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Mitarbeitermotivation

Warum sollte Arbeit nicht Spaß machen dürfen?

Unternehmen, in denen die Mitarbeiter mit Freude bei der Sache sind, haben Vorteile bei Produktivität und Kreativität. Von Christine Rosemann

In Zeiten der Finanzkrise und erneut steigender Arbeitslosenzahlen scheint die Frage, ob Arbeit Spaß machen darf, vermessen zu sein. Denn "in diesen Zeiten" geht es darum, dass die Arbeitsplätze gesichert werden. Viele Unternehmer sind froh, wenn sie niemanden entlassen müssen. Es ist allerdings wichtig, dass Mitarbeiter einen Ausgleich haben, dass andere Sinne angesprochen werden. Denn dadurch werden weniger Stresshormone ausgeschüttet und dies wiederum erhöht die Produktivität.

Es lässt sich schwer messen, wie produktiv und wie motiviert Mitarbeiter sind. Dies ist eher indirekt – beispielsweise über einen geringeren Krankenstand – messbar. Klar ist jedoch: Wenn der Druck bei der Arbeit zu groß wird, kann das teuer werden. Eine Studie des Bundesverbandes der Betriebskrankenkassen (BKK) hat einen Schaden von 6,3 Mrd. Euro im Jahr ermittelt, der auf Krankmeldungen in Folge von Stress, Ängsten oder einer anderen psychischen Belastung zurückgeht. Gründe dafür sind Arbeitsverdichtung und mangelnder Handlungsspielraum am Arbeitsplatz. Daneben wurden die Angst vor Jobverlust, ein schlechtes Betriebsklima, Über- oder Unterforderung sowie Leistungsdruck als weitere Ursachen festgestellt. Die angegebenen Kosten verteilen sich etwa je zur Hälfte auf die direkte Krankheitsbehandlung und die Produktionsausfälle. Insgesamt belaufen sich die Kosten für arbeitsbedingte Erkrankung und Frührente auf 44 Mrd. Euro im Jahr.

Wenn Unternehmen Mitarbeiter entlassen müssen, ist es umso wichtiger, die verbliebenen zu motivieren, denn das macht sie produktiver. Tatsächlich kann die Freude an der Arbeit die Produktivität steigern: Sie hilft, Mitarbeiter anzulocken, sie in der Firma zu halten und ihre Kreativität anzukurbeln. Eine Studie des Markforschungsinstituts Ipsos belegt die positive Wirkung: Unter Mitarbeitern, die den Humor ihres Chefs als "überdurchschnittlich" beurteilen, liegt die jährliche Fluktuation bei zehn Prozent. Von denen, die den Humor ihres Vorgesetzten als eher "unterdurchschnittlich" beurteilen, wechseln dagegen 25 Prozent binnen eines Jahres den Job.

Spaß bei der Arbeit ist vor allem mit Blick auf die neue Generation von Fachkräften wichtig. Beim Kampf um die besten Mitarbeiter ist ein gutes Talent-Management unerlässlich. Denn einerseits sinkt in Folge der demografischen Entwicklung die Zahl junger Mitarbeiter, andererseits zieht die Nachfrage nach Mitarbeitern in den boomenden Schwellenländern an. Größte Herausforderung sei, so fand jüngst eine Studie der Unternehmensberatung Boston Consulting Group heraus, qualifizierte Mitarbeiter zu finden und langfristig an das Unternehmen zu binden.

Was sind "Spaß-Faktoren"?
Was aber können konkret Spaßfaktoren sein? Der Ideenfindung sind keine Grenzen gesetzt. Was für das eine Unternehmen gut ist, muss für ein anderes noch lange nicht gelten. So individuell die Unternehmen sind, so einzigartig sind auch die Mitarbeiter und jeder "darf" für sich das passende Instrument herausarbeiten. Einige Anregungen:

Individuelle und kreative Mittagspause: Haben Sie schon einmal über eine kreative oder eine sportliche Mittagspause nachgedacht? Ein Mittagskonzert im Tucherschloss in Nürnberg, Dauer 30 Minuten, Kosten ein Euro. Spezielle Mittagskurse in einem Fitnessstudio, Entspannungsräume zur freien Verfügung, ob Yoga oder Massagen. Oder Mitarbeiter schließen sich zu Laufgruppen oder einem Spaziergang zusammen. Menschen, die einen hektischen Arbeitsplatz haben, werden es genießen, einen ruhigen Platz aufzusuchen: Einen leeren Konferenzraum, um ein Buch oder die Tageszeitung zu lesen, einen Spaziergang um die vier Ecken oder in den nächstgelegenen Park, Musik hören über MP3-Spieler, auf eine Parkbank setzen und einfach träumen. Menschen, die einen ruhigen Arbeitsplatz haben und vor sich "hinarbeiten", benötigen möglicherweise etwas mehr Aktion in der Pause: Vielleicht ein Kickerspiel mit Kollegen.

Familien-Service: Der Arbeitgeber schließt einen Rahmenvertrag mit einem Unternehmen ab, das Mitarbeiter unterstützt, die in einer besonderen Lebensphase stecken (z.B. ein älterer Familienangehöriger ist plötzlich zu betreuen). Der Arbeitnehmer weiß nicht, wo und wie er diese neue Herausforderung organisieren soll. Hier kann der Familien-Service mit Rat und Tat zur Seite stehen. Dieser Service wird vom Arbeitgeber getragen, wenn zusätzlich Hilfe benötigt wird, zahlt dies der Arbeitnehmer selbst (z.B. Einstellung einer Pflegekraft für zuhause). Der große Vorteil der Arbeitgeber ist, dass der Mitarbeiter keine wertvolle Arbeitszeit für die Organisation der neuen Lebenssituation aufwendet, sondern nach wie vor mit seiner Zeit und seiner Kraft dem Unternehmen zur Verfügung steht.

Mitarbeiter im Alltag entlasten: Einen Rahmenvertrag mit einem Reinigungsservice schließen – dieser Service holt und bringt die zu reinigenden Kleidungsstücke in die Firma.

Raum für Erholung schaffen: Beispielweise wird am "Casual Friday" ein mobiler Massagedienst angeboten. Die Kostenübernahme kann unterschiedlich geregelt werden: Entweder das Unternehmen bezahlt den Service komplett oder dieser wird vom Arbeitgeber angeboten und über einen Rahmenvertrag bezahlt und organisiert. Die Kosten pro Sitzung werden von den einzelnen Arbeitnehmern zu einem sehr günstigen Tarif getragen.

Feste feiern: Sommer-, Grill- und Weihnachtsfeste sowie eine Rallye tragen zur Stärkung der Zusammengehörigkeit bei. Schließen Sie private Wetten ab – es gibt sicherlich Sportbegeisterte innerhalb eines Unternehmens, die sich zusammenschließen, weil eine wichtige Herausforderung im Tennis, Hockey oder beim Fußball ansteht.

Nicht nur die Arbeitgeber sind gefordert: Nicht nur die Chefs sind für eine freundliche Atmosphäre verantwortlich, auch die einzelnen Mitarbeiter haben es naturgemäß in der Hand, ob die Arbeit gut von der Hand geht und die Umgebung stimmt. Einige der Motivatoren im Büro: Ein frischer Blumenstrauß auf dem Schreibtisch, ein schönes Gemälde an der Bürowand, Erfolge feiern, den Kollegen auch einmal ein Kompliment machen oder über sich selbst lachen.

Selbstverständlich steckt hinter derlei Angeboten nicht reiner Altruismus des Arbeitgebers, sondern die schlichte Kalkulation, dass motivierte, freundliche Arbeitnehmer, die mit Freude und Spaß bei der Arbeit sind produktiver sind.

Externer Kontakt: Christine Rosemann (CR / C, Christine Rosemann / Human Resources / Consulting, Großenseebach) berät Unternehmen in der Metropolregion (www.cr-c.de).
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 02|2009, Seite 40

 
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