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Cinecittà

Der „Wow-Effekt“ bei der Eröffnung wirkt noch heute

„Das Cinecittà ist in der Summe das erfolgreichste Kino Deutschlands“, so Geschäftsführer Wolfgang Weber. Seit seiner Eröffnung vor zehn Jahren habe das weitläufige Kinocenter an der Pegnitz nichts von seiner Anziehungskraft verloren und 18 Mio. Besucher angelockt, betont Weber, der auch sonst vor keinem Superlativ zurückschreckt, wenn es um die angemessene Positionierung seines Projektes in der bundesweiten Kinolandschaft geht. Denn noch immer gelte die Anlage als Vorzeigeprojekt der Branche.

Das Multiplex-Kino mit seinen 19 Sälen, dem größten „Imax-Kino Europas“, dem „MAD“-Simulationskino (MAD für Maximale-Adrenalin-Dosis), einem kleinen DVD-Kino für maximal 30 Gäste sowie einem integrierten Buch- und DVD-Shop sei nicht nur das „besucherstärkste Haus“ bundesweit. Denn die bunte Mischung verschiedener Restaurants, Bars und Cafés übertreffe die Gastronomie in der Stadt und in weiten Teilen Bayerns auch beim Umsatz „mit Abstand“. Damit habe man die mutigsten Prognosen weit übertroffen.

Im Rückblick muss Weber lachen: „Wir hatten Angst, dass sich niemand für das Cinecittà interessiert.“ Was dann folgte, vertrieb schlagartig alle Zweifel: „Die ganze Region stürmte das Haus, es war total chaotisch“, erinnert er sich an den ersten Tag. Denn die Außenanlagen waren nicht fertig, die Technik nur zur Hälfte einsatzbereit, das neue und großteils ungeschulte Personal überfordert, die Geländer noch nicht überall montiert. Weber: „Um fünf Uhr morgens bin ich völlig erschöpft ins Bett gefallen.“ Doch an Schlaf war kaum zu denken, denn um zehn Uhr stand die gleiche Menge wieder vor der Tür und begehrte Einlass. Dieser Ansturm hielt zwei Wochen an, dann normalisierte sich die Situation. Heute ist Weber froh über diesen „Wow-Effekt“, der das neue Kino mit einem großen Knall im Bewusstsein der öffentlichen Wahrnehmung verankerte.

Weil bereits nach zwei Jahren die ursprünglich zehn Kinosäle nicht mehr ausreichten, wurde 1997 damit begonnen, unter dem Gewerbemuseumsplatz drei neue Vorführräume zu bauen. 1999 wurden sechs weitere Säle sowie das Imax-Kino errichtet. 35 Meter tief war die Baugrube für die Kugel, die laut Werbung durch ihre riesige, gewölbte Leinwand ein Kinoerlebnis „größer als die Wirklichkeit“ verspricht. Rund die Hälfte der gesamten Cinecittà-Investitionen in Höhe von 70 Mio. Euro verschlang allein das Imax. Doch die hoch gesteckten Erwartungen erfüllten sich nicht. Nach 500 000 Besuchern 2001, im ersten Jahr nach der Eröffnung, ging die Nachfrage zurück, was Weber vor allem auf das geänderte Konzept der Markeninhaber zurückführt, die neuerdings lieber auf Hollywood-Produktionen setzten, statt das Angebot an eigens im Imax- und 3-D-Format gedrehten Spezialfilmen weiter auszubauen.

„Wir brauchen im Imax keine Filme, die man im normalen Kino sehen kann“, kritisiert der Kinochef. Besser sei es statt dessen, wenn Spezialfilme die Gäste an Orte entführen, an die sie sonst nicht gelangen, etwa auf den Mount Everest, an den Südpol oder in die Tiefsee. Auch wenn sich das Imax als Teil des gesamten Komplexes trägt und die Spitzenstellung bei den Besucherzahlen überhaupt erst ermöglicht, „bräuchten wir mehr Besucher“, so der 58-Jährige. Denn ein Leben ohne das Sorgenkind kann er sich nicht mehr vorstellen. Nach der Schließung des Münchner Imax ist das Nürnberger das einzige Kino dieser Art in Bayern, und bundesweit gibt es gar nur noch fünf von ehemals zehn Kugelkinos.

Besser hat es da das konventionelle Kino, das sich nach wie vor großer Beliebtheit erfreut. Neue Impulse erwartet Weber von der Digitaltechnik, die einen baldigen Boom erfahren werde. Vier Säle im Cinecittà erlauben bereits digitales Kino in Imax-Qualität, die anderen Säle würden umgerüstet. Die Technik sei weniger störanfällig, das Bild schärfer - und die Fangemeinden von Filmsagas wie „Herr der Ringe“ oder „Star Wars“ warteten ungeduldig auf die dreidimensionale Erfahrung ihrer Helden.

Doch nicht nur in die Projektionstechnik, auch in die Gebäudeausstattung will Weber investieren. So plant er, die Dachterasse wintertauglich zu machen. Im Lauf des nächsten Jahres will er außerdem den gesamten Komplex mit regenerativer Energietechnik betreiben. Dann soll der „brutale Energiefresser“ Cinecittà durch ein Bioöl- und Holzvergaser-Blockheizkraftwerk versorgt werden.

Wenn es Weber selbst ins Kino zieht, gibt er lieber einem der kleinen Programmkinos in Nürnberg und Erlangen den Vorzug: Der „Meisengeige“ am Laufer Schlagturm oder dem „Casablanca“ in der Brosamer Straße nahe dem Kopernikusplatz, dem „Atrium“-Filmpalast in der Wölckernstraße, dem „Metropolis“ am Stresemannplatz oder dem „Manhattan“ in Erlangen. „Das ist mehr meine Linie“, räumt der „Kinomacher“ ein. Die Frage nach seinem Lieblingsfilm beantwortet er etwas ausweichend: „Die Titanic war ein richtig toller Film. Und zugleich der besucherstärkste Film aller Zeiten im Cinecittà“. Da ist er wieder, der Superlativ.

mei.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 12|2005, Seite 70

 
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