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Mehr als eine Sprache

Unternehmen sollten sich auf das „Abenteuer China“ intensiv vorbereiten, und dabei auch sprachliche Aspekte mit einbeziehen.

Dabei gibt es nicht „das“ Chinesische. Die Sprache kennt eine Vielzahl von Dialekten. In den einzelnen Regionen gelten unterschiedliche Regeln für die Schriftform der Sprache. Die offiziell gesprochene Sprache der Volksrepublik China ist Mandarin, der in der Region Peking geläufige Dialekt. Aber auch in Taiwan wird Mandarin gesprochen, wohingegen Kantonesisch der gebräuchliche Dialekt in Hongkong und einigen Regionen Südostchinas ist. Auf Grund der Tatsache, dass viele chinesische Auswanderer in Übersee aus diesen Regionen stammen, wird dieser Dialekt auch überwiegend von den chinesischen Gemeinschaften in Amerika und Europa gesprochen. Beide Hauptdialekte verwenden dieselbe Schriftform – entweder Chinesisch „traditionell“ oder „vereinfacht“. Die Aussprache ist aber größtenteils komplett anders, so dass ein Chinese aus Peking Schwierigkeiten haben wird, einen Chinesen aus Hongkong zu verstehen.

„Traditionelles“ und „vereinfachtes“ Chinesisch basieren beide auf dem klassischen Chinesisch mit seiner über 3 000-jährigen Geschichte, aus der die heute verwendeten Schriftzeichen mit ihrem oftmals piktografischen (abbildenden) Charakter hervorgegangen sind. Der Nachteil des komplexeren traditionellen Chinesisch: Die Schwierigkeit, sich ca. 50 000 Schriftzeichen zu merken, führte historisch betrachtet zu einer sehr niedrigen Alphabetisierungsrate der Bevölkerung. Abhilfe versprach hier die von der Volksrepublik China institutionalisierte „vereinfachte“ Schriftform, die mittlerweile in der Volksrepublik ausschließlich und zunehmend auch in Hongkong verwendet wird (dasselbe gilt für den Mandarin-Dialekt), vor allem von Geschäftsleuten. Die allgemeine Bevölkerung dort spricht aber nach wie vor mehrheitlich Kantonesisch und schreibt und liest „traditionell“.

Bei Übersetzungen ins Chinesische sind also zahlreiche Eigenheiten zu beachten. Ist eine chinesische Broschüre für Hongkong bestimmt, sollte die Kundenadresse nicht nur in traditionellem Chinesisch, sondern auch in Englisch erscheinen, weil die Adressen in Hongkong nach wie vor auf dem Englischen basieren.

Das Preisgefälle zwischen chinesischen Übersetzern in Deutschland und in China ist markant, denn sie richten sich nach den jeweiligen Preisstrukturen der Länder. Wer sucht, der findet hervorragende Übersetzer in China, die etwa in Deutschland studiert und gelebt haben. Meist sind chinesische Übersetzer zuverlässig, termintreu und detailversessen. Für den Druck von Printmaterialien gilt dasselbe wie für die Übersetzungen: Es ist sinnvoll, von vornherein mit den schon sehr guten Druckereien in Hongkong und in China zusammenzuarbeiten, wenn die Printmaterialien sowieso für China bestimmt sind. Grundsätzlich ist zu empfehlen, die Aufträge von einem Muttersprachler umsetzen zu lassen. Denn genau wie in Europa transportieren unterschiedliche Schriftstile unterschiedliche Emotionen und Assoziationen.

Dr. Andreas Ernst, SKS Sprachen Komplett Service, Fürth/Nürnberg, info@sks-europe.com
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 12|2005, Seite 26

 
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