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IHK-Konjunkturumfrage

Es geht wieder aufwärts!

Die Geschäftserwartungen in der mittelfränkischen Wirtschaft haben sich deutlich aufgehellt. Auch für den Arbeitsmarkt gibt es Lichtblicke.

Die weltweite Rezession als Folge der Finanzkrise hat auch in der mittelfränkischen Wirtschaft seit einem Jahr zu erheblichen Auftragseinbrüchen und Umsatzeinbußen geführt. Die Krise ist noch keineswegs überwunden, auch wenn sich die Auftragseingänge aus dem In- und Ausland seit dem zweiten Quartal 2009 allmählich beleben. Doch die Belege für eine weitere Stabilisierung des Konjunkturklimas sind mittlerweile nicht mehr zu übersehen, so IHK-Präsident Prof. Dr. Klaus L. Wübbenhorst. Eine Vorreiterrolle nimmt dabei die Industrie ein: Die mittelfränkischen Industrieunternehmen rechnen mehrheitlich wieder mit steigenden Umsätzen in den kommenden Monaten. Damit eng verbunden zeichnet sich auch eine Erholung in den unternehmensnahen Dienstleistungen und im Großhandel ab.

Konjunktur-Lage-und-Erwartungen-H-2009-WiM

Die konsumnahen Sektoren aus Handel und Dienstleistung hatten sich im bisherigen Verlauf der Krise gut behaupten können. Viele konsumnahe Unternehmen befürchten jedoch einen Rückgang ihrer Nachfrage in den kommenden Monaten, sollte das Auslaufen der Kurzarbeit den Arbeitsmarkt und damit das Konsumklima belasten.

Doch hier gibt es Grund zur Hoffnung: Denn während die mittelfränkischen Unternehmen in der ersten Jahreshälfte mit ihren Beschäftigungsplänen extrem zurückhaltend waren, ist nun die Wende zu vermehrten Neueinstellungen im Dienstleistungssektor eingeleitet. Dagegen bessert sich das Investitionsklima angesichts der vielfach entstandenen Überkapazitäten kaum.

Geschäftslage
Die IHK-Konjunkturumfrage zeigt, dass sich die Lagebeurteilung der mittelfränkischen Wirtschaft leicht erholt hat: 17 Prozent der Befragten beurteilen ihre Lage als „gut“, ein Drittel als „schlecht“. Der Saldo liegt mit 16 Prozentpunkten um fünf Punkte besser als im Sommer (siehe Grafik). Dazu beigetragen haben die Konjunkturprogramme im In- und Ausland, die expansive Geldpolitik und eine etwas verstärkte Nachfrage. Deshalb bauen die Unternehmen ihre Lagerbestände allmählich wieder auf. Vielfach prägen aber immer noch Überkapazitäten und im Vergleich zum Vorjahr gesunkene Umsätze und Erträge die Lage.

Erwartungen
Eine Wende gibt es bei den Geschäftserwartungen der mittelfränkischen Wirtschaft: Sie sind vom freien Fall in einen steilen Wiederanstieg übergangen, der Pessimismus wird von vorsichtiger Zuversicht abgelöst. Über alle Branchen hinweg äußern sich 23 Prozent der Unternehmen zuversichtlich, dass sich ihre Geschäftslage in den kommenden Monaten bessern wird, 20 Prozent befürchten eine Verschlechterung. Der Saldo liegt bei plus drei Prozentpunkten und damit um 24 Punkte über dem Stand vom Sommer (siehe Grafik).

Entwicklung nach Branchen
Die mittelfränkische Industrie sieht sich im Herbst 2009 bereits wieder im Aufwind. Die Beurteilung der aktuellen Geschäftslage bleibt zwar mehrheitlich schlecht, doch ist die Talsohle durchschritten. Das Auftragsvolumen ist deutlich gesunken, die Kapazitäten bei mehr als der Hälfte der Befragten „ungenügend“ ausgelastet. Der Optimismus in den Geschäftserwartungen der Industrie gründet auf einer Belebung des Welthandels, von der die Hersteller von Vorleistungen und Investitionsgütern ein Wachstum ihrer Inlands- und Auslandsumsätze gleichermaßen erwarten.

Die Urteile der Bauwirtschaft unterliegen mehr als in jeder anderen Branche den saisonalen Schwankungen. So trüben sich vor dem Winterhalbjahr die Geschäftserwartungen ein. Doch auch die Geschäftslage kann nicht zufrieden stellen: Die Unternehmen berichten von rückläufigen Bauvolumina – nicht nur in Wirtschafts- und Wohnungsbau, sondern auch im öffentlichen Bau. Offenbar lassen die verabschiedeten Konjunkturpakete kaum eine Belebung erwarten, zumal in Bayern aufgrund des langen Planungsvorlaufs die Fertigstellung und Abrechnung vieler Projekte erst im kommenden Jahr erfolgen kann.

Innerhalb des mittelfränkischen Handels zeigen sich die Einzelhändler angesichts des überraschend starken Konsumklimas mit ihrer Lage mehrheitlich zufrieden. Für Unsicherheit sorgt jedoch die Frage, ob die Arbeitslosigkeit im Winterhalbjahr deutlich ansteigt und damit Erlöse und Erträge beeinträchtigt. Im Gegensatz dazu mussten Handelsvertretungen im bisherigen Jahresverlauf massive Einbußen in ihrem Geschäft mit der Industrie verkraften, hoffen aber darauf, ihren Warenumsatz in den kommenden Monaten erhöhen zu können. Auch die mittelfränkischen Großhändler mussten rückläufige Umsätze hinnehmen, sind aber zuversichtlich in ihren Geschäftserwartungen.

Die unternehmensnahen Dienstleistungen haben im Verlauf des Sommers 2009 den Stimmungsumschwung erreicht. Die Erholung der Geschäftslage fällt dabei noch verhalten aus und wird vornehmlich von der Immobilienwirtschaft, technischen Diensten sowie den Beratungs- und IT-Unternehmen getragen. Die Medienwirtschaft leidet unter der Zurückhaltung ihrer industriellen Auftraggeber ebenso wie die Betriebe aus Verkehr und Logistik. Quer über alle Teilbranchen hinweg verbessern sich die Erwartungen. Bestätigt werden die optimistischeren Ausblicke durch die Beschäftigungsplanungen. Hier zeigt sich bei den Dienstleistungen für Unternehmen wieder eine deutlich höhere Bereitschaft als noch zu Beginn des Sommers, Neueinstellungen vorzunehmen. Das deutet darauf hin, dass der Sektor bald wieder seine Rolle als Wachstums- und Beschäftigungsmotor im Strukturwandel übernehmen kann.

Die verbrauchernahen Dienstleistungen zeigen eine differenzierte Branchenentwicklung: Betriebe aus dem Freizeit-, Kultur- und Gesundheitsgewerbe sowie dem Vermittlungs- und Versicherungswesen sind mit der aktuellen Geschäftsentwicklung mehrheitlich wieder zufrieden und rechnen mit einer weiteren Verbesserung. Dagegen klagen Unternehmen aus dem Gast- und Reisegewerbe über rückläufige Gäste- und Übernachtungszahlen und damit über eine schlechte Geschäftslage aufgrund gesunkener Umsätze. Zudem rechnet eine Mehrheit der Hotels und Gaststätten mit einer Verschlechterung während der Wintermonate. Vor diesem Hintergrund bleiben die Investitions- und Beschäftigungspläne im Gast- und Reisegewerbe gedämpft, während die übrigen verbrauchernahen Dienstleister bereits wieder neue Arbeitsplätze schaffen wollen.

Insgesamt lässt sich sagen, dass das verlorene Vertrauen an den Weltfinanzmärkten allmählich zurückkehrt. Die Unsicherheiten im internationalen Handel verringern sich, staatliche Konjunkturprogramme und Liquiditätshilfen der Notenbanken greifen. Nach einem bescheidenen Wachstum im zweiten Quartal dürfen die Unternehmen im Herbst mit einer nochmals beschleunigten Entwicklung ihrer Inlands- und Auslandsumsätze rechnen. Der tiefe Einbruch der Wirtschafts- und Finanzkrise wird sich damit noch lange nicht kompensieren lassen, Rückschläge können den Erholungsprozess begleiten. Für die Belebung der Investitionstätigkeit dürfen nun die Finanzierungsbedingungen sowie die Anforderungen der Kreditinstitute an Sicherheiten nicht zum Engpass werden. Am mittelfränkischen Arbeitsmarkt droht mit dem allmählichen Auslaufen von Kurzarbeit eine hohe saisonale Belastung. Doch obwohl die Unternehmen im kommenden Jahr per Saldo kleinere Belegschaften einsetzen wollen, zeigt sich in den Beschäftigungsplänen der deutliche Ansatz zu einer Trendumkehr. Insgesamt ist die konjunkturelle Wende eingeleitet. Die Geschäftserwartungen der Unternehmen zeichnen den Weg für die Geschäftslage im kommenden Jahr vor. IHK-Präsident Wübbenhorst: „Es geht wieder aufwärts!“

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 11|2009, Seite 10

 
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