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Energieeinsparung

Noch viel zu tun

Bei der energetischen Sanierung von Gewerbeimmobilien gibt es noch ein riesiges Potenzial. Zudem treibt der zunehmende Einbau von Lüftung und Klimatisierung den Stromverbrauch nach oben.

Immer mehr heiße Tage und Hitzewellen im Sommer, stärkere Niederschläge im Winter – der Klimawandel hat inzwischen auch Mittelfranken erreicht. Und für die kommenden Jahrzehnte werden weitere deutliche Klimaveränderungen vorhergesagt. So kamen Forscher des Wissenschaftszentrums Umwelt (WZU) der Universität Augsburg in ihren Prognosen für die Jahre 2021 bis 2050 jetzt auf deutlich steigende Lufttemperaturen für Mittelfranken. Im Winter sollen die Durchschnittswerte um zwei, im Sommer um 1,5 Grad steigen. So fordern die Klimaforscher strengere energetische Vorgaben für private, öffentliche und gewerbliche Gebäude.

Nach Einschätzung der Augsburger Wissenschaftler wird vor allem der Bedarf an Lüftung und Klimatisierung für Wohnen und Arbeiten steigen. Sie rechnen in den Ländern der EU von 1996 bis 2020 mit einer Vervierfachung des Strombedarfs im Sommer, allein durch den zunehmenden Einsatz von Kühlanlagen. Vor allem die Entwicklung von energieeffizienten, dezentralen Lüftungs- und Klimalösungen in Altbauten werde zur Notwendigkeit und Herausforderung.

Vor riesigen Herausforderungen sieht auch die Forschungsstelle Immobilienökonomik des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln die gesamte Immobilienwirtschaft. Michael Voigtländer vom IW hat allerdings "Lichtblicke bei Gewerbeimmobilien" ausgemacht. Nach seiner Meinung stehen vor allem bei Büroimmobilien "die Chancen für energetische Sanierungen besser als bei Wohnimmobilien". Qualität habe bei ihnen eine höhere Priorität, es gebe "kürzere Sanierungszyklen" und zudem könnten sich Unternehmen ihrer ökologischen Verantwortung kaum entziehen.

Zudem führen Maßnahmen zur energetischen Modernisierung von Anlagen und Systemen in Unternehmen nach Angaben der Deutschen Energie-Agentur (dena) schnell zu einem deutlich sinkenden Energieverbrauch. 20 Prozent und mehr an Energiekosteneinsparung seien möglich bei Amortisationszeiten von oftmals weniger als zwei Jahren. "Unternehmen, die die Wirtschaftskrise nutzen, um ihre Energieeffizienz zu steigern, profitieren von sinkenden Energiekosten und modernen Anlagen. Wenn die Konjunktur wieder anspringt und die Energiepreise steigen, haben sie deutliche Wettbewerbsvorteile", sagt dena-Bereichsleiter Steffen Joest. Insbesondere bei Querschnittstechnologien wie zum Beispiel der Drucklufttechnik lassen sich nach dena-Angaben hohe Kosteneinsparungen erzielen. Denn solche Systeme seien häufig in Nebenprozessen installiert und deshalb leichter zu erschließen.

Energieausweis
Der Energieausweis für öffentliche Gebäude und Gewerbeimmobilien, der seit dem 1. Juli 2009 Pflicht ist, erhöht jetzt auch in diesem Sektor die Transparenz bei den Energiekosten, so Dr. Robert Schmidt, Leiter des IHK-Geschäftsbereichs Innovation|Umwelt. Ein Grün im Energieausweis steht für energieeffiziente und daher auch für den Nutzer wirtschaftliche Gebäude. Orange oder rot im Energieausweis zeigen, dass Gebäude und Technik Kosteneinsparpotenzial haben und eine energetische Modernisierung sinnvoll ist. Rechtliche Grundlage des Energieausweises ist die Energieeinsparverordnung (EnEV).

Allein die deutschen Kommunen besitzen rund 180 000 Schulen, Krankenhäuser, Museen und viele andere Nichtwohngebäude. Knapp 2,3 Mrd. Euro Energiekosten entfallen jährlich auf diese Immobilien. Experten schätzen das durchschnittliche Einsparpotenzial bei den Energiekosten auf zehn bis 30 Prozent. Bei gewerblichen Gebäuden sieht es nach ihrer Meinung ähnlich aus, ihre Effizienzpotenziale sind noch beträchtlich. Nach Einschätzung der dena verhagelt den Vermietern von Gewerbeimmobilien die mangelnde energetische Sanierung die Vermietungschancen: Mieter aus der Wirtschaft verlangen immer häufiger Maßnahmen zur umweltgerechten und energieeffizienten Bauweise. Gründe sind u.a. geringere Nebenkosten und ein höherer Arbeitskomfort für die Mitarbeiter. Der Energieausweis dürfte diesen Trend noch verstärken.

Zur Finanzierung von energetischen Sanierungsmaßnahmen bei Gewerbeimmobilien halten Banken und Sparkassen zahlreiche Finanzierungsprogramme bereit. Gerade für mittelständische Unternehmen stehen dafür diverse öffentliche Fördermittel zur Verfügung. Aber noch halten sich viele Unternehmen merklich zurück. Nach Angaben von Herbert Antes, Leiter der Nürnberger Repräsentanz der LfA Förderbank Bayern, hat die energetische Sanierung von gewerblichen Gebäuden bisher nur eine "untergeordnete Bedeutung".

Autor/in: 
hpw.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 09|2009, Seite 44

 
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