Telefon: +49 911 1335-1335

Was macht eigentlich...?

Christoph Achenbach

Er war der letzte Vorstand des Quelle-Familienimperiums, bevor es im großen Karstadt-Konzern auf- und später unterging. Ein Mann des unternehmerischen, eignergeführten Mittelstands ist der gebürtige Münsteraner geblieben – heute als Berater.

Langfristigkeit, Wertetreue, Fleiß, Ausdauer – das sind laut Christoph Achenbach die Merkmale, die Familienunternehmen zum Erfolg verhelfen. Der promovierte Betriebswirt weiß wovon er spricht, denn Intes, das Bonner Beratungsunternehmen, bei dem er seit 2008 Partner und Geschäftsführer ist, bezeichnet sich selbst als „Erste Adresse für Familienunternehmen“, es verleiht gemeinsam mit dem Unternehmermagazin „impulse“ den Preis „Familienunternehmer des Jahres“ und hat sich die Zukunftssicherung von Familienunternehmen zum Betriebsziel gesetzt. Achenbach muss allerdings auch Intes-Gründer Prof. Peter May als neuer Unternehmenspartner erschienen sein wie von der Fügung geschickt.

Achenbachs Vater war jahrzehntelang Vorstandssprecher des Textilunternehmens Sinn AG, das heute SinnLeffers heißt. Nicht nur das Betriebswirtschaftsstudium, auch die spätere Karriere scheint im Lichte dieser Herkunft wie vorgezeichnet: Achenbach promovierte 1989 zu einem Thema über standortsbezogene Unternehmenspolitik von Warenhäusern, noch im selben Jahr begann er als Trainee eine Karriere bei „Quelle Schickedanz“. Als er im März 2001 den Vorstandsvorsitz bei der Quelle AG in Fürth übernahm, hatte er in den Unternehmensbereichen Apollo Optik, als Assistent von Schickedanz-Gatte und Quelle-Chef Dr. Wolfgang Bühler, im Controlling Spezialversand und als Vorstand für Finanzen an exponierten Stellen seine Spuren hinterlassen. Im Mai 2004, nach der Fusion mit Karstadt, war er erst Vorstandsmitglied und wurde wenig später Vorstandsvorsitzender der KarstadtQuelle AG. Aufsichtsratsvorsitzender war bereits in diesem Frühjahr Ex-Bertelsmann-Manager Dr. Thomas Middelhoff.

Die Frist für Achenbach, als Kapitän das Ruder im angeschlagenen Quelle-Frachter herumzureißen, währte nur kurz. Bereits nach zehn Monaten trat er zurück. Presseberichte jener Zeit zeichnen ein einhelliges Bild: Demnach musste Achenbach eher seiner Standfestigkeit und Wertetreue als einem Versagen wegen den Platz räumen. Man hatte ihm, laut der „Welt“, vor allem seine Ehrlichkeit vorgehalten: Gleich zu Beginn habe er entschieden, alle Grausamkeiten in eine Bilanz zu packen. „Ich nenne die Dinge lieber jetzt beim Namen, auch wenn Verschweigen oder Aufschieben vielleicht einfacher wäre“, wird er zitiert. Auch das Fazit des „stern“ im April 2005 stellt dem „Zahlenfan“ ein gutes Zeugnis aus. Strukturell habe er viel bewegt, heißt es da; operativ habe die Sanierung allerdings noch keine sichtbaren Ergebnisse gebracht. Es wurde ihm einfach zu wenig Zeit eingeräumt. „Achenbach ist regelrecht rausgemobbt worden“, lautete die Bilanz des stern-Journalisten. In der Folge übernahm Thomas Middelhoff selbst das operative Geschäft – mit bekannten Folgen.

Ein Wort des Grolls oder gar ein Nachtreten sind Achenbachs Sache auch fünf Jahre später nicht: „Sie werden verstehen, dass ich dazu nichts mehr sagen möchte“. Bereits im September 2005 übernahm er die neue Aufgabe als Geschäftsführer beim Versandhaus Klingel (u.a. „Wenz“). Beim inhabergeführten Familienunternehmen leitete er selbst die Prozesse zu einer Verkleinerung der Geschäftsführung ein und verließ den drittgrößten Versender Deutschlands „nach gut zwei Jahren im allerbesten Einvernehmen“.

Der Kontakt zu Intes bestand da schon, und der neue Partner Achenbach scheint aufgrund seiner Verbindungen und Erfahrungen wie gemacht dafür, eine Spezialität des Hauses auszubauen: Deutsche mittelständische Unternehmen, so hat man festgestellt, gehen praktisch immer zur Hausbank, um den Kapitalbedarf zu decken. Dabei bietet es sich gerade bei langfristigen Vorhaben an, sich einen langfristigen Investor zu suchen, wenn beispielsweise die Übergabe ansteht oder eine Vergrößerung: „Wir bringen Unternehmen zusammen“, heißt es knapp auf der Intes-Homepage. Solche Partnerschaften funktionieren vor allem dann, meint Achenbach, wenn bei der Taufe ein erfahrener Pate darauf achtete, dass „der Werte-Ziele-Kanon möglichst deckungsgleich ist und man auch menschlich zueinander passt“. Auch Achenbachs weitere Themen fügen sich in seine Vita. „20 Jahre operative Erfahrung helfen sehr“, betont er, wenn es darum geht, Nachfolger im Familienunternehmen zu beraten, die gelegentlich eine Meinung einholen wollen, die von außerhalb der Familie kommt. Schließlich hat er es sich zur Aufgabe gemacht, geeignete Beiräte und Aufsichtsräte zu besorgen. Auch die sollten Fachkompetenz und Wertetreue in sich vereinen – solche Menschen aufzuspüren, ist etwas, wofür Achenbach offensichtlich ein Näschen hat. Das Thema interessiert ihn so sehr, dass er sich seiner jetzt auch in der Freizeit annimmt: Das Hobby Lesen beschränkt er deshalb weitgehend auf Fachliteratur, um bald sein neues Buch über „Beiräte und Aufsichtsräte in mittelständischen Unternehmen“ zu beenden.

Autor/in: 
Peter Budig
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 04|2010, Seite 51

 
Device Index

Alle Ansprechpartner/innen auf einen Blick