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Wird es ein Kaufrausch?

Die wiedergewonnene Kauflust der Verbraucher lässt den Handel auf gute Umsätze vor dem Fest hoffen.

Deutschlands Verbraucher haben das Konsumieren wieder entdeckt. Zumindest erreichte der GfK-Konsumklimaindex zu Beginn des vierten Quartals 2006 einen neuen Höchststand. Zwar wurden die Konjunkturaussichten etwas pessimistischer eingeschätzt, aber die Erwartungen an die eigene Einkommensentwicklung hatten sich wieder verbessert. Die Rekordstände der Anschaffungsneigung entspringen nach Angaben der GfK vor allem rationalem Kalkül, denn der näher rückende Termin der Mehrwertsteuererhöhung lässt es dem Verbraucher ratsam erscheinen, geplante größere Anschaffungen noch auf dieses Jahr vorzuziehen.

Verhaltener Optimismus ist deshalb beim Einzelhandel eingekehrt. Bei der Herbst-Pressekonferenz bekräftigte und präzisierte der Hauptverband des Deutschen Einzelhandels (HDE) seine Umsatzprognose. HDE-Präsident Hermann Franzen: „Der Einzelhandel dürfte dieses Jahr nominal etwa 0,75 Prozent mehr umsetzen als 2005. Das ist real betrachtet nichts anderes als Nullwachstum.“ Viele Unternehmen blieben bei der Beurteilung der privaten Nachfrage allerdings skeptisch, so der Vorstandschef der Metro Group, Hans-Joachim Körber: „Die Wirtschaftsexperten glauben, dass sich Deutschland bei der privaten Nachfrage positiv entwickeln wird. Aber die Zahlen geben das derzeit nicht her: Stimmung ist nicht gleich Umsatz.“ Deutlich optimistischer formuliert es American Express: Einer Umfrage zufolge erwarten 56 Prozent der Händler bessere Geschäfte als im Vorjahr.

Sparsames Weihnachtsfest
Deshalb ist noch unklar, ob unter den Weihnachtsbäumen die gewachsene Konsumfreude in diesem Jahr bemerkbar sein wird. Zu Weihnachten wollen angeblich viele Verbraucher in Deutschland bei den Geschenken sparen. Gut jeder Vierte will dafür weniger Geld ausgeben als 2005, so das Ergebnis einer Umfrage der Unternehmensberatung Ernst & Young. Nach einer Umfrage der Dresdner Bank wollen sogar 33,4 Prozent der Bundesbürger in diesem Jahr weniger Geschenke unter den Weihnachtsbaum legen als im vergangenen Jahr. Rund die Hälfte der Bundesbürger will in diesem Jahr für Präsente etwa genauso viel ausgeben wie 2005, und nur 5,3 Prozent wollen tiefer in die Tasche greifen.

Nach Angaben von Ernst & Young veranschlagen die Verbraucher im Durchschnitt rund 200 Euro für Geschenke. Dabei gibt es jedoch starke Unterschiede – laut Dresdner Bank wollen sieben Prozent der Bundesbürger auf Geschenke zum Weihnachtsfest ganz verzichten, knapp 30 Prozent sind mit bis zu 200 Euro dabei. Jeder dritte sieht sein Ausgabenlimit bei 500 Euro, nur zehn Prozent geben mehr aus. Christoph Blumenthal von der Dresdner Bank: „Die Budgets für Weihnachtsgeschenke steigen mit dem Alter. Deswegen kann sich glücklich schätzen, wer von älteren Menschen beschenkt wird.“

Online unter den Christbaum
Überraschungen werden die meisten Verbraucher unter dem Weihnachtsbaum wahrscheinlich nicht entdecken. Bei der Studie „Weihnachtstrends 2006 – Was schenken die Deutschen?“ ermittelte die Münchner eCircle AG nach der Befragung von mehr als 5 000 Haushalten: Spitzenreiter bei den Geschenken bleiben Bücher mit 44 Prozent, gefolgt von Musik (36 Prozent) und Kosmetikartikeln (32 Prozent). Auf Platz vier landet Bekleidung mit 31 Prozent. Ob sich die Beschenkten darüber freuen können ist zweifelhaft, denn beim Vergleich der geplanten Weihnachtsgeschenke mit der tatsächlichen Wunschliste gibt es zahlreiche Abweichungen. Vor allem Kosmetik-artikel wünschen sich tatsächlich nur 18 Prozent.

Als Einkaufsmöglichkeit haben viele Verbraucher inzwischen das Internet entdeckt. So erwartet der HDE beim Online-Handel in den Weihnachtsmonaten November und Dezember einen Umsatz von 4,1 Mrd. Euro. Das wären nach Angaben von HDE-Hauptgeschäftsführer Holger Wenzel 500 Mio. Euro mehr als im Online-Weihnachtsgeschäft 2005. Zu den besonders beliebten Geschenken aus dem Internet gehören Digitalkameras und MP3-Player, DVDs, CDs, aber auch Bücher, Bekleidung sowie Tickets. Trotz seines Wachstums liegt der Umsatzanteil des E-Commerce am gesamten Einzelhandelsumsatz nur bei etwa drei Prozent. Aber wo das nicht gewünschte Geschenk herkommt, wird die erfreuten oder möglicherweise auch enttäuschten Geschenkempfänger ohnehin nicht interessieren.

Autor/in: 
hpw.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 12|2006, Seite 10

 
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