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Was erwartet deutsche Firmen in Asien?

Das Asiengeschäft bietet für die deutschen Unternehmen vielfältige Chancen, aber auch Risiken. Beim 5. Asien-Pazifik-Forum Bayern, das im Februar in Nürnberg stattfand, war Malaysia das spezielle Gastland. WiM fragte Rafidah Aziz, Ministerin für Internationalen Handel und Industrie von Malaysia, nach den aktuellen Perspektiven.

? WiM: Malaysia ist ein moslemisches Land. Beschädigen der interkulturelle Konflikt und die explosive Situation im Nahen Osten die Attraktivität Malaysias für westliche Unternehmen?
Rafidah Aziz: Nein, denn Malaysia ist bekannt für Modernität und Toleranz. Die Moslems in Malaysia sind moderat, tolerant und respektvoll auch bei unterschiedlichen Religionen. Bei uns sind Bombenattentate, Selbstmordanschläge, Intoleranz gegenüber anderen Überzeugungen nicht zu rechtfertigen. Unsere Gesellschaft zeichnet sich trotz der Vielfalt der Religionen durch ein friedvolles Miteinander aus. Auf diese Weise integrieren wir uns in die Weltgemeinschaft. Deshalb ist und bleibt Malaysia attraktiv für Unternehmen aus der ganzen Welt.

? Wie können sich die kleineren asiatischen Länder beim Wettbewerb um Investitionen gegenüber dem Megamarkt China behaupten?
Es gibt einige Sachen, die man in China aufgrund der Wettbewerbsfähigkeit besser fertigen lassen kann. Aber man darf nicht vergessen, dass Malaysia andere Wettbewerbsvorteile hat. Das ist auch der Grund, warum viele Unternehmen Niederlassungen sowohl in China als auch in Malaysia oder anderen ASEAN-Staaten haben. Wir sind ein interessanter Markt und das Gateway zu den anderen Asien-Pazifik-Staaten. Denn wir haben besondere Stärken über unseren Reichtum an Rohstoffen hinaus. Wir haben Kompetenzfelder in bestimmten Bereichen der Elektronik und der Elektrotechnik, der Telekommunikationstechnik der Automatisierungstechnik bis hin zur Produktion von Kleidung. Deshalb herrscht nicht wirklich Wettbewerb mit China, vielmehr ergänzen wir uns.

? Wie steht es um den Schutz vor Produktpiraterie und Raubkopien, die viele Unternehmen in Asien befürchten?
Wir haben ein strenges Ordnungssystem, um das geistige Eigentum zu schützen. Alle unsere Gesetze und unser gewerblicher Rechtsschutz entspricht internationalen Standards. Wir haben auch das Trips-Abkommen* der WTO anerkannt. Unsere Durchsetzungskraft ist sehr streng. Wir wollen mit allen Mitteln verhindern, dass das geistige Eigentum anderer nachgemacht oder raubkopiert wird. Deshalb können sich Unternehmen mit ihren Urheberrechten und industriellen Designs sicher in Malaysia fühlen. Die Regierung geht hart gegen Produktpiraterie vor.

? Während die USA auf bilaterale Freihandelsabkommen setzt, favorisiert die EU den multilateralen Ansatz. Können europäische Unternehmen so ins Hintertreffen geraten?
Das stimmt und deshalb ist es für die EU dringend geboten, nicht nur auf die langfristigen Verhandlungen zu schauen. Denn es wird lange dauern, bis ein Beschluss mit allen asiatischen Ländern gefunden ist, weil so viele Länder und Produkte involviert sind. Wir haben auch mit Japan, Indien, Australien, Pakistan, Neuseeland und Korea Freihandelsabkommen. Hier haben wir ganz pragmatisch einige Bereiche geöffnet, von denen der private Sektor zügig profitiert. Das heißt nicht, dass wir uns gegen die Verhandlungen der WTO stellen. Aber die Interimslösung mit bilateralen Absprachen schafft schnelle Erfolge bei liberalisierten Märkten auf dem Weg zu einer multilateralen Lösung.

*Das Trips-Abkommen (Trade Related Aspects on Intellctual Property Rights) enthält für alle WTO-Mitglieder verbindliche, einheitliche(Mindest-)Schutzstandards für Patente, Handelsmarken, Designs, geographische Herkunftsangaben, Urheberrechte, Verleihrechte, Computerprogramme, Datenbanken, Geschäfts- und Betriebsgeheimnisse. So müssen alle WTO-Mitgliedsländer auf technologische Erfindungen einen Patentschutz von mindestens 20 Jahren gewähren. Und beim Urheberrecht gilt als Mindestdauer „Lebenszeit plus 50 Jahre“. (Anm. d. Red.)

 

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 03|2006, Seite 14

 
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