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Klappt der Einsatz im Firmenalltag?

Viele Unternehmen ziehen die Anschaffung von kostenlos nutzbarer Open Source-Software in Betracht. Doch bestehen diese Programme auch den betrieblichen Praxistest?

Das Beispiel eines Nürnberger Stanzformenbauers soll Aufschluss geben, inwieweit Open Source-Produkte tatsächlich in der Realität angekommen sind. Im Sommer des Jahres 2005 traf der Betrieb die Entscheidung, verschiedene Neuanschaffungen im EDV-Bereich zu tätigen. So beabsichtigte man, eine zentrale webbasierte Verwaltungs- und Pflegemöglichkeit für alle Termine, Adressen und auch Aufgaben zu schaffen. Auch sollte es möglich sein, die Mitarbeiter in der Verwaltung und der Produktion über eine Art „elektronisches schwarzes Brett“ schnell und unkompliziert mit wichtigen Informationen zu versorgen. Zudem sollten e-mail-Funktionen, ein eigener e-mail- und Web-Server sowie auch der Schutz vor Viren und Spam umgesetzt werden. Ein Zugang von außen auf elektronische Unterlagen und extern abrufbare e-mails, beispielsweise aus dem Home-Office, standen ebenfalls auf der Wunschliste.

Ein entscheidendes Kriterium bei der Urteilsfindung bzw. bei der Wahl der entsprechenden Software-Komponenten waren neben der Funktionalität die Kosten. Dieses Kriterium musste sowohl für die Anschaffung und die dazugehörigen Schulungen als auch für die Unterhaltskosten beachtet werden. Der zuständige IT-Mitarbeiter stellte bei den umfangreichen Recherchen fest, dass die Kombination von Produkten bekannter Marken höhere Kosten verursacht als veranschlagt. Obendrein waren die Preise für diese Produkte in der Regel benutzerabhängig gestaffelt, was bei einem eventuellen Wachstum der Firma zu weiteren Kosten führen würde.

Bei der Auswahl von Software für Textverarbeitung, Tabellenkalkulation und Erstellung von Präsentationen war neben den Kosten aber vor allem eines wichtig: Bietet die Alternative aus dem Open Source-Bereich alle notwendigen Funktionalitäten? Und wie hoch würde der Aufwand sein, die Mitarbeiter im Umgang mit der neuen Software zu schulen? Nach sorgfältiger Abwägung der relevanten Kriterien entschied sich das Unternehmen schließlich dafür, sämtliche Anforderungen von einem Dienstleister mit den Open Source-Komponenten realisieren zu lassen. Nach relativ kurzer Zeit für die Umsetzung und einer drei Monate dauernden Testphase kam das Unternehmen nun in der „Open Source-Realität“ an.

Die IT-Verantwortlichen und die Geschäftsleitung beantworten die Frage, ob diese Entscheidung richtig war, mit einem klaren „Ja“. Man sei positiv davon überrascht, dass die kostenlos nutzbare Software ihre Alltagstauglichkeit unter Beweis gestellt habe und die Funktionalitäten vergleichbar mit anderen Produkten seien. Auch bei zukünftigen Entscheidungen werde man auf Open Source zurückgreifen, sofern es für die gewünschten Anforderungen Komponenten gibt. Wenn die Standardversion der Open Source-Software dennoch Wünsche offen lassen sollte, gibt es zahlreiche Software-Unternehmen, die zusätzliche – dann aber kostenpflichtige – Anpassungen anbieten.

Externer Kontakt: Jürgen Roscher, transparent solutions GmbH, Nürnberg, jro@open-sbs.de
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 03|2006, Seite 47

 
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