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Logistikstandort

Gut verbunden

Illu_WiM_0409 © Illustration: Petra Herberger

Die Metropolregion Nürnberg kann gegenüber anderen Logistikstandorten mit zentraler Lage, hervorragender Infrastruktur und wissenschaftlicher Kompetenz punkten. Eine aktuelle Studie sieht aber Nachholbedarf bei Flächenmanagement und Markenbildung.

Die Metropolregion Nürnberg kann gegenüber anderen Logistikstandorten mit zentraler Lage, hervorragender Infrastruktur und wissenschaftlicher Kompetenz punkten. Eine aktuelle Studie sieht aber Nachholbedarf bei Flächenmanagement und Markenbildung. Illustration: Petra Herberger

Nürnberg liegt eingebettet zwischen den absatzstarken Märkten Westeuropas und den wichtigen Produktionsstandorten in Osteuropa. Als Standort für den Vertrieb bietet sich die Region wegen ihrer zentralen Lage an: In einem Umkreis von 250 Kilometern rund um Nürnberg sind knapp 40 Mio. Menschen erreichbar. Andere Wirtschaftsregionen beneiden die Metropolregion auch wegen der weit überdurchschnittlichen Infrastruktur. Sie ist an alle Verkehrsträger angebunden, viele Wege kreuzen sich hier. Die wesentlichen Pluspunkte: Binnenhafen mit Güterverkehrszentrum, Flughafen und Kreuzungspunkt für zahlreiche Autobahn- und Eisenbahnstrecken. Wissenschaftlich beschäftigen sich in der Metropolregion drei Universitäten, sechs Fachhochschulen sowie wissenschaftliche Einrichtungen mit Fragen von Verkehrswirtschaft und Mobilität.

Trotz dieser klaren Stärken fehlt es dem Logistikstandort Nürnberg bisher an einem klaren Profil, erklärt Prof. Peter Klaus, Geschäftsführer der Fraunhofer Arbeitsgruppe für Technologien der Logistik-Dienstleistungswirtschaft (ATL). "Die Logistik wird in Nürnberg und der Metropolregion bislang nicht als Kernbranche erkannt." Das ATL ist Autor der aktuellen Studie "Logistikstandort Nürnberg", die vom Center for Transportation & Logistics Neuer Adler e.V. (CNA), der Stadt Nürnberg, der IHK Nürnberg für Mittelfranken und der Hafen Nürnberg-Roth GmbH initiiert und finanziell unterstützt wurde. Im Rahmen der Untersuchung wurde eine Vergleichsanalyse mit insgesamt zehn Logistikregionen durchgeführt: sechs Standorte (München, Kassel/Bad Hersfeld, Leipzig, Hannover, Duisburg und Berlin) innerhalb und vier Standorte (Linz, Pilsen, Verona und Lüttich) außerhalb Deutschlands.

Prof. Klaus rechnet damit, dass sich die klassischen Verkehrswege im internationalen Handel verändern werden: So werden Schiffe aus Asien stärker die Mittelmeerhäfen anlaufen, von dort aus werden die Güter dann in das europäische Hinterland transportiert. Die klassischen Nordseehäfen Rotterdam, Antwerpen und Hamburg seien dagegen zu Hochzeiten der Weltkonjunktur überlastet. Von der Neuausrichtung der internationalen Güterströme dürfte Nürnberg besonders profitieren. Beim strukturellen Vergleich der Standorte nennt die Studie vor allem Leipzig und München als Konkurrenten, auch diese seien sehr stark mit Logistikangeboten Richtung Ost- und Südosteuropa aktiv. Um den Vorsprung zu halten, müsse dem Ausbau der Infrastruktur in der Region Nürnberg weiter großes Augenmerk geschenkt werden, so Klaus.

Bestätigt wurde die hohe Standortqualität durch eine von der IHK initiierte Expertenbefragung, die Bestandteil der Studie ist: 15 Fachleute aus unterschiedlichen Branchen (u.a. Puma, INA Schaeffler, Simba Dickie Group, DHL), die sowohl innerhalb als auch außerhalb der Region Logistik-Investitionsentscheidungen getroffen haben, wurden nach ihrer Einschätzung der Standortqualität befragt. Nach Aussage der stellvertretenden IHK-Hauptgeschäftsführerin Ursula Poller werden neben Infrastruktur, zentraler Lage und wirtschaftlichem Potenzial auch die sehr gut qualifizierten Fachkräfte als Pluspunkte der Metropolregion genannt.

Klaus nannte aber auch einige Schwächen der Logistikregion Nürnberg. Sie sei als Marke nicht präsent, auch die Struktur der Branche wirke nach außen intransparent, zentrale Ansprechpartner fehlen. Aus diesem Grund wollen die Initiatoren der Studie die Öffentlichkeitsarbeit verstärken und die Kommunikation mit potenziellen Investoren intensivieren. Dazu muss jedoch das Flächenmanagement verbessert werden: Da die Flächen im Güterverkehrszentrum Hafen Nürnberg begrenzt sind, fehlten Gewerbeflächen speziell für Logistikunternehmen. Es gelte deshalb, alternative Standorte zu entwickeln. Klaus plädierte außerdem dafür, die regionalen Akteure (z.B. CNA e.V., Logistik Agentur Oberfranken e.V. und BVL Gruppen Franken) noch besser zu vernetzen.

Autor/in: 

sg.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 04|2009, Seite 24

 
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