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Genossenschaftsverband Mittelfranken

Klage über Wettbewerbsverzerrung

Die Genossenschaftsbanken beklagen eine starke Benachteiligung gegenüber den Geschäftsbanken. So bezeichnete es der Präsident des mittelfränkischen Bezirksverbandes, Manfred Geyer aus Ansbach, vor der Presse als wettbewerbsverzerrend, wenn Banken stille Einlagen des Staates erhalten und dafür keinen Cent zahlen müssen, weil sie weiterhin immense Verluste schreiben: „Da werden Zukäufe und Umstrukturierungen mit dem Geld des Steuerzahlers beglichen.“ Geyer wies beispielhaft auf eine Großbank hin, die mit 18 Mrd. Euro stiller Einlagen des Staates überlebt habe, dennoch aber durch das Angebot einer gebührenfreien Kontoführung den Volks- und Raiffeisenbanken Konkurrenz mache. Diese dagegen hätten nach der Finanzkrise die nötigen Abschreibungen selbst gestemmt, ohne staatliche Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Folgerichtig forderte Geyer, die von der Bundesregierung geplante Bankenabgabe „ursachengerecht“ auszugestalten. Zwar sollten die Verursacher der Krise an den entstandenen hohen Kosten beteiligt werden, es sei jedoch nicht angemessen, die Bankenabgabe auch auf jene Institute der Finanzwirtschaft auszuweiten, die Selbsthilfe und -verantwortung in der Krise gezeigt hätten. Geyer: „Eine Sonderabgabe für alle Institute würde dazu führen, dass staatlich unterstützte Banken eine solche Belastung mangels wirtschaftlicher Kraft auf absehbare Zeit nicht tragen könnten. Zugleich könnten große Banken der Sonderabgabe durch Verlagerungen von Geschäftsaktivitäten ins Ausland ausweichen. Wenn im Ergebnis lediglich diejenigen regional tätigen Finanzinstitute zur Sonderabgabe herangezogen würden, deren Geschäftsmodell sich als stabil erwiesen hat, würden Eigenverantwortlichkeit und konservatives Bankgeschäft zu Unrecht bestraft.“ Geyer zeigte sich ratlos bei der Frage, warum die Genossenschaftsbanken für ihre Argumentation wenig Interesse bei den zuständigen Politikern finden.

Die 28 Genossenschaftsbanken in Mittelfranken, deren Spektrum von der VR-Bank Nürnberg mit über einer Mrd. Euro Bilanzsumme bis zur Raiffeisenbank Bechhofen (52 Mio. Euro) reicht, blicken auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr 2009 zurück. Die Kundengelder und die Ausleihungen wuchsen um jeweils 3,3 Prozent. Für die Genossen ist Kreditklemme ein Fremdwort, zumal die Eigenkapitalquote mit 14,9 Prozent um knapp sieben Prozent über der Mindestanforderung liegt. Mit einem deutlich gesteigerten Marktanteil von 47 Prozent sind die mittelfränkischen Genossenschaftsbanken nach eigener Aussage Marktführer bei der Anzahl der vermittelten LfA-Förderkredite. Die Ertragslage habe sich günstig entwickelt: Das Betriebsergebnis beträgt 1,08 Prozent der durchschnittlichen Bilanzsumme, nach 0,8 Prozent in 2008. Ein entscheidender Grund dabei: die Verbesserung der Zinsspanne von 2,16 auf 2,45 Prozent. 81 Prozent der Banken wollen ihre Beschäftigtenzahl konstant halten, zehn Prozent sogar erhöhen. Die Investitionen wurden um 34 Prozent gesteigert. Im Jahr 2010 erwartet man eine ähnliche Größenordnung.

Autor/in: 
ug.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 04|2010, Seite 72

 
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