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Pfadfinder für Touristen und Rettungsdienste

In der Nürnberger Forschungsfabrik wird an neuen Technologien für Navigation, Logistik und Energiesysteme gearbeitet.

Das Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen (Fraunhofer IIS) baut seine Aktivitäten am Standort Nürnberg mit dem neuen Forschungsschwerpunkt „Lokalisierung und Kommunikation“ aus. Er soll neue Anwendungsfelder für drahtlose Datennetzwerke erschließen, z.B. in Logistik, Robotik sowie in der Fahrzeug- und Sicherheitstechnik, sagte der Leiter der im Nordostpark beheimateten Forschungsfabrik, Albert Heuberger. Mit MP3 hatte das Institut vor 20 Jahren ein bahnbrechendes Verfahren zur Kompression von Musikdaten entwickelt. Die Technik wird heute millionenfach in MP3-Playern eingesetzt.

Auch auf die Zukunftstechnologien aus den Fraunhofer-Labors warten vielfältige Einsatzmöglichkeiten. Unter anderem könnten damit Warenströme verbessert und überwacht werden. „Der Frachtbrief wird zum intelligenten Objekt“, erläuterte Netzspezialist Jürgen Hupp. Kleinste, in Sensornetze eingebettete Funkknoten identifizieren dabei einzelne Bauteile in einer vollautomatischen Fertigungsstraße ebenso wie einzelne Produkte in einer Lieferkette. Denkbar sei auch ein so genannter Standpersonalfinder: Elektronische Namensschilder lotsen Messebesucher auf kürzestem Wege zu ihrem Ansprechpartner.

Chancen bietet den Experten zufolge auch die so genannte WLAN-Lokalisierung, beispielsweise als Fußgänger-Navigationssystem. In Nürnberg wird derzeit erprobt, wie Reisende per Handy oder Kleincomputer durch Innenstädte oder durch Gebäude (Behörden, Museen, Einkaufszentren) geführt werden können. Die Technik orientiert sich am stetig wachsenden Netz kabelloser Funkstationen, den WLAN-Knoten. Die Zahl der Sender, egal ob privat oder kommerziell, habe sich rund um den Nürnberger Hauptmarkt in den letzten sechs Monaten verdreifacht, betonte Hupp. Über das System könnten zudem Informationen über die unmittelbare Umgebung abgerufen werden, etwa über Sehenswürdigkeiten oder Einkaufsmöglichkeiten. Das Angebot werde derzeit gemeinsam mit dem Nürnberger Telefonbuch-Verlag Müller ausgebaut, der über seinen Online-Dienst „gelbeseiten.de“ das Navigationssystem mit zahlreichen Zusatzinformationen ausrüstet.

Die Satellitennavigation ist ein weiteres Arbeitsgebiet der Forschungsfabrik, wie Abteilungsleiter Günther Rohmer erläuterte. In wenigen Monaten werden Fahrassistenz-Systeme über die Galileo-Satelliten Rettungs- und Sicherheitsdienste oder schwere Baumaschinen und landwirtschaftliche Geräte auf den Zentimeter genau steuern. Eine Ausgründung des Fraunhofer-IIS soll ab April die Produktion und Vermarktung dieser präzisen Navigationsgeräte aufnehmen. Ein anderer Forschungsbereich ist die Entwicklung von unabhängigen Energiesystemen mittels Thermogeneratoren, die zum Beispiel aus Körperwärme gespeist werden.

Neue Forschungsarbeitsplätze
Um die notwendigen Kapazitäten zu schaffen, wurde die Nürnberger Sparte „Kommunikationsnetze“ um die ehemals in Erlangen angesiedelte Abteilung „Leistungsoptimierte Systeme“ verstärkt. Die derzeit 65 Mitarbeiter bündeln künftig die bestehenden Kompetenzen der Felder drahtlose Netzwerke und Satellitennavigation. Gemeinsam mit der ebenfalls in Nürnberg ansässigen „Arbeitsgruppe für Technologien der Logistik-Dienstleistungswirtschaft“ sollen bis zum Jahr 2011 bis zu 150 Arbeitsplätze vorrangig für hoch spezialisierte Ingenieure entstehen.

Die in Zusammenarbeit mit den Fraunhofer-Niederlassungen in Erlangen und Fürth sowie der Universität Erlangen-Nürnberg und der Fachhochschule Nürnberg gewonnenen Forschungsergebnisse sollen möglichst in der Metropolregion oder in Bayern industriell umgesetzt werden.

Autor/in: 
mei.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 03|2007, Seite 40

 
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