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Kommentar

Die Zeit der Börsengänge ist nicht vorbei

Die globale Finanz- und Wirtschaftskrise hat den deutschen Mittelstand empfindlich getroffen. Neben teilweise abrupten Umsatzeinbrüchen wurde insbesondere der ungehinderte Zugang zu Finanzierungsmitteln stark beeinträchtigt. Statistiken über die Neuvergabe von Krediten lassen einen deutlichen Rückgang erkennen. Dieser liegt einerseits in den gesunkenen Aufträgen und zurückgestellten Investitionsentscheidungen begründet. Andererseits wird den Banken der Vorwurf gemacht, die Kreditvergabe einzuschränken und die Konditionen zu verschlechtern, da sie selbst ihre Bilanzen sanieren und das Eigenkapital erhöhen müssen und deswegen teilweise kein Interesse an einem Ausbau der Kreditfinanzierungen haben. Auch könnte die unmittelbar vor der Einführung stehende Bankenabgabe — wenn sie zu hoch ausfällt — eine weitere Verknappung der Kreditangebote zur Folgen haben.

In dieser Situation werden wieder einmal die Vorteile einer guten Eigenkapitalausstattung deutlich. Wie schwierig es aber bei der herrschenden steuerlichen Belastung ist, eine komfortable Eigenkapitaldecke aufzubauen, braucht hier sicherlich nicht weiter ausgeführt zu werden.

Der jüngst erfolgreiche Börsengang von Kabel Deutschland und das unmittelbar bevorstehende Börsendebüt weiterer, teilweise deutlich kleinerer Unternehmen zeigt jedoch, dass nach einer längeren Zeit ohne jeglichen Börsengang diese Eigenkapitalquelle nicht versiegt ist. Im Gegenteil — es hat den Anschein, dass gerade auch institutionelle Anleger über erhebliche Mittel verfügen, die in interessante Unternehmen investiert werden sollen, es aber an ausreichenden Gelegenheiten fehlt.

Deshalb könnte jetzt für den einen oder anderen Mittelständler, der über eine attraktive Produktpalette und hervorragende Marktposition verfügt, der richtige Zeitpunkt gekommen sein, Kapital für die weitere Expansion sich über die Börse zu besorgen. Dabei braucht der Unternehmer bei richtiger Gestaltung keine Angst zu haben, durch den Börsengang die unternehmerische Herrschaft über sein Unternehmen zu verlieren. Andererseits schätzen es in der Regel auch die Aktionäre sehr, wenn gerade mittelständisch geprägte Unternehmen von einem tatkräftigen Großaktionär geführt werden. Die deutsche Börsenlandschaft bietet etliche Beispiele für vormals mittelständisch geprägte Unternehmen, die nach Kapitalbeschaffung über die Börse erst ihre Wachstumspotenziale ausschöpfen konnten. Es ist an der Zeit, sich dieser Chancen bewusst zu werden!

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 04|2010, Seite 34

 
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