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Makler

Wo sind die Investoren?

Makler © Foto: Mauritius-Images.com

Der Markt für gewerbliche Immobilien ist geteilt: Bei Produktions- und Lagerflächen herrscht Flaute. Relativ gute Geschäfte machen die Makler aber mit Einzelhandelsimmobilien und Wohnungen.

Natürlich sind wir bei jedem Auf- und Abschwung dabei", sagt Ulrike Temme, Inhaberin von Temme Immobilien in Nürnberg. Und so stellte die Immobilienmaklerin vor allem bei ihren mittelständischen Kunden "totale Verunsicherung" fest: "Viele von ihnen würden gern investieren, aber ihre Pläne bleiben vorerst liegen." Ihr Kollege Kurt M. Bum, Inhaber von Bum Immobilien in Nürnberg, hat ähnliche Beobachtungen gemacht: "Konkrete Entscheidungen werden vertagt, der Flächenbedarf wird grundsätzlich überprüft."

Als Folge der anhaltenden Wirtschafts- und Finanzkrise war das Transaktionsvolumen bei gewerblich genutzten Immobilien in Deutschland nach Berechnungen von Kemper's Jones Lang LaSalle im ersten Quartal 2009 gegenüber dem Vorjahr um rund 80 Prozent eingebrochen. Dabei wiesen die verschiedenen Immobilienarten im gewerblichen Bereich auch stark unterschiedliche Entwicklungen auf. So werden Hallen und Gebäude für die industrielle Produktion, aber auch Logistikflächen aktuell wenig nachgefragt. Und der Bedarf an Büroflächen sinkt. Dies zeigt zum Beispiel der Büroimmobilienbedarfsindex (Bibix) des Instituts der deutschen Wirtschaft in Köln, der die Nachfrage anhand der Arbeitslosenzahlen sowie der offenen Stellen für Bürokräfte ermittelt. Im Bundesdurchschnitt sank der Index von Juni 2008 bis April 2009 deutlich von 158 auf 140 Punkte.

Am besten entwickeln sich bei den gewerblich genutzten Immobilien in diesem Jahr bislang die Einzelhandelsimmobilien. Nach Berechnungen von Kemper's Jones Lang LaSalle repräsentierte das Segment mit etwa 550 Mio. Euro im ersten Quartal 2009 fast ein Drittel des gesamten Transaktionsvolumens bei Gewerbeimmobilien und lag damit vor den Büroimmobilien. "Interessenten für Einzelhandelsimmobilien kommen immer wieder", bestätigt Ulrike Temme. Und Arnold Graef, auf Ladenflächen spezialisierter Inhaber von Graef Immobilien, sagt: "Von der Wirtschaftskrise habe ich noch nicht viel gemerkt. Die Nachfrage ist nicht viel anders als in den letzten Jahren."

Für den weiteren Jahresverlauf zeigen sich die Marktexperten durchaus optimistisch. So spricht Ulrike Temme bereits von einem Nachfrageüberhang bei institutionellen Investoren, die inzwischen auch die Metropolregion Nürnberg als interessante Alternative entdeckt haben – ihre Wertung: "Eine ideale Einkaufszeit für Unternehmen, die liquide sind." Nach Einschätzung von Kemper's Jones Lang LaSalle werden eigenkapitalstarke Investoren im weiteren Jahresverlauf bei einem realistischen Preisniveau verstärkt in Erscheinung treten. Jörg Ritter, Leiter Investment bei Kemper's Jones Lang LaSalle: "Einzelhandelsimmobilien werden nach wie vor gesucht und nachgefragt. Wir rechnen mit tendenziell ansteigenden Immobilienquoten in den Portfolios institutioneller Investoren. Als Hauptakteure erwarten wir dabei Versicherungen, Pensionsfonds und Versorgungskassen. Auch Offene Fonds sowie Spezialfonds werden eine Rolle spielen." Zudem erwartet er angesichts mangelnder Anlagealternativen verstärkte Aktivitäten von Privatinvestoren und Vermögensverwaltungsgesellschaften. Immobilienmakler Arnold Graef erwartet, "dass die Nachfrage in den nächsten Jahren deutlich größer wird, weil in den letzten Jahren viel zu wenig gebaut wurde."

Bei allen Gewerbeimmobilien hat Kurt Bum einen "Trend zu hochwertigen Räumen" festgestellt, und Ulrike Temme sagt, dass beim Kauf von Gewerbeimmobilien "innovative Wünsche" immer stärker werden: "Die Anforderungen haben sich geändert. Viele Altbauten können nicht mehr mithalten, gerade im Bürobereich."

Anders als der Markt für Gewerbeimmobilien boomt nach Einschätzung aller Makler zurzeit der Markt für Wohnimmobilien. "Bei bonitätsstarken Mietern ist nach wie vor eine Nachfrage nach guten Investmentobjekten vorhanden. Ein Trend zum Sachwert, zum Beispiel nach Eigentumswohnungen zur Kapitalanlage, ist feststellbar", sagt Kurt Bum. Ulrike Temme berichtet von einer "gesteigerten Nachfrage nach Eigentumswohnungen". Und Susanne Schöbel von Vorrath-Immobilien aus Erlangen berichtet von einem riesigen Nachfrageüberhang, gerade bei kleineren Wohnungen.

Autor/in: 
hpw.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 09|2009, Seite 24

 
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