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Wärmende Strahlen

In Privatgebäuden sind Anlagen für die solare Wärmeerzeugung weit verbreitet. Doch bei großen Anlagen blieb der Durchbruch trotz hoher Einsparmöglichkeiten bisher aus.

Das Potenzial von Solarwärme zur Einsparung fossiler Brennstoffe und zur Kohlendioxid-Minderung ist gewaltig. Solarwärme ersetzt bereits jetzt rund 500 Mio. Liter Öl oder Kubikmeter Gas pro Jahr, dies entspricht etwa 36 000 Öl-Tanklastzügen.

Das Prinzip einer solarthermischen Anlage ist einfach: Die Kollektoren bündeln die Sonnenstrahlen auf die Absorber-Rohre, in denen Wasser und Frostschutzmittel zirkuliert. Die erwärmte Flüssigkeit wird über Leitungen bzw. einen Wärmetauscher in den Speicher geleitet, der die Wärme für ca. drei Tage bei üblicher Auslegung einer Solaranlage hält. So kann also auch während sonnenarmer Perioden auf die Wärme zurückgegriffen werden. Das gespeicherte Warmwasser deckt den Bedarf während der Sommermonate ab, sodass während dieser Zeit die Heizung abgeschaltet werden kann. Das schont auch den Kessel. Auch im Herbst und Frühjahr ist die Sonneneinstrahlung in den Übergangszeiten so stark, dass tagsüber Wärme gewonnen werden kann, die dann für die Erwärmung des Trinkwassers und zudem für die Heizung zur Verfügung steht.

Je nach Dämmung des Hauses lassen sich 60 Prozent des Warmwasserbedarfs und zehn bis 30 Prozent der Heizenergie durch Solarthermie decken. Dies gilt für die in Einfamilienhäusern üblichen Kleinanlagen. Es gibt sogar Gebäude, sogenannte „Sonnenhäuser“, mit einem solaren Deckungsgrad von 80 bis 100 Prozent. Dort sorgt ein großer Speicher dafür, dass Wärme über einen langen Zeitraum hinweg gehalten werden kann.

Technisch sind Solaranlagen heute ausgereift und haben ihre Zuverlässigkeit allein in Deutschland schon hunderttausendfach bewiesen. Eine Solaranlage arbeitet lautlos, ohne Abgase und Abfälle und ist wartungsarm. Sie ersetzt Strom oder Wärme aus konventionellen Kraftwerken bzw. Heizöl- und Gaskesseln und gewinnt im Laufe ihrer Lebensdauer ein Vielfaches der zu ihrer Herstellung aufgewendeten Energie zurück.

2006 wurden in Bayern über 26 000 solarthermische Kleinanlagen und 223 Großanlagen (ab 30 Quadratmetern Kollektorfläche) über das Marktanreizprogramm des Bundes gefördert. Insgesamt machten Großanlagen im Bundesgebiet nur 3,5 Prozent aller geförderten Anlagen aus.

Das zeigt ganz deutlich, dass sich große Anlagen für die Erzeugung von Solarwärme bis jetzt noch nicht durchgesetzt haben. Das gilt im Wesentlichen auch für die Region Nürnberg. Dabei eignen sich die Systeme beispielsweise für Mehrfamilienhäuser, Hotels, Pensionen, Pflege- und Seniorenheime. Sie sind überall dort eine gute Investition, wo viel Warmwasser verbraucht wird. Das beweist eine Reihe von Großprojekten in Berlin und in Österreich.

Bei diesen Vorhaben wurde unterstrichen, dass die Wirtschaftlichkeit der Großanlagen deutlich höher ist als beim Ein- und Zweifamilienhaus. Denn nur ein Gesamtsystem mit einer Kollektoranlage, Speicher(n) und Heizanlage versorgt mehrere Wohneinheiten, so dass weniger Materialkosten pro Wohneinheit entstehen. Weitere Synergieeffekte existieren im anlagetechnischen Bereich: Bei bestimmten Systemen kann z.B. der Kesselwirkungsgrad um bis zu fünf Prozent erhöht werden. Wenn die Wärme in einem Solarschichtenspeicher bereitgestellt wird, kann eine effizient arbeitende Frischwasserbereitung eingeplant werden, die auch noch Schutz vor Legionellen bietet. Wenn man eine sogenannte In-Dach-Solaranlage wählt, spart man auch bei der Dacheindeckung.

Neben der Wirtschaftlichkeit, die nur ein Aspekt einer solaren Modernisierung ist, gibt es weitere Vorteile: Die Anlagen machen unabhängiger von den Entwicklungen der Energiepreise, die Betriebskosten sinken. Und Solaranlagen können ein weithin sichtbares Zeichen für Verantwortungsbewusstsein setzen, das bringt Image-Gewinn für das Unternehmen und der Wert der Immobilie wird gesteigert.

Zahlreiche Förderprogramme kann man für die Finanzierung in Anspruch nehmen: Die KfW-Förderbank (www.kfw-foerderbank.de) bietet zinsgünstige Kredite und teilweise Tilgungszuschüsse bis zu 30 Prozent. Zuschüsse gibt es über das Marktanreizprogramm des Bundesamtes für Ausfuhrkontrolle (Bafa; www.bafa.de) und über das Programm „Solarthermie plus“ (www.solarthermie2000plus.de). Der Freistaat Bayern und die Stadtwerke bieten regional unterschiedliche Fördermöglichkeiten (www.stmwivt.bayern.de, Rubrik „Energie/Förderprogramme“).

Ein Hemmnis für die Großanlagen war sicher die zuerst für Kleinanlagen entwickelte Technik. Dort ist sie auch schon weitgehend standardisiert. Längst gibt es auch für Großanlagen Systeme, die vorgefertigte Komponenten bieten, die komplizierte Anschlüsse und umständliche Hydraulik vermeiden. Durch eine Fernüberwachung per Computer lassen sich Störungen schnell erkennen und beheben. Ein Kardinalfehler bei der Planung ist oftmals die fehlende Spezialisierung und Erfahrung der Planungsbüros. Damit Anlagen funktionieren und sich rechnen, braucht es das Wissen eines Solarfachmannes. Das kann ein Ingenieurbüro, ein Berater oder der eigene Haustechniker sein.

Externer Kontakt: Anna Bedal, Solarenergie, Informations- und Demonstrationszentrum (solid), Fürth, www.solid.de
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 12|2007, Seite 36

 
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