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ConSozial

Wachstumsfaktor Sozialwirtschaft

Die ConSozial 2009 und der 78. Deutsche Fürsorgetag, die im Herbst gemeinsam im Nürnberger Messezentrum veranstaltet wurden, gingen mit einer neuen Rekordbeteiligung von über 5 700 Besuchern zu Ende. Drei Tage lang beschäftigte sich die Kongressmesse mit 230 Ausstellern u.a. mit den Auswirkungen der aktuellen Krise auf den sozialen Sektor. „Die Konjunkturpakete, Bürgschaften und Finanzspritzen müssen irgendwann refinanziert beziehungsweise eingespart werden. Künftige Einsparungen können spürbar zu Lasten der Sozialarbeit gehen“, befürchtet Michael Löher, Vorstand des Deutschen Vereins für öffentliche und private Fürsorge e.V., der das Sprachrohr der öffentlichen und freien Träger sozialer Arbeit ist und den Fürsorgetag ausrichtet.

Sorge hat die Sozialwirtschaft auch angesichts der von der neuen Berliner Koalition geplanten Kürzung des Wehrdienstes, die einen Zivildienst von sechs Monaten bedeuten würde. Kritik der Sozialverbände wies Bayerns Sozialministerin Christine Haderthauer bei der Eröffnung der Messe zurück. „Der primäre Zweck des Zivildienstes war nie die Entlastung von Trägern bei der Organisation sozialer Arbeit, sondern es stand der Dienst der jungen Menschen an der Gemeinschaft im Mittelpunkt.“ Zugleich wies sie darauf hin, dass „der Sozialmarkt ein Wachstumsmarkt“ sei.

Das deckt sich mit den Erhebungen, die der Präsident der Evangelischen Fachhochschule Nürnberg, Prof. Dr. Hans-Joachim Puch, in seinem Vortrag darstellte: Demnach arbeiten in Bayern rund 4,7 Prozent der Beschäftigten – über 300 000 Personen – im Sozialwesen. Dieser „Wachstumsmotor Sozialwirtschaft“ zeichne sich durch eine „hohe regionale Beschäftigung und regionale Beschaffung“ sowie eine „zunehmende Unabhängigkeit von der öffentlichen Hand“ aus.

Der „Zukunft des Sozialstaates in Deutschland und Europa“ widmete sich im Plenumsvortrag Prof. Dr. Hans-Jürgen Papier, Präsident des Bundesverfassungsgerichts. Er warnte angesichts der hohen sozialen Ausgaben vor dem immer geringer werdenden Handlungsspielraum des Staates. Bei einer linearen Hochrechnung des unveränderten Ausgabeverhaltens bis zum Jahr 2030 würden die „Sozialausgaben 100 Prozent des Bruttoinlandsproduktes“ ausmachen. Papier unterstrich zudem, dass der verfassungsrechtliche Ansatz beim Sozialstaatsprinzip immer stärker „in der Zeitdimension auch den Ausgleich mit kommenden Generationen“ berücksichtige.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 12|2009, Seite 54

 
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