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Auftragsberatungszentrum Bayern

Wegbereiter für gute Geschäfte

Ein digitaler Ausschreibungsservice und ein siebenköpfiges Team verhelfen Bayerns Firmen zu mehr Chancen bei öffentlichen Aufträgen.

Ein gutes Beispiel für diese fruchtbare Zusammenarbeit von Staat und Wirtschaft im Freistaat ist das Auftragsberatungszentrum Bayern e.V. (ABZ). Die Ursprünge des ABZs gehen auf das Jahr 1916 zurück, als diese Stelle dazu diente, kriegswichtige Güter zu beschaffen. Ende der 50er Jahre wurde die Institution neu gegründet als Landesauftragsstelle Bayern. Seit 1. Januar 2002 firmiert sie als Auftragsberatungszentrum Bayern e.V. (ABZ).

Das ABZ ist ein Gemeinschaftsprojekt der bayerischen IHKs und des bayerischen Handwerks, das von Bayerns Wirtschaftsministerium bezuschusst wird. Zudem finanziert sich das ABZ über eigene Einnahmen. Das Ziel des ABZs ist klar: Es soll kleineren Firmen helfen, an öffentliche Aufträge zu kommen. Dafür steht ABZ-Geschäftsführer Frank Dollendorf ein Team mit sieben Mitarbeitern zur Verfügung.

"Die Firmen brauchen unsere Informationen über Ausschreibungen. Und sie brauchen praktische Hilfe, um das Ausschreibungsverfahren und den Bewerbungsprozess zu überstehen", sagt Dollendorf. Um zu verstehen, warum diese Arbeit so wichtig ist, muss man einen Blick auf die volkswirtschaftlichen Dimensionen werfen, um die es hier geht. So werden in Deutschland pro Jahr öffentliche Aufträge im Gesamtwert von etwa 400 Mrd. Euro vergeben. In der EU sind es nach Schätzungen der EU-Kommission rund 1 500 Mrd. Euro. Kaum vorstellbare Summen, die in eine unüberschaubare Zahl von Projekten und Maßnahmen fließen. Laut EU-Statistik werden allein in Deutschland pro Jahr knapp 9 000 öffentliche EU-Ausschreibungen vergeben, in Großbritannien gar an die 20 000.

Gleich ob Bau, Rüstung, Energie, Verkehr oder Entsorgung – überall lockt das Geschäft mit der öffentlichen Hand. Wichtig für die Wirtschaft ist zudem der Trend, Dienstleistungen an Privatfirmen zu vergeben. Schulkinder oder Patienten in Krankenhäusern verpflegen, Schulen putzen oder Gebäude bewachen, all das sind Aufgaben, die auch kleinere Betriebe erledigen könnten, wenn sie denn besser zum Zuge kämen.

Kleine Firmen profitieren aber bislang so wenig von staatlichen Aufträgen, dass selbst Brüssel Alarm schlägt. So wird in einer Studie der EU-Kommission mit dem nüchternen Titel "Der Zugang von KMU zu öffentlichen Aufträgen" in ebenso nüchternem Ton festgestellt, "kleinere und mittlere Unternehmen" würden durch "Zugangshindernisse in besonderem Maße beeinträchtigt". Die Gründe hierfür kennt ABZ-Chef Dollendorf: Kleine Firmen leiden beim Kampf um öffentliche Aufträge laut EU-Bericht unter mangelhafter Information, schwer verständlicher Formulierung der Ausschreibungen, knappen Fristen für die Ausarbeitung von Angeboten und hohem Verwaltungsaufwand. Dabei ist die EU selbst Mitverursacher dieser Mängelliste. So werden beispielsweise nur größere öffentliche Aufträge oberhalb bestimmter Schwellenwerte im Amtsblatt der EU veröffentlicht. Die EU-Online-Datenbank TED (Tenders Electronic Daily) ist zwar kostenfrei, informiert aber ebenfalls nur über die sogenannten "europaweiten Ausschreibungen".

Die offiziellen EU-Informationskanäle decken somit gerade den Anteil jener 16 Prozent größerer öffentlicher Aufträge ab, bei denen ohnehin meist nur Großunternehmen zum Zuge kommen. Die Vergabe der Masse der Aufträge geschieht weiter im europäischen Dunkeln – ein Missstand, gegen den die EU-Staaten wenig tun. Fehlende Transparenz hat ihre Vorzüge, so hält man sich lästige Konkurrenz aus den Nachbarländern vom Hals.

Herzstück des ABZ ist der Ausschreibungsservice C@TS. Das Kürzel steht für "Computer Aided Tender Service". Dieses Angebot ermöglicht eine direkte und zeitsparende Suche nach den europaweiten Ausschreibungen oberhalb der Schwellenwerte, die aus der Datenbank TED integriert werden, als auch nach den unterschwelligen regionalen Veröffentlichungen aus den zehn beteiligten Ländern Deutschland, Frankreich, Belgien, Italien, Großbritannien, Irland, Dänemark, Norwegen, Österreich und Polen. Ausgewertet werden Vergabedatenbanken und verschiedene Websites großer Kommunen sowie diverse Ausschreibungsblätter.

Firmen können C@TS im Jahres-Abonnement buchen. Der Preis richtet sich nach dem Umfang der gewünschten Service-Palette. Das Bayern-Paket kostet rund 300 Euro plus Mehrwertsteuer, wer umfassende bundes- oder europaweite Informationen haben will, muss entsprechend mehr bezahlen. Auf Wunsch wird auch in den USA oder in Asien nach passenden Projekten gesucht. Wer skeptisch ist, kann C@TS einen Monat lang kostenlos testen. Ferner sind Grundfunktionen dieser Ausschreibungsdatenbank im Internet frei verfügbar. Unter www.abz-bayern.etisportal.com können Unternehmer Titel der Ausschreibungen kostenlos einsehen. Die vollständigen Bekanntmachungstexte gibt es dagegen nur für ABZ-Abonnenten.

Autor/in: 
bihk
Externer Kontakt: www.abz-bayern.de, Ausschreibungsservice C@TS: www.abz-bayern.etisportal.com
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 04|2009, Seite 18

 
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