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Fraunhofer-Institut

Smarte Technologien kommunizieren intelligent

Für welche neuen Anwendungen lassen sich bestehende Identifikations-, Ortungs- und Kommunikationssysteme nutzen? Dieser zentralen Frage widmet sich das neue „Zentrum für Intelligente Objekte“ (ZIO) in Nürnberg.

Die Forschungseinrichtung gehört zum Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen (IIS) und hat ihren Sitz in der Forschungsfabrik im Nürnberger Nordostpark. Die Wissenschaftler entwickeln Lösungen, um verschiedene Navigations- und Ortungstechniken (sogenannte "Smart Object"-Technologien wie z.B. GPS, Egnos, Galileo, W-LAN oder Witrack) zu kombinieren. Nach Worten von IIS-Leiter Prof. Dr.-Ing. Heinz Gerhäuser könnten dadurch völlig neue Anwendungsgebiete für die Wirtschaft entstehen. Einige Beispiele: In der Produktion könnten die Fertigungsteile mit der Lagersoftware "intelligent" kommunizieren, um Wartezeiten oder Leerstände zu vermeiden. Durch RFID-Systeme (Radio-Frequency-Identification-Technologie), drahtlose Sensornetzwerken und Lokalisierungstechnik ist eine entsprechende Steuerung kein Problem mehr. Die Systeme können das autonome Parken, bei dem ein Auto auch ohne den Fahrer einparkt, verbessern. Oder ein Funkamulett warnt Autofahrer vor Kindern, die sich zwischen Autos hindurch Richtung Fahrbahn bewegen.

Das ZIO wird vom Freistaat Bayern zunächst für fünf Jahren mit insgesamt neun Mio. Euro gefördert. Weitere 30 bis 40 Prozent des Etats - zusätzlich zur Grundförderung des IIS - sollen auf mittlere Sicht über Industrieprojekte eingenommen werden. Nach derzeitigen Planungen werden in den nächsten Jahren 40 neue Arbeitsplätze im ZIO entstehen. Bei der Wirtschaft stoßen die Themen der Wissenschaftler schon jetzt auf großes Interesse, nach Aussage Gerhäusers ist das Zentrum mit dem "who ist who der Logistik" im Gespräch. ZIO-Leiter Dr. Alexander Pflaum berichtet, dass im Großraum Nürnberg bereits ein Projekt mit dem Logistik-Unternehmen Geis durchgeführt worden sei. Außerdem gebe es u.a. Unternehmenskontakte zu den regionalen Unternehmen sepp.med, Dr. Hein und Corscience. Daneben werden etwa Ideen einer Zusammenarbeit mit Siemens oder mit Poly IC, einem Joint Venture von Siemens und der Leonhard Kurz Stiftung, vertieft.

Die Lufthansa-Tochter Technik Logistik kooperiert bereits seit Jahren mit dem IIS, wie Michael Scheferhoff als verantwortlicher Programmmanager RFID der Fluggesellschaft berichtete. Ein erstes Projekt betraf reparaturbedürftige Fluggeräteteile, die mit RFID-Funkchips gekennzeichnet werden und dadurch auf dem Weg in die interne Serviceeinheit und zurück ständig nachverfolgt werden können. Im nächsten Schritt sollen auch Lieferanten und weitere externe Dienstleister mit in das System eingebunden werden. Mit RFID-Technik habe man in der Logistik Beschleunigungen von 50 Prozent erreicht, resümierte Scheferhoff. Die nächsten Anwendungsfelder könnten die Flugzeugwartung, die kompletten Werkstattprozesse oder die technische Überholung von Massen-Equipment im Flugzeug sein.

Das Grundprinzip der RFID-Technologie besteht laut ZIO-Leiter Pflaum darin, die "Objekte mit einem mikroelektronischen Baustein in Größe einer Scheckkarte oder Streichholzschachtel, einem sogenannten Sensorknoten, auszustatten". Dieser Sensorknoten kommuniziert drahtlos mit anderen Knoten und der Umgebung und kann kleinere Software-Programme ausführen. Beispielsweise kann sich eine mit einem Sensorknoten ausgestattete Ersatzteilverpackung über das in vielen Lagern vorhandene drahtlose Ethernet mit dem Internet verbinden, Anfragen aus dem Internet aufnehmen, einen Abgleich mit den konkreten Anforderungen durchführen und bei im Voraus definierten Übereinstimmungsmerkmalen eine Antwort an den Verfasser der Anfrage versenden.

Autor/in: 
tt.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 03|2009, Seite 24

 
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