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Endet die Talfahrt im kommenden Jahr?

Rund zehn Jahre hält die Flaute in der bundesdeutschen Bauwirtschaft bereits an. Doch der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie (HDB) hofft, dass 2006 das Ende der Durststrecke erreicht wird.

Rund zehn Jahre hält die Flaute in der bundesdeutschen Bauwirtschaft bereits an. Doch der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie (HDB) hofft, dass 2006 das Ende der Durststrecke erreicht wird.

Obwohl bundesweit zwischen Januar und Juli dieses Jahres noch ein Auftragsrückgang um 5,4 Prozent auf 24,4 Mrd. Euro verzeichnet wurde, sehen die Experten das Ende der Talsohle erreicht. Der Auftragseingang des bayerischen Bauhauptgewerbes verlief 2005 zuletzt weniger negativ. „Das erste Quartal 2005 war praktisch ein Totalausfall für die Bauindustrie. Sowohl im Wirtschaftsbau als auch im Wohnungsbau und im öffentlichen Bau begann das Baujahr 2005 außerordentlich spät“, so Martin Schneider von der Geschäftsstelle Nordbayern des Bayerischen Bauindustrieverbandes in Nürnberg. Seit April habe sich die Nachfrage aber spürbar belebt. „Lagen wir bis einschließlich April im Vorjahresvergleich noch bei minus 11,5 Prozent, so haben wir im Juli nur noch ein Minus von 2,8 Prozent verzeichnet.“ Bemerkenswert sei, dass die sonst üblichen negativen Impulse im öffentlichen Bau bislang ausgeblieben seien. Nach wie vor liege aber das Hauptproblem beim schlechten Preisniveau.

Anhaltende Probleme im Wohnungsbau
Die Bilanz fällt in den einzelnen Bausparten unterschiedlich aus. Während im Wirtschafts- und im öffentlichen Bau die Auftragseingänge von Mai bis Juli 2005 nach HDB-Angaben um fünf bzw. zwei Prozent gestiegen sind, wurde beim Wohnungsbau ein weiteres Minus von 7,5 Prozent verbucht. Wirtschaftlich am besten stehen die beiden Länder mit dem höchsten Industrieanteil da: Bayern und Baden-Württemberg. Doch die positiven Impulse beim Wirtschaftsbau und im öffentlichen Bau hätten, so der HDB, die anhaltenden Probleme beim Wohnungsbau noch nicht in vollem Umfang auffangen können. Seit Jahren, so Schneider, sei im Baubestand viel kaputt gegangen, aber vor allem den potenziellen privaten Auftraggebern fehle es an der notwendigen Zuversicht.

Die Branche hat eine Phase harter Umstrukturierung hinter sich: In den letzten zehn Jahren wurde die Hälfte der Belegschaften und damit vorhandene Kapazität abgebaut. Die Zahl der Betriebe im Bauhauptgewerbe ist in Bayern mit rund 15 000 zwar fast gleich geblieben, aber gerade die kleinen und mittleren Unternehmen der Branche haben viel weniger Personal als noch vor zehn Jahren. Nach HDB-Aussagen haben die Bauunternehmen in der Vergangenheit einiges getan, um bestehende Standortnachteile und den Nachfragemangel im Inland auszugleichen, zum Beispiel durch Investitionen im Ausland. Mit ihren technischen Fähigkeiten sowie ihrem Management- und Logistik-Know-how gehört die deutsche Bauwirtschaft nach Verbandsangaben inzwischen zur Weltspitze. Gerade bei den kleineren Unternehmen, so Schneider, habe die Spezialisierung zugenommen und eröffne neue Chancen. Während mit Neubauprojekten „von der Stange“ zwischenzeitlich kaum noch Geld zu verdienen ist, wird das „Bauen im Bestand“ immer mehr zum Thema.

Hohe Mobilität und eine gut ausgebaute Verkehrsinfrastruktur sind wichtige Voraussetzungen für das deutsche Wirtschaftswachstum, aber auch das bereits bestehende, gebaute Volksvermögen muss erhalten und wenn nötig saniert werden. Trotz aller Probleme äußert der Dachverband vorsichtigen Optimismus. Wesentlicher Antriebsmotor ist dabei die positive Einschätzung der Bauunternehmen selbst. Erstmals seit fünf Jahren erwarten mehr als 55 Prozent der Firmen für das zweite Quartal 2006 eine gute oder befriedigende Geschäftslage. In den Jahren 2001 und 2004 hatten lediglich die Hälfte, 2002 sogar nur 48 Prozent der Bauunternehmen eine solche Einschätzung abgegeben. Nach HDB-Einschätzung ist dieser Positivtrend vor allem der besseren Kapazitätsauslastung zu verdanken. Im zweiten Quartal 2005 kam auf jeden Beschäftigten ein Auftragsbestand von 67 500 Euro, das entspricht einer Steigerung um 45 Prozent im Vergleich zum Beginn der Baukrise im Jahr 1995.

Mit Prognosen für die nordbayerische Bauindustrie ist Martin Schneider „sparsam“, aber die Situation der Bauwirtschaft in Mittelfranken beurteilt er „relativ optimistisch“.

hpw.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 11|2005, Seite 22

 
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