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50 Jahre "Barbie"

Mattels Erfolgstory begann in Franken

Die Kunststoffdamen sind gut 29 Zentimeter groß, 200 Gramm leicht, der Renner war damals die patentierte Halskonstruktion, die den Kopf bewegen ließ und die neuartige Hüftbefestigung. Sie ermöglicht das gerade Abspreizen der Beine, ein nicht ganz unwichtiges Detail, wenn Frau topmodische Miniröcke überzieht. Dr. Marion Faber, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Nürnberger Spielzeugmuseum, zeigt die Barbie-Welt im Schaukasten. Doch darüber sieht man die fast gleich aussehende fränkische Lilli, Barbies legitime Vorgängerin.

Auf seiner deutschen Homepage erzählt der amerikanische Spielzeughersteller Mattel folgende Geschichte: "In den 50er Jahren beobachtete Ruth Handler (die Firmenchefin von Mattel, Anm. d. Red.), wie ihre Tochter mit Puppen aus Papier spielte. Da es in dieser Zeit fast ausschließlich Babypuppen gab, entwickelte Ruth Handler eine Ankleidepuppe, mit der die Mädchen all das spielen konnten." Dem widerspricht die Kunsthistorikerin Dr. Marion Faber: "Das war ganz anders." In den 50er Jahren habe es in der Bild-Zeitung einen Cartoon mit einer jungen, frechen Frau namens Lilli gegeben. Irgendwann beschloss man, sie als Puppe entwickeln zu lassen. So kam die Firma Hausser aus Neustadt bei Coburg ins Spiel, die Erfolg mit der Herstellung von Western- und Indianerpuppen hatte. "Dort gab es den begnadeten Modellier Max Weißbrodt, der die Lilli entwickelte", erzählt Faber. Die Firma Hausser hatte auch das Patent für Lilli und verkaufte sie bald mit Erfolg – nicht als Kinderspielzeug, sondern als Sammelpuppe für Erwachsene. Irgendwann in den 50ern entdeckte Ruth Handler auf einer Europareise Lilli und erkannte sofort die Marktchancen.

Wie aus Sicht der 2002 verstorbenen Mattel-Gründerin Handler aus Lilli Barbie wurde, hat der Autor Dieter Warnicke recherchiert. Er besitzt einen Brief von 1994, in dem Handler einräumt, Barbie nach dem Modell von Lilli entworfen zu haben und später die Rechte von Hausser erworben zu haben. Damit sind die fränkischen Wurzeln des "Jahrhundertspielzeugs" bewiesen.

Autor/in: 
dig.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 03|2009, Seite 53

 
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