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Spurensucher im Radio

Music Trace Satellitenschüssel © Kurt Fuchs

Die Erlanger MusicTrace GmbH hat den IHK-Gründerpreis 2009 in der Kategorie „Markterfolg und Innovation“ gewonnen.

Schon Jahre vor der Firmengründung im August 2004 hatten sich die Elektrotechnik-Ingenieure Dr. Christian Neubauer und Frank Siebenhaar sowie der Toningenieur Ralph Kulessa am Fraunhofer-Institut IIS in Erlangen mit Multimedia-Technologien beschäftigt. Als das IIS die Innovationen auf Messen präsentierte, war das Interesse groß. "Der Markt verlangte aber außer Software noch dazugehörige Dienstleistungen", erzählt Neubauer. Daher beschlossen die Mitarbeiter, eine eigene Firma aus dem IIS auszugründen. Vom Fraunhofer-Institut, das sie beim Sprung in die Selbstständigkeit unterstützte und das auch heute noch an MusicTrace beteiligt ist, konnten sie die Technologien übernehmen. Mit sechs Mitarbeitern peilt das Unternehmen 2009 einen Umsatz von einer knappen Mio. Euro an.

Das digitale Wasserzeichen für Audio-Dateien erlaubt es, aus jeder Kopie eines Musikstückes ein Unikat zu machen. Dazu wird eine kleine Datenmenge in dem Musikstück versteckt – unhörbar und unentfernbar. "Auch nach dem Konvertieren in ein anderes Dateiformat oder sogar beim Umwandeln in ein hochwertiges analoges Signal können wir das Wasserzeichen noch herausfiltern", erklärt Neubauer. Dabei handelt es sich um ein Signal im Audio-Spektrum, eine Art Rauschen, das in das Musikstück integriert wird und das sich als digitale Information herauslesen lässt. Bei Musik-Downloads wird damit eine Transaktionsnummer eingebettet, mit der man z.B. in Internet-Tauschbörsen genau feststellen kann, woher das angebotene Stück stammt. Durch die Wasserzeichen-Software entstehen – anders als beim digitalen Rechte-Management (Digital Right Management DRM) – keine Nutzungsbeschränkungen. "Im normalen Betrieb kommt das Wasserzeichen gar nicht zum Tragen. Es ist eher eine Art Versicherung gegen Musikpiraterie", sagt Neubauer. Kein Wunder also, dass die Dienstleistung bei den Betreibern von Online-Shops und bei Plattformen für die Musikbemusterung auf großes Interesse stößt.

Der zweite Bereich, das sogenannte Airplay-Monitoring, ist so stark gewachsen, dass er inzwischen das Hauptprodukt des Unternehmens ist. Grundlage für das Monitoring ist eine computerbasierte Musikerkennung, praktisch ein "digitaler Fingerabdruck" für Audio-Dateien, mit denen ein Rechner das Lied eindeutig erkennen kann. Die riesige Serverfarm von MusicTrace analysiert Radioprogramme mit der Software und gleicht die Informationen mit einer Datenbank ab, die Tausende Musiktitel umfasst. So können beispielsweise Musikunternehmen oder Werbetreibende minutengenau verfolgen lassen, wann ein Lied oder eine Werbung gespielt wurde oder wann ein Sender ausgefallen ist.

Mit riesigen Satellitenschüsseln und Antennen, Kabelanschlüssen und über das Internet empfängt das Unternehmen an seinem Firmensitz im Erlanger Gewerbegebiet "Am Weichselgarten" sowie an zehn Außenstationen, die über die gesamte Bundesrepublik verteilt sind, allein über 200 deutsche Programme. Dazu kommen viele ausländische Sender. Zu den Kunden gehören die großen Musiklabels und -vertriebe wie Universal, Sony Music oder Edel Music sowie viele Radiostationen, beispielsweise die öffentlich-rechtlichen Rundfunkstationen, Radio FFH, das Funkhaus Nürnberg oder die Energy-Gruppe. In Deutschland kommt MusicTrace mit diesen Dienstleistungen auf einen Marktanteil von über 50 Prozent, in der Schweiz sind es sogar fast 100 Prozent. Als nächstes hat MusicTrace den niederländischen Markt im Visier.

Autor/in: 
leo.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 08|2009, Seite 19

 
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