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Europas Netzwerke der Zukunft

Die Europäische Union soll zum wettbewerbsfähigsten Wirtschaftsraum der Welt werden. In den dafür entwickelten Strategien spielen die Metropolregionen eine zentrale Rolle.

Die EU steht vor großen Herausforderungen im Hinblick auf den globalen Wettbewerb, auf wirtschaftliches Wachstum und Arbeitsplätze. Auch soziale und ökologische Aspekte wie der demografische Wandel, der Erhalt der Lebensqualität und die Klimaveränderung stehen als drängende Probleme an. Zudem sind die verschiedenen europäischen Regionen unterschiedlich gut entwickelt. All diese Faktoren bestimmen das Bild der Europapolitik, die ihre Lösungsansätze in verschiedenen Strategiepapieren niedergelegt hat. Den Metropolregionen wird dabei eine führende Rolle zukommen.

Strategien zur Entwicklung Europas
In den vergangenen Jahren wurden mehrere einander ergänzende Strategiekonzepte entwickelt, die als gemeinsames Ziel eine ausgewogene Entwicklung aller europäischen Regionen verfolgen.

Einen ersten wichtigen Schritt stellte das Europäische Raumentwicklungskonzept (Eurek) dar, das 1999 von den europäischen Raumordnungsministern vorgelegt wurde. Als zentrale Handlungsfelder sind dort die wirtschaftliche und soziale Gemeinschaft der heute 27 Mitgliedsstaaten, die Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen und des kulturelles Erbes sowie die europaweit ausgeglichene Wettbewerbsfähigkeit genannt.

Im darauf folgenden Jahr verabschiedeten die europäischen Staats- und Regierungschefs in Lissabon einen Maßnahmenkatalog für umfangreiche Reformen, deren erklärtes Ziel es ist, die Europäische Union bis 2010 zum "wettbewerbsfähigsten und dynamischsten wissensgestützten Wirtschaftsraum in der Welt" zu machen. Die "Lissabon-Strategie" bildet seither den übergreifenden Rahmen für die Wirtschafts-, Arbeits- und Sozialpolitik der EU. Sie wurde 2001 in Göteborg um den Bereich der Umweltpolitik ergänzt.

2007 legten die europäischen Raumordnungsminister in Leipzig die "Territoriale Agenda der EU für ein wettbewerbsfähigeres und nachhaltiges Europa der vielfältigen Regionen" vor. Die Territoriale Agenda stellt eine Weiterentwicklung des "Eurek" dar und unterstützt die Ziele der Strategien von Lissabon und Göteborg. Zugleich wurde die "Leipzig Charta" beschlossen, deren Empfehlungen speziell auf die Entwicklung der europäischen Städte zielen.

Metropolregionen als Knotenpunkte
Was diesen Strategien gemeinsam ist, lässt sich unter dem Stichwort "Polyzentralität" zusammenfassen: Die Wirtschaftskraft Europas soll sich zukünftig nicht mehr nur im Kernraum bündeln, dem sogenannten Pentagon, dessen Eckpunkte die fünf Metropolen London, Hamburg, München, Mailand und Paris bilden. Vielmehr soll ein Netz leistungsfähiger und kooperierender Zentren Europa flächendeckend überziehen. Doch der europäische Raum als Einheit kann im Wettbewerb mit seinen großen Konkurrenten, den Vereinigten Staaten und Asien, nur stark sein, wenn jede einzelne Region stark ist. Um dieses Ziel zu erreichen, tragen die Regionen selbst Verantwortung – die großen und kleinen Städte genauso wie die ländlich geprägten Gebiete, und zwar miteinander: Sie alle sind Teil eines Ganzen und haben individuelle Stärken, die es gezielt zu fördern gilt.

Die Metropolregionen erfüllen die Forderungen der Strategiekonzepte bereits in erheblichem Maß. Das macht sie in der aktuellen Debatte so attraktiv. Schon heute zeichnen sich Metropolregionen durch eine fruchtbare Verflechtung städtischer Zentren mit ländlichen Gebieten, durch eine hohe Dichte an überregional bedeutenden Unternehmen, Forschungszentren und kulturellen Einrichtungen sowie durch eine gute internationale Verkehrsanbindung aus. Zudem erproben die Metropolregionen mit ihrer "regionalen Governance", die Vertreter aus Politik, Verwaltung und Wirtschaft an einen Tisch holt, erfolgreich das angestrebte Denken und Handeln in übergreifenden Zusammenhängen. Nicht zuletzt stehen die Metropolregionen für die Vielfalt Europas – die Vielfalt von Wirtschaft und Wissen, von Innovation und Forschung, von Kulturen und Traditionen – und verkörpern damit einen zentralen Aspekt europäischer Identität.

Autor/in: 
Dr. Janette Witt
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 07|2008, Seite 20

 
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