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IHK-Konjunkturumfrage

Im Sturm der Wirtschaftskrise

Die Aufträge bei der mittelfränkischen Industrie brechen ein, während die Nachfrage der Verbraucher noch stabil ist. Dies sind wichtige Ergebnisse der jüngsten IHK-Konjunkturumfrage.

Mehr als drei Jahre sind Umsätze und Beschäftigung in Mittelfranken kräftig gewachsen. Seit Herbst 2008 hat der weltweite Konjunktureinbruch nun auch die regionale Wirtschaft erfasst. In ihren Geschäften bereits massiv beeinträchtigt zeigen sich Hersteller von Investitionsgütern, Automobil-Zulieferer sowie Produzenten von Vorleistungen. Im Dienstleistungssektor zählen die industrienahen Handelsvertretungen sowie Speditionen und Logistikunternehmen zu den Hauptbetroffenen.

Die Umsätze des Einzelhandels und der Dienstleister sind noch weitgehend stabil. Denn gesunkene Preise speziell von Lebensmitteln und Mineralölprodukten haben gemeinsam mit den etwas höheren Nettoeinkommen zum Jahreswechsel (Arbeitslosenversicherungsbeitrag, Kindergeld) die Ausgabenspielräume der Verbraucher erweitert. "Somit weisen die Ausgaben der Konsumenten keine Spuren der Krise auf und wirken stabilisierend auf die verbrauchernahen Wirtschaftssektoren", so IHK-Volkswirt Dr. Udo Raab zu den Ergebnissen der Frühjahrsumfrage zur Konjunktur.

Nach dem scharfen Einbruch des Wirtschaftswachstums im zweiten Halbjahr 2008 halten sich zu Jahresbeginn 2009 "gute" und "schlechte" Urteile der mittelfränkischen Unternehmen nahezu die Waage. Ihre aktuelle Geschäftslage beurteilen 22 Prozent der Befragten als "gut", 24 Prozent als "schlecht". Der Saldo ist damit gegenüber dem vergangenen Herbst von plus 18 auf minus zwei Prozentpunkte gefallen (siehe Grafik).

Eingetrübt haben sich dementsprechend auch die Erwartungen an die Geschäftsentwicklung im Jahr 2009 – und zwar über alle Branchen und Betriebsgrößen hinweg. Bereits absehbar sind sinkende Auslastungsgrade, steigende Lagerbestände sowie wachsende Wertberichtigungsbedarfe. 39 Prozent der Befragten befürchten eine Verschlechterung, nur zwölf Prozent setzen auf Besserung. Der Saldo aus zuversichtlichen und skeptischen Geschäftsausblicken liegt mit minus 27 Punkten sogar etwas schlechter als in den letzten Abschwungjahren 1993 und 2003. Am ausgeprägtesten ist der Pessimismus in Industrie, bei industrienahen Handelsbetrieben und im Güterverkehr (siehe Grafik).

Der markante Rückgang der Auftragseingänge aus dem Ausland wird sich im Jahr 2009 fortsetzen. Entlastungen für die deutsche Wirtschaft ergeben sich aber aus dem gesunkenen Euro-Kurs und den gefallenen Preisen für Rohstoffe und Energie.

Entwicklung nach Branchen
Die mittelfränkische Industrie sieht sich zu Jahresbeginn 2009 mit "einem Nachfrageeinbruch in bisher selten beobachteter Schärfe und Geschwindigkeit konfrontiert", so IHK-Präsident Prof. Dr. Klaus L. Wübbenhorst. Mehr als die Hälfte der Befragten klagen über gesunkene Inlandsaufträge, zwei Drittel der Unternehmen über weniger Auslandsaufträge. So sieht jeder zweite Befragte den Auftragsbestand als "zu klein" an, jeder vierte Industriebetrieb bezeichnet die Kapazitätsauslastung als "ungenügend". Die Urteile der Bauwirtschaft sind zu Jahresbeginn 2009 von saisonalen Einflüssen ebenso wie von der geschwächten Industriekonjunktur geprägt. In Erwartung zusätzlicher Geschäfte blickt die Branche insbesondere auf mögliche Aufträge im öffentlichen Bau, die durch die Konjunkturprogramme der Bundesregierung in den Kommunen initiiert werden sollen.

Im Handel liegen Sorgen und Hoffnungen eng zusammen. Über 85 Prozent der befragten Großhändler beurteilen ihre aktuelle Geschäftslage mit "gut" oder "befriedigend". Zugleich erwartet aber jeder zweite Betrieb eine Verschlechterung der Geschäftslage als Folge von rückläufigen Umsätzen. Handelsvertretungen haben bereits Umsatzeinbußen erlitten und sorgen sich nun erheblich um ihr Geschäft mit der Industrie im Jahr 2009. Im Einzelhandel hat sich das Urteil über die Geschäftslage dank eines befriedigenden Weihnachtsgeschäfts und einer stabilen Konsumneigung der Verbraucher sogar etwas aufgehellt. Vor allem die Preissenkungen bei Lebensmitteln, Heizöl und Benzin haben den Ausgabenspielraum der Verbraucher erweitert. Dennoch befürchten die Einzelhändler eine verstärkte Konsumzurückhaltung, falls die Arbeitslosigkeit im weiteren Jahresverlauf deutlich steigen sollte.

In den Büchern der Güterverkehrswirtschaft hat sich die Konjunkturschwäche bereits niedergeschlagen. Angesichts der Abhängigkeit dieser Branche vom internationalen und nationalen Güterumschlag sind die Unternehmen deutlich in der Mehrheit, die eine weitere Verschlechterung von Auftragslage, Umsätzen und Erträgen befürchten. Medien, Beratungs- und IT-Unternehmen sowie die Betriebe der Immobilienwirtschaft urteilen zu Jahresbeginn 2009 mehrheitlich positiv über ihre Geschäftslage, bringen in ihren Geschäftsaussichten und Budgetplanungen aber auch eine deutliche Zurückhaltung zum Ausdruck. Die verbrauchernahen Dienstleistungen mit Gast- und Reisegewerbe, Vermittlungs- und Versicherungswesen sowie dem Freizeit-, Kultur- und Gesundheitsgewerbe wirken als stabilisierendes Element. Speziell die Gäste- und Übernachtungszahlen im Tourismus zeigen keine Spuren der weltweiten Krise.

Investitionen und Beschäftigung
Das Investitionsklima der mittelfränkischen Wirtschaft fällt zu Jahresbeginn 2009 ins Negative. Jedes dritte befragte Unternehmen in Mittelfranken und dabei sogar fast jeder zweite Industriebetrieb will die Investitionen zurückfahren. Die gesunkene Auftragseingänge der Industrie führen dazu, dass Betriebe aller Branchen ihre Investitionspläne auf Eis legen und über Anpassungen nachdenken. Selbst bei den verbleibenden Investitionsabsichten sinken die Spielräume zur Selbstfinanzierung mit der Perspektive niedrigerer Erträge; bei Fremdfinanzierung sind gestiegene Anforderungen der Kreditinstitute an Sicherheiten zu erfüllen.

So sinkt nun auch die geplante Beschäftigung. Dies erfolgt derzeit vorwiegend über Resturlaub, Überstunden-Abbau, Nicht-Verlängerung von Zeitarbeit oder Kurzarbeit. Damit findet die konjunkturelle Abkühlung über die saisonale Schwäche hinaus noch kaum Niederschlag in den Arbeitslosenquoten. Dennoch kann durch Kurzarbeit nur ein zeitweiliger Aufschub zur Überbrückung einer kurzfristigen Nachfrageschwäche ohne Entlassungen erreicht werden.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 03|2009, Seite 10

 
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