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Kennametal

Fürth als zentraler Standort

Für den amerikanischen Konzern Kennametal Inc. ist Fürth von großer Bedeutung. Die Kleeblattstadt beherbergt das europäische Technologiezentrum, in dem Standardprodukte und Werkzeug-Sonderlösungen entwickelt werden.

1993 hatte der Werkzeughersteller Kennametal eine Aktienmehrheit an der damaligen Hertel AG erworben, die zunächst zehn Jahre als Kennametal Hertel firmierte. Seit der Integration der Firma Widia im Jahr 2003 tritt das Unternehmen nur unter dem Namen Kennametal auf. Weltweit beschäftigt der Konzern 14 000 Mitarbeiter, davon 4 750 in Europa und 310 in Fürth. Der Umsatz von 2,4 Mrd. US Dollar wird von Vertretungen in über 60 Ländern erarbeitet, wobei ein Drittel auf Westeuropa entfällt.

Bis vor zweieinhalb Jahren war der Standort Fürth die Europazentrale des Konzerns. Der europäische Sitz wurde mittlerweile in die Schweiz verlegt und in Fürth blieben u.a. Entwicklung, Marketing, Verwaltung sowie das Test- und Demonstrationszentrum. Ein Argument für die Verlagerung sei "Diversity", Vielfalt, gewesen, sagt Anja Schmidt, die für die europaweite Unternehmenskommunikation verantwortlich ist. Die Geschäfte in Deutschland sollten das Unternehmen nicht dominieren. Mit dieser Vielfalt sind hauptsächlich die Menschen bei Kennametal gemeint: Vorstandsvorsitzender der Kennametal Inc. ist Carlos M. Cardoso Portugiese, Europa-Präsident Dr. Kemal Yegenoglu gebürtiger Türke. Ein Belgier ist Vertriebschef, der Finanzchef kommt aus Amerika, der Personalchef ist Deutscher, auf der Mitarbeiterebene setzt sich der Kulturenmix fort. Man begreift dies als Chance und hat "Diversity" sogar in den Unternehmenszielen festgehalten.

Auf dem amerikanischen Markt ist Kennametal eigenen Angaben zufolge Marktführer in der Zerspanungsbranche. In Europa und weltweit rangieren die Werkzeuge zum Bohren, Drehen, Fräsen samt den dazugehörigen Systemen auf Platz zwei. Unter den Kunden aus der Industrie sind alle wichtigen Automobilhersteller, außerdem prominente Namen aus Luft- und Raumfahrtindustrie, Maschinenbau und Energiewirtschaft. In Europa sei Deutschland der größte Absatzmarkt, gefolgt von Großbritannien, Italien und Frankreich. Großes Potenzial sieht Schmidt in Osteuropa, Russland und der Türkei, wo die Märkte stark wachsen.

Starke Zuwachsraten erwartet das Unternehmen nicht nur bei seinen vielfältigen Produkten, sondern auch bei Dienstleistungen wie der Wiederaufbereitung der Werkzeuge nach ihrem Gebrauch (z.B. Nachschleifen von Bohrern). Mit der Integration der Firma Extrude Hone kam das Entgraten und die Oberflächenbehandlung der Werkzeuge als neue Dienstleistung hinzu. Kennametal bietet auch das Recycling von gebrauchten Werkzeugen an und gilt in der Branche als das einzige Unternehmen, das die komplette Wertschöpfungskette in der Zerspanung abdeckt: Vom Bohren, Drehen und Fräsen über die Systeme, die die Werkzeuge tragen, bis zur Wiederaufbereitung und Entsorgung.

Fürth ist nicht nur als Technologiezentrum ein wichtiger Konzernstandort, sondern auch als Sitz des "Kennametal Knowledge-Centers", das technische Schulungen für neue Mitarbeiter und für Vertriebsteams sowie für bis zu 1 000 Kunden pro Jahr organisiert. Fürth wurde u.a. deshalb als Standort des Centers ausgewählt, weil im dortigen Test- und Demonstrationszentrum alle Produkte und Anwendungen anschaulich vorgeführt werden können.

Stark engagiert sich Kennametal in der beruflichen Bildung: Regelmäßig werden junge Leute als Industriekaufleute und Produktdesigner (dem Nachfolgeberuf des Technischen Zeichners) qualifiziert. Seit 2002 arbeitet Kennametal darüber hinaus mit der Berufs-akademie Moosbach zusammen und bildet Studenten aus Ingenieur- und Wirtschaftsstudiengängen aus. Allen Mitarbeitern, deren Familien und Freunden steht die "Kennametal Academy" offen, um sich in der Freizeit in EDV, Gesundheitsfragen, interkulturellem Management usw. fortzubilden. Organisiert werden auch Sportangebote und Werksbesichtigungen. Gesellschaftliche Verantwortung übernimmt der Konzern mit der im Februar gestarteten Initiative "Protecting Our Planet": Sie soll alle Mitarbeiter weltweit dazu motivieren, Energie und Ressourcen einzusparen.

Autor/in: 
slm.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 04|2008, Seite 40

 
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