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Demografie

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Unternehmen in ländlichen Regionen stehen vor einer großen Herausforderung: Wie können sie qualifizierte Mitarbeiter an sich binden?

Vom Rückgang der Bevölkerung bleibt auch Mittelfranken nicht verschont. Eine Tagung in Ansbach, zu der das Ansbacher Bündnis für Familie zusammen mit IHK sowie Stadt und Landkreis Ansbach eingeladen hatte, beleuchtete, wie sich der demografische Wandel auf Westmittelfranken auswirken wird. „Ansbach und die gesamte Region Westmittelfranken steht im Vergleich zum ehemaligen Zonenrandgebiet in Nordbayern noch ganz gut da“, so Stefan Böhme vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in Nürnberg. Er wies auf Prognosen des Landesamtes für Statistik hin, wonach die Bevölkerungszahl bis 2028 regional sinkt – um 2,6 Prozent in der Stadt Ansbach, um drei Prozent im Landkreis Neustadt/Aisch – Bad Windsheim, um 4,4 Prozent im Landkreis Ansbach und um 7,6 Prozent im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen.

Aber schon jetzt gibt es in einigen Gegenden Westmittelfrankens einen erheblichen Bevölkerungsschwund. Obwohl sich Westmittelfranken in den letzten Jahren positiv entwickelt hat, liege beispielsweise die Zahl der Arbeitsplätze pro tausend Einwohnern noch erheblich unter dem bayerischen Durchschnitt, führte Böhm aus. Besonders großen Nachholbedarf gebe es bei den Hochschulabsolventen, die in der Region 8 wohnen. Mit fünf Prozent ist sie nicht einmal halb so hoch wie im Bundesdurchschnitt.

Wie können die Unternehmen in den ländlichen Gebieten der Region Nürnberg dennoch ihren Bedarf an qualifizierten Fachkräften decken? Klaus Baier, Mitglied der Geschäftsführung der Regionaldirektion Bayern der Bundesagentur für Arbeit, betonte, dass der Wettbewerb zwischen Regionen um Fachkräfte immer mehr an Bedeutung gewinne. So investieren Unternehmen dort bzw. siedeln sich dort an, wo sie qualifizierte Arbeitnehmer gewinnen können. Werden die Folgen des Geburtenrückgangs noch durch Abwanderung verstärkt, kann eine Region in einen Teufelskreis geraten. Wenn aus einer Region viele qualifizierte junge Kräfte abwandern, gerät sie in eine Abwärtsspirale, aus der sie schwer wieder herauskommt. Der Arbeitsmarktexperte erklärte, nach dem Ende der Wirtschaftskrise sei die Demografie eine der großen Herausforderungen für die Unternehmen. Weil die Arbeitsplätze immer anspruchsvoller würden, komme es darauf an, möglichst viele junge Menschen hoch zu qualifizieren. Es gebe auch immer noch ein großes Reservoir junger Leute, die wegen fehlender Förderungsmöglichkeiten im Bildungssystem nicht ausreichend unterstützt würden. Nicht vergessen dürfe man das Potenzial weiblicher Fachkräfte, das Fachwissen der Frauen werde noch zu wenig genützt.

„Wir müssen uns in der Region gemeinsam aufstellen, unsere Ziele formulieren und diese vorantreiben“, so Gerhard Fuchs, Geschäftsführer der IHK-Geschäftsstelle Ansbach. Eine gute Grundlage hierfür biete das IHK-Leitbild für Westmittelfranken, in dem als wirtschaftliche Stärken die Bereiche Kunststoff/Neue Materialien, Umwelt/erneuerbare Energien, Tourismus und in zunehmendem Maße auch Gesundheit/Medizintechnik genannt werden. Die im Landes- oder Bundesdurchschnitt positiven Arbeitslosenzahlen dürfen laut Fuchs nicht darüber hinwegtäuschen, dass diese auch auf die vielen Pendler aus Westmittelfranken zurückzuführen sind, die im Ballungsraum Nürnberg beschäftigt sind. Gefordert seien Unternehmen, Arbeitnehmer und Politiker gleichermaßen: An die Betriebe appellierte Fuchs, ihre Anstrengungen in der Personalentwicklung zu erhöhen. „Wir müssen beispielsweise jungen Familien sagen, dass sie willkommen sind. Eine familienfreundliche Firmenpolitik bietet deutliche Wettbewerbsvorteile.“ Zudem gebe es gute Beispiele für Firmen-Netzwerke, die ebenfalls die Wettbewerbsfähigkeit im ländlichen Raum erhöhen könnten. Aber auch die Arbeitnehmer müssten in puncto Arbeitszeit und fachlicher Mobilität noch flexibler werden. Fuchs nahm auch die Politik in Pflicht: Sie müsse die Rahmenbedingungen so setzen, dass die ländlichen Regionen attraktiv für Wohnen und Arbeit werden. Dazu seien noch größere Anstrengungen bei Infrastruktur und Technologietransfer nötig, sagte Fuchs, der sich in diesem Zusammenhang für ein „Strukturprogramm Westmittelfranken“ aussprach.

Autor/in: 
nei.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 07|2010, Seite 24

 
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