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Schwurgerichtssaal 600

Memorium Nürnberger Prozesse

Der Verhandlungsort der Nürnberger Prozesse bekommt ein neues Museum. Die Fertigstellung ist für 2010 geplant.

Vor 60 Jahren schrieb dieser Ort Geschichte. Mit einem symbolischem Spatenstich – genauer gesagt Durchschlag – erfolgte kürzlich der Start der Umbaumaßnahmen des Nürnberger Justizpalastes. Nürnbergs Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly, Bayerns Justizministerin Dr. Beate Merk sowie der Kulturbeauftragte der Bundesregierung, Bernd Neumann, durchschlugen hierfür eine symbolische Wand. Der Schwurgerichtssaal 600, in dem von 1945 bis 1949 die Nürnberger Prozesse stattfanden und der auch 60 Jahre später noch immer von der Justiz genutzt wird, soll bis 2010 eine eigene Dauerausstellung "Memorium Nürnberger Prozesse" bekommen.

Die historische Bedeutung des Ortes ist unbestritten: Nürnberg wird mit den Reichsparteitagen und den Nürnberger Rassegesetzen in Verbindung gebracht. Die Siegermächte kamen deshalb überein, dass die NS-Zeit in Nürnberg juristisch aufgearbeitet werden sollte. So markierten die Nürnberger Prozesse zugleich den Beginn einer internationalen Strafgerichtsbarkeit und sind tief im kulturellen Gedächtnis der Menschen verankert.

Im Jahr 2000 wurden erstmals öffentliche Führungen angeboten und seitdem hat sich die Zahl der Besucher von 3 600 auf 20 000 erhöht, erklärt Henrike Zentgraf, Betreuerin des Gerichtssaals beim Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände, welches die kuratorische Leitung für das Memorium hat. Die Baumaßnahmen umfassen den Ausbau des Dachgeschosses, einen eigenen Besucheraufgang, den Einbau eines Fahrstuhls, eine Verlängerung des Treppenhauses ins Dachgeschoss, einen neu gestalteten Außenbereich sowie Sanitäranlagen und Haustechnik. Der Bund und das Land Bayern teilen sich die Baukosten von 4,2 Mio. Euro. Die laufenden Kosten für die Ausstellung werden von der Stadt Nürnberg übernommen.

In der einzurichtenden Dauerausstellung werden auf 750 Quadratmetern Vorgeschichte, Verlauf und Nachwirkungen des Verfahrens beleuchtet. "Uns ist besonders wichtig, eine Brücke zur Gegenwart zu schlagen", erklärt Zentgraf. Denn die Entwicklung, die 1945 ihren Anfang nahm, ist immer noch nicht abgeschlossen: Nicht alle Länder sind dem Internationalen Strafgerichtshof beigetreten, nicht alle NS-Verbrecher bestraft.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 05|2009, Seite 41

 
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