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Spielmacher in der Solar-Bundesliga

Die Region ist eine Hochburg für Solarnutzung in Deutschland. Die Basis wurde frühzeitig gelegt.

Dass die Erfolgsstory bei Sonnenstrom und Solarwärme ein wenig mit dem Fürther solid Solarenergie-Informations- und Demonstrationszentrum zu tun hat, ist unwidersprochen. Als 1989 der Fürther Wirtschaftsreferent Dr. Peter Iblher, der Leiter des Erlanger Gründerzentrums IGZ, Dr. Gerd Allinger, und Dr. Reinhold Oelmayer von der LGA Bayern die Idee hatten, ein Info-Zentrum für Solarstrom zu bauen, da wurden sie etwas belächelt für ihr Ziel, Solarenergie näher an die Wirtschaftlichkeit zu führen. Zunächst hatten sie es schwer, Unterstützer zu finden. Doch im Februar 1991 startete das solid mit seiner neutralen Beratungsarbeit. Die vier Städte Nürnberg, Fürth, Erlangen und Schwabach sowie die IHK und die Handwerkskammer waren die „Eltern“; Bayerisches Wirtschafts- sowie Bundesforschungsministerium die „Paten“. Heute stehen die Energieversorger der Region hinter solid.

Ein Teilziel der solid-Idee wurde spätestens 2001 mit dem Bundes-Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) erreicht: Solarstromanlagen sind für ihre Betreiber wirtschaftlich. Bei Sonnenwärme ist das noch nicht immer der Fall. Doch die rasant steigenden Preise für Kohle, Öl und Gas könnten die eingefangene Wärme vom Himmel einmal preiswerter machen als „ausgegrabene“ Energie aus dem Boden.

Die Versorger waren es auch, die Mitte der 1990er Jahre den Solarstromboom in Mittelfranken auslösten: Schon 1996, also einige Zeit vor dem EEG, galt in Nürnberg das Prinzip der „Kostendeckenden Vergütung“, kurz KV. Diese Idee wurde von Wolf von Fabeck, dem Gründer des Aachener Solarfördervereins SFV, im solid vorgetragen und nach zähen Verhandlungen am „CO2-Minderungstisch Nürnberg“ von den damals noch Ewag heißenden Stadtwerken akzeptiert. Die Noris hatte KV noch vor Aachen eingeführt als erste deutsche Großstadt. Die Konsequenz: Bis zum Jahr 2000 hatten Nürnbergs Bürger Solarmodule mit gut zwei Megawatt auf ihre Hausdächer montieren lassen.

Zu Beginn dieses Jahrtausends gaben bereits über 50 mittelständische Betriebe Mittelfrankens an, von Solarenergie zu leben. Der Bedarf an Fachkräften wuchs: Die Handwerkskammer startete deshalb als deutsches Pilotprojekt die zertifizierte Weiterbildung „Fachkraft Solartechnik (HWK)“.

Doch eigentlich ist ganz Nordbayern das deutsche Solarstrom-Mekka. Gut ein Viertel des bundesweiten Großhandelsumsatzes werde hier getätigt, heißt es aus der Branche: glaubhafte Zahlen, allerdings ohne offizielle Statistiken. Denn in Nürnberg, Fürth, Adelsdorf oder Bad Staffelstein sitzen vier der wichtigsten deutschen Großhändler für Photovoltaik. Dass die Hälfte der bayerischen Solarstromanlagen im Norden stehen, klingt schon ganz positiv. Weil aber fast 40 Prozent der deutschen PV-Systeme unter der weißblauen Fahne laufen, heißt das: Immerhin ein Fünftel aller Solarstromanlagen unserer Republik stehen in Franken.

„Unsere“ Vorherrschaft zeigt sich beispielsweise auch beim Blick auf die Solarstrom-Bundesliga-Tabelle: Dort siegten westmittelfränkische Ortsteile 2007 auf der ganzen Linie. Neuhöflein, ein Ortsteil von Heilsbronn, Berolzheim (Bad Windsheim) und Lehrberg-Brünst landeten auf den drei Spitzenrängen. Insgesamt belegten Ortsteile aus dem Bezirk acht der ersten zehn Plätze.

Mit Gollhofen im Landkreis Neustadt/ Aisch – Bad Windsheim steht eine Gemeinde seit Jahren auf Platz 1 oder 2 der Solarbundesliga-Gesamtwertung aus Photovoltaik und Solarthermie: Ein Zeichen, dass Mittelfranken auch bei den Wärmeanwendungen vorne mit dabei ist. Zwar gibt es hier nur kleinere Herstellerfirmen. Doch bei Solarluftbeheizungen von Gewerbeflächen wie der Fürther Grünen Halle oder dem U-Bahn-Ausbesserungswerk Nürnberg-Langwasser zeigt sich die Innovationskraft ebenso wie bei einem Projekt in Fürth: 100 Quadratmeter Sonnenkollektoren kühlen mittels Absorptionskältemaschine fast 1 000 Quadratmeter Büroflächen eines Ingenieurbüros. Ein bundesweit beachtetes Modellprojekt.

Anwendungen gibt es also in (Mittel-) Franken jede Menge – die Herstellung ist jedoch noch meist auf Komponenten beschränkt: So produziert mit CentroSolar der deutsche Marktführer für Solargläser in Fürth, ein bedeutender Anbieter ist auch die Firma Arnold in Merkendorf. Doch das könnte sich durch eine innovative Solarzelle für Kleinanwendungen ändern: Ein biegbares PV-Modul wurde in Nürnberg von der Firma Konarka zur Serienreife entwickelt und soll demnächst in Fürth bei Kurz Prägefolien hergestellt werden.

Autor/in: 
Heinz Wraneschitz
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 12|2007, Seite 34

 
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