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Wirtschaftsfragen

Wie steht es um unsere Energieversorgung?

WiM sprach mit Herbert Dombrowsky, Vorsitzender des Vorstands der N-Ergie AG in Nürnberg und Vizepräsident des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW), über Atomkraftwerke, regenerative Energien und eine sichere Energieversorgung für die Zukunft.

Störfälle, Probleme mit den Endlagern und eine wenig überzeugende Informationspraxis: Wie lange sollen die Atomkraftwerke in Deutschland noch laufen?
Man muss das Thema differenziert betrachten: Risiken dürfen nicht verschwiegen werden – Vorteile aber auch nicht ignoriert werden. Insofern bin ich zwar nicht für den Bau neuer Kernkraftwerke, kann mir aber sehr wohl eine Verlängerung der Laufzeiten vorstellen. Aus volkswirtschaftlicher Perspektive ist der vereinbarte Atomausstieg nicht sinnvoll: Die effizienten und vergleichsweise sicheren deutschen Kernkraftwerke werden abgeschaltet, während andere europäische Länder weiterhin Kernenergie nutzen. In Deutschland deckt die Kernenergie in der Regel die Grundlast des Strombedarfs. Erneuerbare Energien können erst mittel- bis langfristig zuverlässig einen gewichtigen Beitrag zur deutschen Stromerzeugung liefern. Bis dahin brauchen wir eine vernünftige Übergangslösung, bei der die Kernenergie als Brückentechnologie dienen kann. Ein möglichst breiter Energiemix mit Erneuerbaren, Kohle, Kernenergie und Gas ist daher weiterhin sinnvoll. Ich sage aber auch, sollte es zu einer Verlängerung der Laufzeiten kommen, muss dies wettbewerbsneutral gestaltet werden und insbesondere die politisch derzeit diskutierten "Abschöpfungsmodelle" zur Förderung erneuerbarer Energien und neuer Technologien müssen allen Marktteilnehmern zugutekommen.

Wie sollen wir unsere Energieversorgung langfristig sichern und welchen Beitrag können regenerative Energiequellen (Solar, Wind, Wasser) und neue Pipelines leisten?
Wir verfügen hier in Deutschland über eine äußerst hohe Versorgungssicherheit. Mit einer durchschnittlichen Ausfallzeit der Stromversorgung von 19 Minuten pro Kunde und Jahr nehmen wir im internationalen Vergleich eine Spitzenposition ein. Dies bedeutet nicht nur für die Privatkunden ein hohes Maß an Komfort, sondern ist auch ganz entscheidend für die Industrie: Denn hier ist die Versorgungsqualität ein Standortfaktor. Allerdings bekommt man manchmal den Eindruck, die Politik wolle durch ihre drastischen Regulierungsvorgaben zu Einsparungen im Netzbereich diese Spitzenposition unbedingt abgeben. Um die Versorgung auch im Bereich der Energieerzeugung zu sichern, müssen wir auf einen breiten Energiemix setzen, also sowohl auf konventionelle Energieträger wie Erdgas und Kohle, als auch auf regenerative. Das wäre auch die beste Risikoversicherung für den Wirtschaftsstandort Deutschland. Wir brauchen neue Anlagen für erneuerbare Energien, aber auch neue konventionelle Kraftwerke in Verbindung mit höherer Effizienz. Neue Erdgas-Pipelines sorgen ebenfalls für eine Streuung der Beschaffungsrisiken und sind deshalb zu begrüßen.

Was bedeutet der Thüga-Kauf für die N-Ergie und unsere Region?
Wir wollen die einmalige Chance nutzen, die Thüga AG als strategische und operative Holding für die kommunal bestimmten Versorgungsunternehmen zu erhalten und so die Chancen dieses Geschäftsmodells für die Zukunft sichern. Deshalb verfolgt die N-Ergie mit den Konsortialpartnern Stadtwerke Hannover AG, Mainova AG und KOM9 das Ziel, die Thüga AG gemeinsam zu erwerben. Durch den Erwerb erwarten wir in allen Wertschöpfungsstufen mittel- und langfristig positive Effekte, unter anderem den Erhalt von Arbeitsplätzen in der Region. Die Thüga bietet als Plattform viele Kooperationsmöglichkeiten. Diese Optionen sind für die Beteiligungen der Thüga wichtig, um im Wettbewerb erfolgreich zu bleiben. Die Energieunternehmen sind in den letzten Jahren einem zunehmenden wirtschaftlichen Druck und einer Vielzahl von Anforderungen ausgesetzt. Dies trifft in besonderem Maß die kleineren Stadtwerke, aber ein Verbund wie die Thüga bietet die Chance, diese negativen Effekte zu kompensieren. Zum Beispiel durch gebündelten Energieeinkauf, durch gemeinsame Großprojekte in der Erzeugung, durch Wissenstransfer innerhalb des Verbundes oder durch die gemeinsame Entwicklung von Strategien. Auch die Kommunen können von dem Modell direkt profitieren, da die Erträge aus der Thüga direkt den beteiligten Städten und Gemeinden zufließen.

Auf welche Energiepreise müssen sich die Kunden der N-Ergie zu Beginn der Heizperiode einstellen?
Momentan schwanken sowohl der Strompreis, als auch der Ölpreis, an den die Gaspreise gekoppelt sind, sehr stark, was natürlich die Preiskalkulation erschwert. Aber wir werden weiterhin eine flexible und markt-orientierte Preispolitik betreiben, das heißt, wir geben niedrige Beschaffungskosten an unsere Kunden weiter. Unsere Erdgaspreise haben wir 2009 bereits dreimal gesenkt: Zuerst im Februar, anschließend im April und wieder zum 1. Oktober, also genau zum Beginn der Heizperiode. Auch die Fernwärmepreise werden wir zu Beginn der Heizperiode senken. Wir beobachten weiterhin sehr genau, wie sich die Märkte entwickeln. Unseren Kunden werden wir auch in Zukunft attraktive Produkte und Preise bei sicherer Versorgung bieten.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 10|2009, Seite 20

 
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