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Rechner besser genutzt

Hinter dem Begriff „Virtualisierung“ verbirgt sich eine in mittelständischen Unternehmen noch relativ unbekannte Technologie, die Einsparpotenziale im Zusammenspiel von Servern und Speichermedien eröffnet.

Gerade in etwas größeren bzw. schnell gewachsenen Unternehmen findet man eine über Jahrzehnte organisch gewachsene IT-Infrastruktur. In der Regel ist jeder Kernanwendung physikalisch ein eigener Server zugeordnet, eine dynamische Zuteilung der vorhandenen Rechnerleistung je nach Bedarf findet nicht statt.

Die Herausforderung, mit weniger Ressourcen mehr zu leisten und Unternehmensziele flexibler zu unterstützen, ist auf diese Weise kaum zu bewältigen. Fortschritte verspricht hier eine IT-Infrastruktur, die sich konsequent auf die Bereitstellung von Services für die Endanwender ausrichtet und die die Leistung und Kapazität von Servern und Speichersystemen den jeweiligen Anwendungsarchitekturen dynamisch anpasst.

Dabei kann eine Anwendung auf mehreren Systemen parallel eingesetzt werden (dynamisches Scale-out) bzw. kann sie im laufenden Betrieb innerhalb eines Systems zusätzlich Ressourcen dazunehmen und auch wieder abgeben (dynamisches Scale-up). Idealerweise kann jeder Service auf jedem System laufen und innerhalb kurzer Zeit zwischen den Systemen verlagert werden. Die Voraussetzung dafür bildet die Trennung der Services von dedizierten Hardware-Plattformen, also Servern: die Virtualisierung.

Wie viele Server werden im Unternehmen eingesetzt? Und wie viele braucht man tatsächlich? Die Antwort ist: Weniger. Zumindest dann, wenn man sich von der festen Zuordnung von Applikationen und Servern verabschiedet, wenn man die Kräfte (also Server- bzw. Speicherressourcen) bündelt und sie je nach Bedarf den jeweiligen Applikationen zuweist.

So einfach es sich anhört, als ein Eckpfeiler der IT-Strategie genutzt, kann diese Virtualisierung Wunder wirken: Die Effizienz steigt, weil sich die Komplexität von IT-Strukturen verringert und sich der Nutzungsgrad von Servern und Speichersystemen erhöht. Vier Basistechnologien stehen zur Verfügung, um diese Wirkung zu erzielen:

Zentrale Bereitstellung von Software: Betriebssystem und Applikationssoftware sind auf einer zentralen Instanz gespeichert. Bei mehr Leistungsbedarf werden sie auf zusätzlichen Servern entweder durch das Laden auf das Zielsystem oder das Booten von der zentralen Speichereinheit bereitgestellt.

Dynamische Partitionierung: Mit Hilfe von Hardware-Funktionen oder eines Ressource Managers wird ein Server in virtuelle Server (Partitionen) unterteilt. Die Größe der Partitionen lässt sich online ändern.

Virtuelle Maschinen: Verschiedene Betriebssystem-Instanzen laufen parallel auf einem realen System. Dabei kann es sich sowohl um verschiedene Versionen als auch verschiedene Arten von Betriebssystemen handeln.

Dynamische Arbeitslastverteilung: Automatische Verteilung der Arbeitslast von Diensten auf verschiedene Server.

Seit langem erfolgreich genutzt wird die Virtualisierung bereits bei Großrechnern sowie inzwischen verstärkt auch im klassischen Unix-Umfeld. Die Motivation ist dabei die gleiche wie in kleinen oder mittelständischen Unternehmen. Konsolidierung soll optimieren – meistens in erster Linie die Wirtschaftlichkeit. Doch Virtualisierung ist bei weitem nicht nur ein Thema für große Unternehmen. Es bietet vielmehr Betrieben jeder Größe ein beachtliches Einsparpotenzial. Etwa dann, wenn man für seine Applikationen Leistung nach Bedarf will oder den Aufwand für die Administration verschiedener Systeme spürbar verringern möchte. Auf Basis von geeigneten Industrie-Standard-Servern mit Virtualisierungssoftware lässt sich dies recht einfach realisieren. Positiver Nebeneffekt: Selbst für den Betrieb von Alt-Anwendungen eröffnen sich auf diesem Weg neue Perspektiven.

Wer sich fragt, welches Einsparpotenzial in der Nutzung von Virtualisierung liegt, dem hilft ein Vergleich der unterschiedlichen Prozessortechnologien. Dieser zeigt: Im Mainframe-Bereich, wo die Virtualisierungstechnologie seit langem eingesetzt wird, ist der Auslastungsgrad der Systemressourcen sechs bis acht Mal besser als bei Industrie-Standard-Servern.

Externer Kontakt: Harald Tews, Schuster & Walther IT-Business AG, Nürnberg, harald.tews@schuwa.de
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 03|2006, Seite 46

 
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