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Metropolregion Nürnberg und Technologiepolitik

Mit dem Sachstand bei der „Metropolregion Nürnberg“ befasste sich die IHK-Vollversammlung auf ihrer Sitzung Anfang Oktober. Im öffentlichen Teil referierte Nürnbergs Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly über die Chancen und Aufgaben. Maly berichtete über den Paradigmenwechsel in der europäischen Strukturpolitik, die bis 1997 eher an Defiziten orientiert war. Erst danach sei man dazu übergegangen, die Stärken zu stärken.

Am 28. April 2005 wurde die Metropolregion Nürnberg, bestehend aus regionalem Kern und regionalem Netz, in den Kreis der europäischen Metropolregionen in Deutschland aufgenommen. Prinzipien der Zusammenarbeit seien, so Maly, neben der Freiwilligkeit die Subsidiarität, Offenheit und Dynamik und Konsens sowie das Prinzip der gleichen Augenhöhe. Vorhandene Kooperationsstrukturen erleichterten die Vernetzung zwischen Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur und Verwaltung. Zur Organisationsstruktur der Metropolregion führte Maly aus, dass in den Foren die Arbeit stattfinde, der Steuerungskreis die Leitlinien vorgebe und der Rat juristisch notwendige Schritte wie zum Beispiel Haushaltspläne verabschiede. Vordringliche Aufgaben der Metropolregion seien die Verbesserung des Erscheinungsbildes nach außen, eine bessere Lobby in Brüssel und die Konzentration auf metropolitan bedeutsame Aufgaben.

IHK-Präsident Prof. Dr. Klaus L. Wübbenhorst erklärte, dass die IHK in die Entwicklungsarbeit für die Metropolregion sehr gut integriert sei. Die nordbayerischen IHKs beabsichtigten, in Technologie, Bildung, Verkehr, Unternehmensgründung und Kommunikation verstärkt zusammenzuarbeiten. IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Dieter Riesterer betonte, dass unter Einbeziehung des metropolitanen Netzes die Region Nürnberg über ein Bruttoinlandsprodukt von rund 100 Mrd. Euro verfüge. Dies komme der Metropolregion München gleich, so dass sich künftig in Bayern ein ausgewogeneres Kräfteverhältnis einstelle.

IHK-Gründerpreis
Als weiterer Gastreferent sprach in der Vollversammlung Rainer Alzinger, Geschäftsführender Gesellschafter der Envi Con & Plant Engineering GmbH in Nürnberg und Gewinner des diesjährigen IHK-Gründerpreises. Die Ingenieurgesellschaft plant Kraftwerke aller Art, außer Atomkraftwerke, sowie thermische Abfallverwertungsanlagen (WiM 8/2005, Seite 8/9). Erfolgsrezept sei neben der Unabhängigkeit von Großkonzernen die schlanke Organisation, die Kontinuität in der Verwaltung sowie das Potenzial der sehr erfahrenen Mitarbeiter. Envi Con ist im Jahr 2000 als Management-Buy-Out aus Alstom/MAN-Energie entstanden.

Entwicklungsleitbild
Weitere Tagesordnungspunkte der Vollversammlung waren das Entwicklungsleitbild 2005 sowie die bayerische Clusterpolitik. Dr. Udo Raab, IHK-Geschäftsbereich Standortpolitik und Unternehmensförderung, referierte über die Fortschreibung des Entwicklungsleitbildes aus dem Jahr 1998: Zu den fünf technologischen Kernkompetenzen Verkehr und Logistik, Neue Materialien, Kommunikation und Multimedia, Medizin/Pharma/Gesundheit sowie Energie und Umwelt sei als sechstes noch der Bereich Automations- und Produktionstechnik hinzugekommen. Das strategische Entwicklungskonzept 2005 sehe die weitere internationale Ausrichtung und Dienstleistungsorientierung vor. Nach Unterzeichnung des Entwicklungsleitbildes im Rahmen der Regionalkonferenz Anfang November solle es den Gremien der Metropolregion vorgelegt und im Jahr 2006 zu einem entgültigen Entwicklungsleitbild ausgebaut werden.

Technologie-Cluster
Über die bayerische Cluster-Politik referierte Dr. Robert Schmidt, Leiter IHK-Geschäftsbereich Innovation | Umwelt (Cluster: regionale Ansammlung und Kooperation von Akteuren wie Unternehmen, Kunden, Forschung und Entwicklung). Die Staatsregierung unterscheide drei Gruppen von Clustern: High-Tech, Produktion sowie Querschnittstechnologien. Insgesamt seien 19 einzelne Cluster definiert. Im Bereich der High-Tech-Cluster sind dies zum Beispiel Medizin, Bio-, Informations- und Kommunikationstechnik sowie Umwelttechnologie. Ein weiterer Ausbau würde zu einer noch stärkeren Vernetzung der Akteure und zu einer noch leistungsfähigeren Forschungsinfrastruktur führen. Einer entsprechenden Sieben-Punkte-Resolution stimmte die Vollversammlung einstimmig zu.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 11|2005, Seite 34

 
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