in ihrer Studie „Wissenschaftsland Bayern 2020“ vorgeschlagen wurden.

Initiatorin und Federführerin der Interessengemeinschaft Hochschulen (igh) Region Nürnberg, an der sich alle sieben Hochschulen in Mittelfranken aktiv beteiligen, ist die IHK Nürnberg für Mittelfranken. Eingebunden sind die Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg, die Georg-Simon-Ohm-Fachhochschule Nürnberg, die Fachhochschule Ansbach, die Fachhochschule Weihenstephan / Abteilung Triesdorf, die Evangelische Fachhochschule Nürnberg, die Akademie der Bildenden Künste Nürnberg und die Hochschule für Musik Nürnberg-Augsburg. Die igh, der auch Vertreter aus Politik und Wirtschaft angehören, wurde vor 33 Jahren von der IHK ins Leben gerufen. Zunächst verfolgte sie das Ziel, die Universität Erlangen-Nürnberg und die FH Nürnberg auszubauen. Die igh macht sich weiter dafür stark, Hochschulen und Forschungsinstitute auszubauen und hat dazu ein aktuelles Memorandum mit vordringlichen Projekten vorgelegt. Mit der aktuellen Initiative setzt die igh nun jedoch einen weiteren Schwerpunkt: Sie will die Hochschulen noch stärker als Partner der Regionalentwicklung positionieren und setzt dabei am Entwicklungsleitbild der Region Nürnberg an.

Die Hochschulen in Mittelfranken haben sich in ihrer praktischen Arbeit bereits stark auf die Kompetenzfelder der Region und auf das Cluster-Konzept bezogen und einen Teil ihrer Aktivitäten daran orientiert. Schlüsseltechnologien wie Medizin, Nanotechnologie, Werkstoffforschung und Informationstechnologie wurden und werden forciert. Die FH Nürnberg hat ihre hochschuleigenen Institute weitgehend auf die Kompetenzfelder der Region ausgerichtet. Inhalte der regionalen Kompetenzfelder finden sich aber auch bei den kleineren Fachhochschulen wieder: So hat die „grüne“ FH Weihenstephan Abteilung Triesdorf im Bereich Umweltsicherung, Ernährung und Versorgungsmanagement über Bayern hinaus eine Alleinstellung. Die Studienrichtung Vieh- und Fleischwirtschaft im Studiengang Landwirtschaft ist sogar in Europa einmalig. Die FH Ansbach ist mit ihrem spezifischen Lehrangebot im Bereich Multimedia und Kommunikation sowie angesichts der Alleinstellung des Studiengangs Energie und Umweltsystemtechnik für die regionale Wirtschaft ein bedeutender Partner. Die Evangelische Fachhochschule Nürnberg konzentriert ihre Angebote auf die Bereiche Gesundheits-, Konflikt- und Pflegemanagement sowie auf soziale Gerontologie und Evaluation in profit- und non profit-Einrichtungen der Region. Die Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg ist im Bereich Produktion von und Diskurs über aktuelle Bildende Kunst die einzige Institution auf Hochschulebene in Nordbayern. Die Hochschule für Musik Nürnberg-Augsburg wirkt über die Landesgrenzen hinaus als kultureller Botschafter.

Internationalisierung
Der Ausbau der internationalen Zusammenarbeit in Lehre und Forschung sowie im Kulturbereich ist für die Hochschulen von zentraler Bedeutung. Im Durchschnitt verzeichnen die Hochschulen bis zu 15 Prozent Studierende aus dem Ausland. Darüber hinaus pflegen sie Partnerschaften mit Hochschulen auf allen Kontinenten (z.B. Universität Erlangen-Nürnberg: 450; FH Nürnberg: 110). Hinzu kommt die internationale Ausrichtung der Lehre bzw. bei Projekten. Für deutsche Studierende besteht die Möglichkeit, Studienabschnitte an einer ausländischen Hochschule zu absolvieren. Alle sieben Hochschulen entwickeln bzw. bieten im Sinne des so genannten Bologna-Prozesses bereits Studiengänge mit internationalen Abschlüssen (Bachelor/Master) an.

Interdisziplinäre Vernetzung
Sowohl die Universität als auch die FH Nürnberg zeigen durch interdisziplinäre Forschung einen hohen Grad der Vernetzung. Die Universität unterhält zwölf interdisziplinäre Zentren und fünf Zentralinstitute. Gezielt wird auch die Zusammenarbeit mit außeruniversitären Einrichtungen wie z.B. Bayerisches Laserzentrum (BLZ), Fraunhofer-Institute (IIS und IISB) und Max-Planck-Forschungsgruppe für Optik, Information und Photonik ausgebaut. Die Fraunhofer-Institutsleiter und die Leiter der Max-Planck-Forschungsgruppe sowie der Geschäftsführer des BLZ sind zugleich Lehrstuhlinhaber der Universität. Die FH Nürnberg bündelt ihre Potenziale in fünf hochschuleigenen und in zwei angegliederten Instituten und ist eng – auch über die intensive Mitwirkung in den zwölf IHK-AnwenderClubs - mit der regionalen Wirtschaft verflochten.

Drittmittel-Einwerbung
Die Universität Erlangen-Nürnberg stellte im Ranking der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) zur Drittmitteleinwerbung ihre Leistungsfähigkeit unter Beweis. So nimmt die Universität im bundesweiten Vergleich den fünften Platz und die Technische Fakultät (im Vergleich der Ingenieurwissenschaften) den zweiten Platz ein. Im Jahr 2004 erhielt die Universität für ihre Sonderforschungsbereiche erneut zusätzlich über zehn Mio. Euro für die schwerpunktbezogene Forschung. Die FH Nürnberg konnte 2004 ein Drittmittelvolumen von fünf Mio. Euro vorweisen (ca. 20 Prozent des Gesamthaushalts).
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 11|2005, Seite 10

 
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