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Wirtschaftserwartungen auf 10-Jahres-Hoch

Steigende Investitionen, belebte Nachfrage aus dem Inland, Optimismus in allen Branchen: Das sind die Kernaussagen der IHK-Frühjahrsumfrage zur Konjunkturentwicklung.

Die mittelfränkische Wirtschaft startet im Jahr 2006 durch. Die Auftragseingänge aus dem Ausland bleiben hoch, außerdem entwickelt sich die Inlandsnachfrage endlich zum zweiten Standbein des Aufschwungs. Die Gründe dafür sind hauptsächlich steigende Investitionen und zunehmende Aufträge für unternehmensnahe Dienstleister, doch als Folge der Erholung wächst auch die Nachfrage der Verbraucher nach Konsumgütern und Dienstleistungen. Nachdem die mittelfränkischen Unternehmer schon im vergangenen Herbst zuversichtlich gestimmt waren, verbessern die nochmals gestiegenen Auftragseingänge und Umsätze das Geschäftsklima zu Jahresbeginn 2006 weiter und sorgen für Optimismus in allen Branchen.

Chancen für mehr Arbeitsplätze
Gegenüber dieser positiven Grundstimmung treten mögliche Risiken für den Aufschwung (z.B. Entwicklung der Zins- und Wechselkurse, gestiegene Rohstoffpreise oder geplante Erhöhung der Mehrwertsteuer) in den Hintergrund. Die Tragfähigkeit des Aufschwungs wird auch von der Entwicklung der Beschäftigten im Jahr 2006 abhängen, da eine Entspannung am Arbeitsmarkt das Konsumklima weiter verbessern kann. Die Zeichen für eine höhere Beschäftigung stehen gut: Zwar dominiert im verarbeitenden Gewerbe und im Handel noch Zurückhaltung, doch die unternehmens- und verbrauchernahen Dienstleister planen bereits mit zusätzlichem Personal.

Geschäftsklima erneut deutlich verbessert
Im Frühjahr 2006 berichten 31 Prozent der Befragten von einer „guten“ und 51Prozent von einer „befriedigenden“ Geschäftslage, 18 Prozent beurteilen sie als „schlecht“. Im Vergleich zur letzten IHK-Umfrage vom September 2005 stieg der Saldo aus gut- und schlecht-Urteilen um zwölf Prozentpunkte. Nach dem langen und ausgeprägten konjunkturellen Tief der Jahre 2002/2003 wurde im Jahr 2004 die erste Erholung erkennbar, 2005 war dann zunächst durch Unsicherheit über die weitere Entwicklung gekennzeichnet. Nachdem die Wende zum Positiven im Herbst 2005 eingeläutet wurde, stehen die Zeichen zu Jahresbeginn 2006 nun klar auf Aufschwung.

Aufschwung greift auf alle Wirtschaftsbereiche über
Für die kommenden Monate rechnen 34 Prozent der Befragten mit einer weiteren Verbesserung, nur sechs Prozent befürchten einen Rückschlag für ihre Geschäfte. Bei einer bereits mehrheitlich als „gut“ beurteilten Lage verspricht dieses Zehn-Jahres-Hoch im Saldo der Geschäftserwartungen eine weitere Verbesserung des Geschäftsklimas im Jahresverlauf.

Im Zuge steigender Investitionen und der anziehenden Inlandsnachfrage erfasst die wirtschaftliche Aufwärtsentwicklung im Frühjahr 2006 nicht allein die Industrie, sondern greift auf alle Wirtschaftsbereiche über, wenn auch strukturell bedingt in unterschiedlichem Ausmaß: Die Industrie muss sich nicht mehr allein auf wachsende Auftragseingänge aus dem Ausland stützen, auch wenn die Exporte nach wie vor den höchsten Wachstumsbeitrag leisten. Bereits die gewachsenen Auftragseingänge aus dem Inland während des letzten Quartals 2005 versprechen eine weitere Verbesserung der Kapazitätsauslastung ebenso wie eine größere Unabhängigkeit von weltwirtschaftlichen Entwicklungen – etwa der Rohstoffpreise oder Wechselkursschwankungen. Da die Investitionsgüterhersteller die deutlichsten Umsatzzuwächse verzeichnen können, profitiert Mittelfranken mit seiner traditionellen Stärke in den Bereichen Energie- und Elektrotechnik sowie Metall und Maschinenbau besonders stark.

Die Bauwirtschaft beurteilt ihre Lage nach einer zehn Jahre währenden Phase mit schrumpfenden Aufträgen und Kapazitätsabbau zwar mehrheitlich noch immer als „schlecht“, doch sind die Erwartungen auf dieser niedrigen Basis für 2006 von verhaltenem Optimismus gekennzeichnet. Die Hoffnungen ruhen auf Wohnungsbau und Wirtschaftsbau, vom öffentlichen Bau gehen keine Impulse aus. Trotz der leichten Entspannung kann angesichts des unverändert harten Wettbewerbs und hohen Preisdrucks noch nicht von einer nachhaltigen Erholung der Bauwirtschaft gesprochen werden.

Im Handel ergeben die Urteile der Befragten weiterhin ein gespaltenes Bild. Unter den Handelsvertretungen und Großhändlern überwiegen positive Lageurteile. Die Einzelhändler sehen ihre Lage mit einem Antwortsaldo von minus vier Prozentpunkten mehrheitlich schlecht, im Vergleich zu den schwachen Vorjahren jedoch weniger angespannt. Vor dem Hintergrund eines verbesserten Konsumklimas, der anstehenden Fußball-Weltmeisterschaft sowie eventueller vorgezogener Anschaffungen vor der geplanten Mehrwertsteuererhöhung sind die Erwartungen an das Geschäftsjahr 2006 auch im Einzelhandel deutlich gestiegen.

Unter den unternehmensnahen Dienstleistern herrscht Aufbruchstimmung: Im Vergleich zur vergangenen Umfrage hellt sich das Geschäftsklima am deutlichsten auf. Dabei stammt ein zwar verbessertes, aber überwiegend negatives Urteil zur Geschäftslage aus der Güterverkehrswirtschaft, die angesichts ihrer Kostenbelastungen durch Lkw-Maut und hohe Kraftstoffpreise sowie des harten internationalen Wettbewerbs unter einer angespannten Ertragssituation leidet. Dagegen sorgen wachsende Auftragseingänge in der Medienwirtschaft, der Immobilienwirtschaft und insbesondere in den beratungsintensiven Unternehmensdienstleistungen (Wirtschaftsberatung, Marktforschung, Ingenieurbüros und technische Dienste) für zunehmend gute Lageurteile. Die Erwartungen sind in allen Teilbranchen nach oben gerichtet.

Die verbrauchernahen Dienstleistungen erreichten bereits im Herbst 2005 das beste Geschäftsklima unter allen Wirtschaftsbereichen. Auf dieser Grundlage schätzen sie ihre Lage im Frühjahr 2006 nur wenig verbessert ein, die Geschäftserwartungen können dagegen nochmals deutlich zulegen. Neben der generellen Verbesserung des Konsumklimas richten sich diese hohen Erwartungen auch auf das Zusatzgeschäft speziell mit ausländischen Gästen im Umfeld der Fußball-WM.

Die Investitionspläne der Industrie und des Dienstleistungssektors sind deutlich nach oben gerichtet. Seit Sommer 2005 ist der Saldo der Antworten zur Investitionsplanung von minus elf auf plus zwölf Prozentpunkte gestiegen. Für diese klare Verbesserung des Investitionsklimas sind nicht allein teilweise lange aufgeschobene Ersatzinvestitionen verantwortlich, sondern in den Investitionsbudgets sind auch höhere Mittel für Produktinnovationen und Kapazitätserweiterungen als während des Jahres 2005 vorgesehen. Der enge Zusammenhang zwischen Investitions- und Beschäftigungsplänen weckt zugleich die Hoffnung, dass sich die angespannte Lage am Arbeitsmarkt in diesem Jahr allmählich entspannt: Nach über fünf Jahren plant im Frühjahr 2006 erstmals wieder eine Mehrheit der befragten mittelfränkischen Unternehmen mit höheren Belegschaften. Der Antwortsaldo aus zunehmenden und abnehmenden Beschäftigungsplänen stieg dabei seit dem vergangenen Herbst um 18 Prozentpunkte auf plus eins.

 

Autor/in: 
rb.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 03|2006, Seite 8

 
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