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Flott unterwegs

„Autofahren für die Hälfte!“, wirbt zurzeit die Autogas-Branche. Ist dieses Versprechen in der Realität zu halten?

Als Marcus in seinem Neue-Deutsche-Welle-Schlager in den 1980er Jahren sang "Ich will Spaß, ich geb´ Gas – und kost´ Benzin auch drei Mark zehn: Scheißegal, es wird schon geh´n", lachten alle nur darüber. Doch inzwischen kostet jeder Liter Diesel, Benzin oder Super wirklich über 1,50 Euro – und Privatleute wie Unternehmen suchen nach Alternativen. Für Öko-Interessierte ist weiterhin reines Pflanzenöl der einzig wahre Antriebsstoff: Dazu werden eigens auf diese Kraftstoffart umgebaute Dieselfahrzeuge benötigt; in Mittelfranken ansässige Umrüster wie Vereinte Pflanzenöl-Werkstätten oder Elsbett-Technologie sind dabei recht erfolgreich.

Die Pflanzenölautos verbrennen kaltgepressten Sprit vom Acker; auch Salatöl aus dem Supermarkt kann einfach in den Tank gekippt werden, steht mal keine Pflanzenöltankstelle zur Verfügung. Die Kosten für die Umrüstung: Einige tausend Euro pro Pkw. Der Preis für Raps- oder Sonnenblumenöl liegt aktuell bei ca. einem Euro je Liter – ein Drittel weniger als Diesel.

Wem vor allem die Verbrauchskosten wichtig sind, für den ist momentan Gas eine Alternative. Kein Wunder, dass immer mehr große Plakate an Autowerkstätten hängen, die für den Umbau von Autos mit Ottomotoren auf Gasantrieb werben. Doch welches Gas soll's denn sein? Denn vielen Menschen ist bis heute nicht bewusst: "Autogas" hat nichts mit "Erdgasauto" zu tun. Die beiden Technologien sind völlig unterschiedlich – und damit auch der Umbauaufwand.

Steuerliche Sicherheit bis 2018
Gemeinsam gilt für beide Gasauto-Systeme: Der Preisvorteil der Antriebsstoffe Flüssig- oder Erdgas gegenüber Ottokraftstoff oder Diesel bleibt auf jeden Fall so lange bestehen, wie der Bundesgesetzgeber Gas nicht steuerlich als Mineralöl behandelt; das ist nach jetzigem Stand der 31. Dezember 2018. So liegt beispielsweise "die Steuer- und Abgabenlast für Erdgas bei rund 32 Prozent: 16 Prozent Umsatzteuer, 22 Prozent Mineralölsteuer. 62 Prozent Anteil beträgt der reine Kraftstoffpreis", verlautet der Bundesverband der Deutschen Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW).

Erdgas ist als Motorkraft derselbe Stoff, der über Leitungen auch in die Hausheizung gelangt. Bevor es im Autotank landet, wird das Erdgas auf 200 Bar zusammengedrückt; deshalb das Kürzel "CNG" (Compressed Natural Gas). Das geschieht in den über 1 000 in Deutschland öffentlich zugänglichen Erdgaszapfsäulen, die oft an "normalen" Tankstellen angedockt sind. Die Tankstellenbetreiber sind oft die örtlichen oder regionalen Gasversorger, da Erdgas über das bestehende, deutschlandweite Pipelinenetz angeliefert werden muss. Autogas dagegen ist ein flüssiges Gemisch aus Propan und Butan; es wird auch verkauft unter der Abkürzung "LPG" (Liquified Petroleum Gas).

Ein ganz wichtiger Punkt ist der Energieinhalt der einzelnen Antriebsstoffe. Denn ein Liter Supersprit hat nicht den gleichen Brennwert wie ein Liter Flüssig-Autogas. Und da dessen Verflüssigung unter nicht ganz so hohem Druck geschieht wie das Einpressen von Erdgas in den Tank, ist auch der Energieinhalt von einem Liter Autogas für etwa 70 Cent nicht identisch mit Erdgas, zumal jenes gar in Kilogramm verkauft wird (für ca. ein Euro pro Kilogramm). Und selbst hier gibt es unterschiedliche Qualitäten, nämlich Erdgas mit den Zusätzen "H" und "L".

Doch die laufenden Kosten sind nur ein Aspekt – der Umbau von Benzinautos auf Gasbetrieb kostet ja auch etwas. "Für Autogas ist die Umrüstung wesentlich günstiger und kostet zwischen 1 800 und 2 800 Euro, je nach Auto", heißt es aus Zentrale des "Deutschen Verbandes Flüssiggas e.V." in Berlin: Im DVFG sind Mittelständler zusammengeschlossen wie Sano Propan Nürnberg oder Böko Energieservice Zirndorf.

Der Umbau eines Benzinfahrzeugs auf Erdgasbetrieb kann bis zu 5 000 Euro kosten, ist von Energieversorgerseite zu hören. Doch gibt es eine ganze Reihe renommierter Autohersteller, die serienmäßig für Erdgas geeignete Modelle anbieten. Beispielsweise kostet ein Opel Combo "CNG" knapp 4 000 Euro mehr als ein Benzinmodell.

Förderung durch den Bund
Wer den Fuhrpark auf Gasfahrzeuge umrüsten will, kann auf Unterstützungsmaßnahmen bauen: So fördert die bundeseigene Bank KfW "die Anschaffung neuer Nutzfahrzeuge, die besonders abgasarm sind. Die Nachrüstung wird ebenfalls mitfinanziert". Im Rahmen ihres Umweltprogramm fördert die KfW "Investitionen in den Umweltschutz, unabhängig von der Größe des Unternehmens. Die Förderung betrifft Biogas- oder erdgasbetriebene Fahrzeuge und Gaszapfsäulen." Oft ist auch der örtliche Erdgasversorger daran interessiert, seine – meist für Erdgasbusse errichteten – CNG-Tankstellen besser auszulasten. Deshalb zahlt das eine oder andere Stadt- oder Regionalwerk sogar Zuschüsse für die Anschaffung von Erdgasautos. Gewerbetreibende Kunden der N-Ergie zum Beispiel können für maximal fünf 7,5-Tonner je 1 500 Euro aus dem CO2-Minderungsprogramm abrufen.

An der Schadstoffklasse ändert sich bei bivalenten Gasfahrzeugen jedoch (noch) nichts: Ein Auto, das zwei Tanks hat, wird nach der umweltschädlicheren Antriebsart – also nach Benzin - bewertet. Obwohl, wie ein Vertreter des Autogasverbandes sagt, "wohl niemand so dumm sein wird, den teuren Sprit zu tanken, wenn er schon die Investition in eine Gasanlage macht." Deshalb reden die Verbände zurzeit mit der Politik – doch noch ohne Ergebnis.

Wobei CNG wie LPG gegen einen anderen, ebenfalls gasförmigen Energieträger einen wesentlichen ökologischen Vorteil haben: Biogas ist sowohl in der Energie- als auch in der Schadstoffbilanz wesentlich besser. Doch für Gas vom Acker ist zurzeit wohl nur ein einziges Auto zugelassen: Der PGO-Biogas-Roadster, entwickelt von BRA in Schweinfurt. Der Flitzer ist gleichzeitig umweltfreundlich und ein Hingucker – aber nicht ganz billig. Dennoch ist die Produktion für 2009 schon jetzt fast ausverkauft.

Autor/in: 
Heinz Wraneschitz
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 07|2008, Seite 32

 
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