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Hart am Wind

Der Wirtschaft in Mittelfranken geht auch nach drei Wachstumsjahren die Luft nicht aus. Insbesondere die Industrie zeigt sich von den Unruhen an den Kapitalmärkten, vom starken Euro oder von den hohen Energiepreisen kaum beeindruckt.

Der Export boomt, wenn auch die Wachstumsdynamik etwas nachlässt. Neben der starken Auslandsnachfrage haben sich die Investitionen im Inland zu einem kräftigen zweiten Standbein entwickelt, so die Frühsommer-Umfrage der IHK zur Konjunktur. Deshalb setzt die mittelfränkische Wirtschaft auf eine Fortsetzung der guten Geschäftslage im weiteren Jahresverlauf. Die Industrie will weiter investieren, die Beschäftigung in der Region wächst weiter.

Aktuelle Geschäftslage
Zu Beginn des Sommers 2008 beurteilen 39 Prozent der Befragten ihre derzeitige Lage als "gut", 49 Prozent als "befriedigend" und nur zwölf Prozent als "schlecht". Der Saldo aus "gut"- und "schlecht"-Urteilen liegt mit plus 27 Prozentpunkten nach vier Rückgängen in Folge nun sogar wieder etwas höher als zu Jahresbeginn und damit noch immer weit über dem Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre. Die Nachfrage nach Investitionsgütern erweist sich als entscheidende Triebkraft für weiterhin hohe Wachstumsraten.

Grafik Konjunkturanalyse: Aktuelle Lage und Erwartungen der Umfragen im Zeitverlauf

Erwartungen der Unternehmen
Bei den mittelfränkischen Unternehmen dominiert die Zuversicht deutlich, jeder vierte Befragte glaubt an weitere Verbesserungen. Doch auch Sorgen über zunehmende Kostenbelastungen und steigende Preise kommen bereits zum Ausdruck. So ist das Verhältnis von Optimisten und Pessimisten im Vergleich zum Jahresbeginn um vier Punkte auf einen Wert von plus 16 gesunken. Trotz des leichten Rückganges bleibt aber der überdurchschnittlich hohe Wert für die Geschäftserwartungen angesichts der bisherigen Dauer des Konjunkturaufschwunges beachtlich.

Die Industrie gibt in Mittelfranken das Tempo des Aufschwunges vor. Sie konnte im Vergleich zum Jahresbeginn ihre aktuelle Geschäftslage noch einmal verbessern. Inländische und ausländische Nachfrage tragen mittlerweile gleichermaßen zum guten Konjunkturklima bei. Maschinenbau und Elektroindustrie profitieren am stärksten von der weltweiten Nachfrage nach Investitionsgütern. Über alle Industriebranchen hinweg bleiben die Geschäftserwartungen zuversichtlich. Über die weitere Entwicklung zeigen sich die Betriebe weder angesichts der Euro-Aufwertung noch der höheren Vorleistungspreise beunruhigt. Oft sichern die Auftragsbestände bereits die Kapazitätsauslastung bis zum Jahresende.

Nicht alle Branchen können das Tempo der Industrie mitgehen. Einzelhandel und Bauwirtschaft bleiben angesichts des weiterhin enttäuschenden Konsumklimas der Verbraucher angeschlagen. Das Güterverkehrsgewerbe leidet zunehmend unter dem Kostendruck von steigenden Dieselpreisen und hohen staatlichen Lasten. Doch die übrigen unternehmensnahen Händler und Dienstleister sowie die verbrauchernahen Dienstleistungssektoren beweisen Stehvermögen und mobilisieren neue Kräfte. Auch ohne die lange erwartete Belebung der Konsumnachfrage kann sich die mittelfränkische Wirtschaft in einem selbst tragenden Aufschwung weiterhin gut gegen die gestiegenen weltwirtschaftlichen Risiken behaupten.

Investitionen und Beschäftigung
Das Investitionsklima in der mittelfränkischen Wirtschaft steigt im Frühsommer 2008 kräftig an. In fast allen Branchen plant eine Mehrheit der Betriebe für die kommenden Monate mit wachsenden Investitionsausgaben. Viele Industrieunternehmen können ihre Investitionen nicht mehr länger zurückstellen, weil die Kapazitäten bereits voll ausgelastet sind.

Der Aufschwung am Arbeitsmarkt hält an, verliert jedoch an Fahrt. Bemerkenswert bleibt auch zur Jahresmitte 2008 der neuerlich geplante Stellenzuwachs bei der Industrie, der den engen Zusammenhang von Investitions- und Beschäftigungsplänen belegt. Die stärkste Triebkraft für die Beschäftigung geht weiterhin von den unternehmensnahen Dienstleistungen aus. Dagegen sehen sich Bauwirtschaft und Einzelhandel gezwungen, per Saldo Stellen abzubauen. Auch für den Arbeitsmarkt würde nun eine Belebung der Konsumnachfrage durch Steuer- und Abgabensenkungen eine weitere Entlastung erwarten lassen.

Insgesamt wird die wirtschaftliche Entwicklung als so gut von den Unternehmen bewertet, dass mögliche Sorgen über unruhige Weltfinanzmärkte, hohe Kraftstoffpreise und weiterhin schwaches Konsumklima in den Hintergrund treten. Auch die Unsicherheit über die Folgen der US-Hypothekenkrise legt sich allmählich. Doch die Belebung der inländischen Konsumnachfrage lässt weiter auf sich warten. Die gestiegene Beschäftigung in Deutschland hat zwar zu höheren Einkommen der Haushalte geführt, aber ein beschleunigter Preisauftrieb droht die Zuwächse aufzuzehren. Nach den Belastungen durch Ökosteuer, höhere Mehrwertsteuer und kalte Progression wird es deshalb nach Meinung der IHK jetzt höchste Zeit für Steuer- und Abgabensenkungen. Mit einer solchen Stärkung von privatem Konsum und Baunachfrage würde der Aufschwung weiter an Stabilität gewinnen.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 07|2008, Seite 10

 
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