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Immobilienmarkt

Gut bedachte Projekte

Illu_WiM_0909 © Illustration: Petra Herberger

Wenige Ausschläge nach unten und oben kennzeichnen den Gewerbeimmobilienmarkt in der Region Nürnberg. Deshalb schlug auch die weltweite Wirtschaftskrise nicht allzu stark durch. Illustration: Petra Herberger

Die Krise hat dem Immobilienmarkt in der Metropolregion Nürnberg nicht geschadet", konstatiert Gerd Schmelzer, Chef der Nürnberger Immobiliengruppe Alpha. Der Markt sei im Grunde langweilig, aber stabil: "eben typisch fränkisch". Ins gleiche Horn stößt Nürnbergs Wirtschaftsreferent Dr. Roland Fleck: "Der wenig volatile Immobilienmarkt Nürnberg steht für Berechenbarkeit und somit für nachhaltige Renditen." Dies komme Nürnberg gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten zu Gute.

Das wird gerade im nationalen Vergleich deutlich: Die Top-Mieten in München, Frankfurt und Berlin könnten in diesem Jahr im Schnitt um drei Prozent oder mehr zurückgehen, prognostizierte der Immobilienspezialist DG HYP (Deutsche Genossenschafts-Hypothekenbank) in seinem letzten Bericht "Immobilienmarkt Deutschland". Und auch die Frankfurter DEGI (Deutsche Gesellschaft für Immobilienfonds) sieht im Sechsmonatstrend ein Minus bei den Spitzenmieten für Gewerbeimmobilien in München, Frankfurt und Hamburg. Für Nürnberg, Erlangen und Fürth erwartet DEGI dagegen stabile Spitzenmieten. Das Institut hat zudem 67 Immobilienstandorte in Deutschland analysiert und Nürnberg und Erlangen immerhin auf Platz 17 bzw. 19 identifiziert, Fürth belegt Rang 53.

"Der Büroimmobilienmarkt in Mittelfranken hat sich in der gegenwärtigen Wirtschaftskrise im Vergleich zu vielen anderen Regionen noch relativ gut behaupten können", sagt auch Prof. Dr. Stephan Kippes, Chef der Münchner Gesellschaft für Immobilienmarktforschung und Berufsbildung, IVD. Er sieht im Schnitt stabile Quadratmeterpreise für Büroflächen in Mittelfranken von 8,10 Euro. Konkret müssten Büromieter bei einem guten Nutzwert in Nürnberg pro Quadratmeter 8,90 Euro bezahlen, in Erlangen 9 Euro und in Fürth 8,10 Euro. Der IVD-Erhebung zufolge hat Fürth in den letzten drei Jahren beim Preisniveau um rund ein Viertel angezogen. Für Horst Müller, Wirtschaftsreferent der Kleeblattstadt, ein nachvollziehbarer Trend: Mit den beiden großen Gewerbestandorten Uferstadt auf dem ehemaligen Grundig-Gelände und dem Golfpark mit einer Fläche von 60 Hektar habe man "einzigartige Objekte, die keinen Vergleich zu scheuen brauchen". In der Uferstadt sind gerade noch 10 000 von rund 65 000 Quadratmetern Gewerbefläche zu bekommen. Und im Golfpark markierte laut Müller der Spatenstich für ein Fraunhofer-Institut den "entscheidende Durchbruch". Die Forschungseinrichtung wird sich auf die zerstörungsfreie Prüfung von Materialien konzentrieren und 125 Forscher und 115 Studenten beschäftigen.

Unternehmen auf Standortsuche sollten sich allerdings ihren Standort nach ihren individuellen Bedürfnissen aussuchen. Für manche, so der Nürnberger Makler Kurt M. Bum, sei die Stellplatzfrage entscheidend, für andere wiederum die Laufkundschaft in der Innenstadt. Aus seiner Sicht sind schon für sechs bis 6,50 Euro ordentliche Büros in vernünftiger Lage zu bekommen, für Büros in Neubauten in Top-Lagen seien zwischen zehn und elf Euro zu veranschlagen. Mehr sei in Nürnberg mit rund 4,2 Mio. Quadratmetern Bruttogeschossfläche – die Leerstandsquote schätzt das Wirtschaftsreferat auf 6,5 Prozent – nicht durchzusetzen.

Aktuelle Immobilien-Projekte in Nürnberg
Gleichwohl wird an vielen Ecken und Enden neu gebaut oder saniert: So entstehen beispielsweise in der Äußeren Sulzbacher Straße im CNO Campus Nürnberg Ost 6 000 Quadratmeter, auf dem ehemaligen Schickedanz-Gelände am Nordostring kommen weitere 20 000 Quadratmeter mit dem Tempo Haus auf den Markt. Auf dem AEG-Gelände in der Fürther Straße mit 130 000 Quadratmeter wird neben der Deutschlandzentrale Electrolux in einem weiteren Bauabschnitt Platz für Mieter geschaffen. Auf dem ehemaligen Milchhofgelände soll in Kürze mit dem Bau zumindest des ersten von zwei Bürogebäuden begonnen werden.

Nürnberg hat in den letzten Jahren allein durch Konversion alter Industrie- oder Kasernenflächen mindestens 500 000 Quadratmeter hinzubekommen, die vom "Markt ohne Preisverwerfungen veratmet" wurden, sagt Schmelzer. Es gebe hier aber keinen "Platz für Immobilienspekulanten", die nur schnelle Rendite machen wollten. Zumal als Folge der Wirtschaftskrise Flächen etwa von "Automobilzulieferern bis hin zu Siemens" abgegeben würden. Dafür steige die Nachfrage nach qualifiziertem Wohnraum in der Stadt, der vom Trend, aus dem Speckgürtel wieder zurück in die Städte zu ziehen, noch verschärft werde.

Vor diesem Hintergrund will der Alpha-Chef auf dem letzten "City-Grundstück von Bedeutung", dem jahrelang umstrittenen Augustinerhof, mehr Wohnraum als zunächst geplant schaffen. Der Bauplan für die rund 15 000 Quadratmeter Nutzfläche, der bis Jahresende gestellt werden soll, sehe derzeit eine "enorm erweiterte" Fläche von rund 8 000 Quadratmetern für bis zu 120 Wohnungen vor. Dazu komme ein Vier-Stern-Stadthotel mit 100 Zimmern. Aus Schmelzers Sicht verlangt der Tagungs- und Kongressstandort nach weiteren Bettenkapazitäten. Deshalb werde er von den beiden Grundig-Türmen in der Beuthener Straße, Arbeitstitel Metropolhotel, bereits Ende 2010 einen ersten Turm mit 210 Zimmern fertigstellen. Seine Gesamtinvestition für beide Projekte beträgt rund 80 Mio. Euro.

Autor/in: 

tt.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 09|2009, Seite 22

 
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