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Hafen Nürnberg-Roth

Investitionen im Güterverkehrszentrum

Trotz eines konjunkturell bedingten Rückgangs im vierten Quartal hat der Hafen Nürnberg-Roth im vergangenen Jahr erneut einen Rekord aufgestellt.

Der Güterumschlag stieg um sechs Prozent auf 14,1 Mio. Tonnen und übertraf damit auch den Bundesdurchschnitt von 2,3 Prozent, erklärte Hafen-Geschäftsführer Harald Leupold. Das Wachstumstempo werde noch deutlicher, wenn man an die 9,7 Mio. Tonnen Güterumschlag im Jahr 2004 denke.

Der Bahnverkehr legte nochmals um mehr als zwölf Prozent auf 3,4 Mio. Tonnen zu. "Damit zahlen sich die Investitionen in den Ausbau der Bahninfrastruktur und in das Terminal für den sogenannten Kombinierten Verkehr aus", sagte Leupold. Die Länge der eigenen Gleisanlagen mit Hafenbahnhof und Stellwerk umfasst bereits 42 Kilometer. Das zweitstärkste Wachstum wurde im Bereich Lkw-Umschlag mit einem Plus von knapp vier Prozent auf 10,1 Mio. Tonnen verbucht. Der Zuwachs kam durch einen erhöhten Umschlag von Industrie- und Handelsgütern und den gestiegenen Straßentransport von Containern zustande. Leupold widersprach aber der Vorstellung, dass mehr Lkw-Fracht zwangsläufig auch proportional steigenden Schwerverkehr bedeute. Vielmehr überwiege der optimierte – also besser ausgelastete – Transport mit vorhandenen Lkw, die in das und aus dem Güterverkehrszentrum (GVZ) pendeln. Der Schiffsumschlag wuchs mit land- und forstwirtschaftlichen Erzeugnissen sowie Dünge- und Futtermittel um ebenfalls mehr als zwölf Prozent auf 540 000 Tonnen.

Stolz ist Leupold auf den sogenannten Modal Split (Anteile der einzelnen Verkehrsträger) im Nürnberger GVZ: Fast ein Viertel der gesamten Tonnage werde umweltfreundlich per Schiene transportiert, zuzüglich der umweltverträglichen Schiffsfracht. Damit liege man deutlich über dem bundesweiten Durchschnitt, der es nur auf neun Prozent Schienentransport bringe.

Im Hafengelände wurden von mehreren Investoren insgesamt 67 Mio. Euro investiert. Zu den bedeutendsten Einzelprojekten gehört der Greenfield Logistikpark u.a. mit einem Distributionszentrum für die Hilti-Gruppe, der Neubau einer Speditionsanlage für DHL Freight sowie das Recycling-Zentrum Derichebourg. Insgesamt beschäftigen die 260 Unternehmen im Hafengebiet über 5 300 Arbeitnehmer, 200 weniger als im Vorjahr. Wesentlicher Grund für den Rückgang war der Wegzug eines größeren Unternehmens in das Gewerbegebiet Nürnberg-Feucht.

Für das Geschäftsjahr 2009 zeigte sich Hafen-Chef Leupold "nicht euphorisch, aber realistisch optimistisch". Der Zuwachs im laufenden Jahr könne aus der vorhandenen Kapazität als "Hinterland-Hub" für die internationalen Seehäfen in Deutschland, die Niederlande und Belgien kommen. Mit dem drittgrößten EU-Hafen im belgischen Antwerpen führe man konkrete Gespräche über eine Zusammenarbeit. Zudem nehme die Bedeutung als Distributionsstandort zu. Hilti bediene etwa den gesamten süddeutschen, österreichischen und tschechischen Raum vom Hafen aus.

Vielversprechend sieht Leupold die Gateway-Funktion, die Nürnberg für 20 EU-Länder nach Südeuropa einnehme, beispielsweise mit täglich zwei Nachtzügen nach Verona und Trient. Der dritte Nachtzug nach Bolog-na startete gerade Anfang April. Attraktiv wird diese Verbindung auch durch das diskutierte Nachtfahrverbot für Lkw auf der Brennerautobahn. Die Züge fahren drei Mal pro Woche von Nürnberg nach Bologna-Interporto, die Transitzeit beträgt 15 Stunden. Diese Verbindung ermöglicht auch die Anbindung an die Häfen Ravenna (Adria) und Livorno (Thyrrenisches Meer), von wo aus Containerschiffe in alle Welt ablegen.

Trotz der "Wachstumsdelle in der Logistik" in diesem Jahr will Leupold aber keine Abstriche an seinen Infrastrukturmaßnahmen machen. 40 Mio. Euro sollen von mehreren Beteiligten investiert werden, davon wird die DB Netz rund 32 Mio. Euro in das bedeutendste Einzelprojekt, den Bau des zweiten Moduls der Container-Umschlaganlage investieren. Zum Fahrplanwechsel Ende des Jahres soll dann die bisherige Anlage in der Austraße in Nürnberg-Gostenhof endgültig geschlossen werden. Für die Anwohner dort bedeutet das, dass die täglich bis zu 725 Lkw mit ihren Zu- und Abfahrten wegfallen.

Autor/in: 
tt.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 04|2009, Seite 40

 
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