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Wirtschaftstag Indien

Facettenreicher Standort

Die Wirtschaft Indiens bleibt trotz Weltwirtschaftskrise auf der Überholspur. Bis 2020 will sie an China vorbeigezogen sein.

Auch die indische Wirtschaft kühlt im Sog der Weltwirtschaftskrise ab. Doch ein Absinken der Wachstumsrate 2008/2009 um rund einen Prozentpunkt würde für Indien immer noch ein Plus von etwa sieben Prozent bedeuten. Insbesondere der Dienstleistungssektor boomt mit fast zehn Prozent Wachstum weiter. Dirk Matter, Geschäftsführer der Deutsch-Indischen Handelskammer in Düsseldorf, betonte auf dem IHK-Wirtschaftstag Indien in Nürnberg, dass zudem die Inflationsrate, die 2008 zwischenzeitlich bis auf zwölf Prozent hinauf geschnellt war, inzwischen wieder unter Kontrolle sei.

Fast alle Referenten wiesen deshalb auch auf die Größe des Landes hin. Wer über Geschäftsbeziehungen zu Indien nachdenkt, sollte immer im Auge behalten, dass es sich hier um einen Halbkontinent handelt, der flächenmäßig rund ein Drittel der gesamten Fläche des Kontinents Europa umfasst und mehr als eine Mrd. Einwohner hat. Vor einem geschäftlichem Engagement ist es deshalb unerlässlich, sich genau über die 28 Bundesstaaten und die Vielzahl von Bevölkerungsgruppen und Industriestandorten zu informieren. Der wirtschaftlich stärkste Bundesstaat Indiens ist Maharashta mit den beiden Städten Pune und Mumbai (Bombay). Pune hat sich nach Aussage Matters zu einem Zentrum deutscher Niederlassungen in Indien entwickelt. Insbesondere seien dort deutsche Maschinenbau- und Automobilbaufirmen vertreten. Volkswagen baut dort gerade ein neues Werk.

Pune wird auch von der Lufthansa direkt angeflogen, wenn auch bisher nur im Passagierverkehr, wie Tobias Goer von der Emo-Trans GmbH berichtete. Der für Indien zuständige Manager dieses Logistikunternehmens verweist allerdings auch auf die besonderen logistischen Herausforderungen. Die Qualität lokaler Dienstleistungen sei sehr gering, Container würden oft per Hand entladen. Mit dem Straßennetz von einer Gesamtlänge von 3,3 Mio. Kilometer – dem längsten der Welt – sei das Land eigentlich überfordert. Doch sollen in dieses Netz in den nächsten Jahren rund 60 Mrd. US-Dollar investiert werden. Das deute, meint Goer, auch auf die Aufbruchstimmung hin, die in Indien herrsche.

Trotz allen Reform- und Wachstumseifers, der Indien auch schon mehr als 40 Satelliten in den Weltall schießen ließ, kommt es konkret vor Ort in den Verhandlungen vor allem darauf an, interkulturelle Differenzen zu kennen. Berater Manuel Vermeer vom East Asia Institute in Ludwigshafen verwies auf die Religion als entscheidende Motivationsquelle der meisten Inder sowie der besonderen Bedeutung persönlicher Beziehungen. Hermann Weiler, Geschäftsführer der GDW Werkzeugmaschinen Herzogenaurach GmbH, der schon seit 40 Jahren in Indien aktiv ist, gibt dazu den Rat: "Mit Freundlichkeit und Geschenken kommt man weiter."

Autor/in: 
sm.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 04|2009, Seite 16

 
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