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Solarindustrie

Wie gut ist die Branche aufgestellt?

An den bislang boomenden Photovoltaik-Unternehmen geht die Wirtschaftskrise nicht spurlos vorbei. Erstmals hat dieser Industriezweig mit Überkapazitäten und stark fallenden Preisen zu kämpfen. Von Alexander Brem und Frank Mühlmann

Aufgrund des Solarbooms der letzten Jahre, vor allem getrieben durch attraktive Fördermaßnahmen, entwickelte sich die Photovoltaik-Industrie rasant und verzeichnete regelmäßig zweistellige Wachstumsraten. Deutschland nahm hierbei, in erster Linie durch die hohe Einspeisevergütung, weltweit eine Vorreiterrolle ein. Daher überrascht es nicht, dass führende Unternehmen der Branche wie z.B. der Weltmarktführer Q-Cells ihren Stammsitz in Deutschland haben.

Bis vor wenigen Monaten wurde noch angenommen, dass sich dieser Trend auch 2009 fortsetzen wird. Jedoch führte die durch die Finanz- und Wirtschaftskrise verursachte, sinkende Investitionsbereitschaft auch in dieser Branche zu deutlichen Einbrüchen der Absatzzahlen. Die dadurch aufgebauten Überkapazitäten verursachen einen massiven Druck auf die Preise und drücken somit die Gewinnmargen deutlich nach unten. Diese Einschätzung deckt sich auch mit den Ergebnissen einer Studie von Vend consulting, die im Herbst letzten Jahres durchgeführt wurde. Ein Großteil der Befragten (etwa 70 Prozent) ging zu diesem Zeitpunkt bereits davon aus, dass die Krise einen negativen Einfluss auf das Wachstum der Solarbranche haben würde.

Die beschriebenen Entwicklungen in Kombination mit der derzeitig sehr heterogenen Struktur des Marktes, auf dem neben einigen großen Herstellern (z.B. Sharp, Q-Cells, First Solar etc.) eine ganze Reihe kleinerer Firmen im Wettbewerb stehen, deuten auf eine bevorstehende Konsolidierungswelle in der Branche hin. Laut Financial Times wird sich der Solarmarkt, ähnlich wie die Chipindustrie in den Jahren 2002/2003, zu einem Massenmarkt entwickeln, in dem sich langfristig nur Unternehmen durchsetzen werden, die über Größeneffekte die höchste Kosteneffizienz erreichen können.

Durch diese Entwicklung eröffnen sich jedoch auch Chancen für die Solarindustrie. Die Hersteller werden durch den Preisdruck gezwungen, Kostensenkungen zu realisieren und diese an den Kunden in Form niedrigerer Preise weiterzugeben. Dies wird aller Voraussicht nach die Zeitspanne reduzieren, die die Branche benötigt, um die sogenannte Netzparität zu erreichen. Das heißt, Solarstrom würde dann für den Endverbraucher zum gleichen Preis angeboten wie der Strom aus herkömmlichen Energiequellen. Dies ist die Voraussetzung für ein Wachstum, das nicht länger von Subventionen abhängig ist. Diese Annahmen werden ebenfalls von den Ergebnissen einer aktuellen Marktstudie von Vend consulting bestätigt. Obwohl die Branche befürchtet, dass die Wirtschaftskrise die Solarindustrie negativ beeinflusst, wird weiterhin mit einem Wachstum gerechnet. So erwarten mehr als 80 Prozent der befragten Experten für die nächsten fünf Jahre ein moderates bzw. starkes Wachstum.

Trotz enormer negativer Auswirkungen auf viele Unternehmen bietet die derzeitige Konstellation auch große Chancen, den Reifeprozess der Industrie voranzutreiben und Solarenergie nach und nach von Subventionen unabhängig zu machen. Diese Entwicklung ist dringend nötig, damit sich die Branche als echte Alternative bei der Energiegewinnung etablieren kann. Hierzu sind zum einen Maßnahmen zur Effizienzsteigerung notwendig, zum anderen aber auch Strategien, um das Innovationspotenzial (weiter) zu erhöhen sowie die Marktanteile zu sichern und nachhaltig auszubauen.

Externer Kontakt: Dr. Alexander Brem ist Geschäftsführer und Frank Mühlmann Berater bei der Vend consulting GmbH, Nürnberg (brem@vend-consulting.de, muehlmann@vend-consulting.de).
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 07|2009, Seite 32

 
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