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Besseres Deutsch, bessere Chancen

Selbst Migranten, die schon lange in Deutschland leben und einen festen Arbeitsplatz haben, müssen häufig ihre deutschen Sprachkenntnisse verbessern. Das Bundesamt für Migration bietet deshalb die Lehrgänge auch für Unternehmen an. Von Detlef Duschek

Die Integrationskurse des Bundes sollen dazu beitragen, den Alltag in Deutschland selbstständig zu bewältigen. Insbesondere legen sie die sprachliche Basis dafür, sich beruflich und gesellschaftlich zu integrieren. In den Integrationskursen werden Sprachkenntnisse (in Wort und Schrift), aber auch Wissen über die Rechts- und Werteordnung sowie über Kultur und Geschichte Deutschlands vermittelt.

Zahlreiche Unternehmen haben erkannt, dass nicht nur ihre Arbeitnehmer, sondern auch sie selbst von diesem Angebot profitieren und fordern ihre ausländischen Mitarbeiter zur Teilnahme an den im ganzen Bundesgebiet stattfindenden Integrationskursen auf. Sie können in den Unterrichtsräumen der Träger abgehalten werden, die vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge zugelassen sind, aber auch in den Unternehmen selbst.

So startete im Oktober 2007 im südbadischen Maulburg ein Pilotprojekt, bei dem in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt und der ortsansässigen Volkshochschule die Firma BST Safety Textiles ihren Mitarbeitern die Möglichkeit bietet, im Betrieb an kostenlosen Integrationskursen teilzunehmen. 42 Beschäftigte meldeten sich freiwillig zur Teilnahme an und drücken nun zwei Jahre lang vor oder nach der Arbeit die Schulbank. Dieses Modell soll jetzt bundesweit Schule machen.

Zielgruppe der Integrationskurse sind Ausländer, Spätaussiedler und Deutsche mit Migrationsgeschichte (z.B. Eingebürgerte), die über keine oder keine ausreichenden Sprachkenntnisse verfügen. Sowohl Neuzuwanderer als auch schon länger in Deutschland lebende Personen können teilnehmen.

Welche Kurse gibt es?
Ein Integrationskurs besteht aus einem Sprachkurs mit 600 Unterrichtsstunden und einem Orientierungskurs mit 45 Stunden, bei dem die Themen Rechts- und Werteordnung sowie Kultur und Geschichte auf dem Lehrplan stehen. Für besonders schnell Lernende gibt es einen Intensivkurs mit nur 430 Unterrichtsstunden.

Neben dem allgemeinen Integrationskurs werden außerdem spezielle Integrationskurse für junge Leute unter 27 Jahren angeboten, die nicht mehr schulpflichtig sind und sich auf eine weiterführende Schule oder auf eine Ausbildung vorbereiten möchten. Für Eltern gibt es Kurse, damit sie ihre Kinder besser in der Schule unterstützen können, und Frauen können in einer reinen Frauenklasse mit einer Lehrerin lernen. Weitere Lehrgänge sind auf Migranten zugeschnitten, die nicht lesen oder schreiben können, wieder andere Förderkurse auf Personen, die schon länger in Deutschland leben, aber die deutsche Sprache bislang nur unvollständig und nicht korrekt erlernt haben. Diese speziellen Integrationskurse können bis zu 900 Stunden Sprachunterricht umfassen.

Aufbau der Lehrgänge
Die Integrationskurse setzen sich aus Bausteinen von jeweils 100 Unterrichtsstunden zusammen. Je nach den Vorkenntnissen, die in Einstufungstests ermittelt werden, beginnen die Teilnehmer mit dem ersten Baustein oder steigen bereits in einer höheren Stufe ein. Neben Vollzeitkursen, bei denen an fünf Wochentagen jeweils fünf Stunden zu absolvieren sind, werden Teilzeitkurse für Berufstätige angeboten. Eine Ausrichtung auf besondere betriebliche Bedürfnisse (z.B. Wechselschichtdienst) ist möglich, wenn eine entsprechende Anzahl von Teilnehmern mit gleichem Zeitmodell angemeldet wird.

Wenn die Abschlussprüfung "Deutsch-Test für Zuwanderer" auf der Sprachniveaustufe B1 (bis Ende 2008: Prüfung zum Zertifikat Deutsch) und die Prüfung zum Orientierungskurs bestanden werden, erhalten die Teilnehmer vom Bundesamt das Zertifikat Integrationskurs, das ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhöht. Gleichzeitig dient das Papier als amtlicher Nachweis gegenüber Behörden (z.B. bei der Verlängerung des Aufenthaltstitels oder bei der Einbürgerung).

Wer das B1-Niveau absolviert hat, kann die Hauptpunkte eines Gesprächs oder eines Textes verstehen, wenn klare Standardsprache verwendet wird und wenn es um vertraute Themen aus Arbeit, Schule, Freizeit usw. geht. Die Teilnehmer sollten dann in der Lage sein, die meisten Situationen des Alltags sprachlich zu bewältigen und sich einfach und zusammenhängend über vertraute Themen und persönliche Interessengebiete zu äußern. Das B1-Niveau schließt zudem die Fähigkeit ein, über Erfahrungen und Ereignisse zu berichten, Träume, Hoffnungen und Ziele zu beschreiben und zu Plänen und Ansichten kurze Begründungen oder Erklärungen abzugeben.

Kosten
Ein großer Teil der Kosten für die Integrationskurse wird vom Bund getragen, die Teilnehmer müssen dazu in der Regel noch einen Eigenbeitrag von einem Euro pro Stunde leisten. Unter bestimmten Voraussetzungen können sich einzelne Teilnehmer von der Zuzahlungspflicht befreien lassen. Spätaussiedler sind grundsätzlich vom Kostenbeitrag befreit.

Externer Kontakt: Detlef Duschek ist als Regionalkoordinator Integration des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge zuständig für die Städte Nürnberg und Schwabach sowie für den Landkreis Roth. Zudem ist er Ansprechpartner für Integrationsprojekte in mittelfränkischen Unternehmen (detlef.duschek@bamf.bund.de).
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 09|2008, Seite 14

 
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