Telefon: +49 911 1335-1335

Karriereplanung

Den Aufstieg meistern

Vom Industriemeister über den Fachwirt zum Bilanzbuchhalter: Die berufsbegleitende Aufstiegsfortbildung bietet eine breite Palette praxisorientierter Lehrgänge.

Die Gründe, warum Firmen ihre Mitarbeiter darin unterstützen, eine Weiterbildung zu absolvieren, sind vielfältig: Die einen brauchen dringend Nachrücker für ihre Führungskräfte. Andere benötigen Mitarbeiter mit dem aktuellsten Wissensstand, um den technologischen Vorsprung zu erhalten. Auch gilt es, die Kundenzufriedenheit im Auge zu behalten. Dazu bedarf es Mitarbeiter, die versiert mit Kunden umgehen können. Bei allen benötigten Qualifikationen steht aber ein Ziel im Mittelpunkt: Der Mitarbeiter muss möglichst praxisorientiertes, direkt anwendbares Wissen erwerben. Genau dieses steht im Mittelpunkt der Aufstiegsbildung nach dem Berufsbildungsgesetz (BBiG). Von der Entwicklung der Weiterbildungsprofile über den Einsatz von Experten aus den Unternehmen bis hin zu den ehrenamtlichen Prüfern in den Prüfungsausschüssen steht die betriebliche Praxis im Mittelpunkt und es werden Unternehmensexperten in die Lehre einbezogen.

Vom Abwassermeister bis zum Wirtschaftsfachwirt reicht die Liste der so entstandenen rund 380 Aufstiegsfortbildungen in Deutschland. Zwischen 1994 und 2006 haben bundesweit alleine bei den IHKs eine Mio. Personen die Prüfung zu Fachkaufleuten, Industriemeistern, Fachwirten, Betriebswirten oder Bilanzbuchhaltern geschafft. Damit hat jeder fünfte Absolvent einer dualen Ausbildung einen Abschluss der Aufstiegsfortbildung erworben. Die sechste Umfrage des DIHK zum Weiterbildungserfolg der Absolventen dieses Bildungsweges, „Karriere mit Lehre 2008“ zeigt, dass die jährlich rund 65 000 Menschen, die eine dieser Fortbildungen ablegen, beruflich in erheblichem Umfang profitieren.

Trotz der nun zu Ende gehenden Wirtschaftskrise ist der Bedarf an Fach- und Führungskräften hoch. Die Unternehmen versuchen, ihre Mitarbeiter zu halten, denn ihnen ist bewusst, dass es aufgrund der demografischen Entwicklung in Zukunft nicht leicht fallen wird, qualifiziertes Personal zu finden. Vor der Krise fiel es Unternehmen in einigen Branchen und Regionen schon schwer, Stellen für beruflich Hochqualifizierte zu besetzen. In Bauwirtschaft und Industrie war die Nachfrage nach Personal auf dem Meister-Niveau besonders hoch, gefolgt von den Wirtschaftszweigen Handel und Dienstleistungen. Eine Lösung ist, das eigene Personal rechtzeitig zu qualifizieren, auch in der Krise.

Meist geht die Weiterbildungsinitiative von den Beschäftigten aus, die Neuland erkunden, ihren Job sichern, sich für besser bezahlte Aufgaben empfehlen oder – als Quereinsteiger – einen tragfähigen Nachweis ihrer im Beruf erworbenen Kenntnisse erwerben wollen.

Unternehmen, die engagierte und lernbereite Mitarbeiter unterstützen, gewinnen viel – von Anfang an. Der gelernte Schiffbauer beispielsweise setzt sich im Lehrgang zum Technischen Betriebswirt mit Management und Recht, mit Volks- und Betriebswirtschaft auseinander und erkennt, wie die ökonomische Sichtweise seine Entscheidungsfähigkeit verbessert. Die künftige Personalfachkauffrau probiert sofort den neuen Weg der Mitarbeiterrekrutierung aus, den sie im Lehrgang gelernt hat. Der angehende Fachkaufmann für Einkauf und Logistik hat das frisch erworbene Wissen gleich umgesetzt und neue Kennzahlen für die Arbeit der Einkaufsabteilung entwickelt.

Erfahrung mit frischem Wissen mixen

Die Verknüpfung von beruflicher Erfahrung mit neuem Wissen ist ein großer Vorteil der Aufstiegsfortbildung. Außerdem werden Qualifikationen erworben, die in jeder Position positive Wirkungen zeigen. Dazu zählen ziel- und ergebnisorientiertes Arbeiten, internationales Denken, permanente Kommunikation mit den Schnittstellenabteilungen sowie Kritikfähigkeit.

Selbst für Unternehmen, die einer frischgebackenen Fachkauffrau oder einem gerade geprüften Controller nicht sofort einen Sprung auf der Karriereleiter in Aussicht stellen können, lohnt es sich, wenn sie Beschäftigte während der Aufstiegsfortbildung unterstützen. Das beginnt bei den Kosten für Lehrgang und Prüfung, setzt sich fort mit der Möglichkeit, während der Schulungsphase zeitreduziert zu arbeiten und reicht bis zum Sonderurlaub vor der Abschlussprüfung. Es gibt auch Hilfe vom Staat: Das bewährte „Meister-Bafög“ kommt seit Mitte 2009 einem noch größeren Personenkreis mit erweiterten Förderungen zugute und sieht besondere finanzielle Zuschläge für Aufstiegswillige mit Kindern oder für Existenzgründer vor.

Unternehmen sind gut beraten, wenn sie das Engagement weiterbildungswilliger Beschäftigter honorieren. Eine Rundfunkanstalt beispielsweise zahlt Meistern für Veranstaltungstechnik nach bestandenem Examen einen Zuschuss, auch wenn sie den wenigsten gleich eine höherwertige Stelle anbieten kann. Dass es auch um Mitarbeiterbindung geht, hat ein mittelständischer Hersteller von Spezialpapieren schnell erkannt: Weil man den hochqualifizierten Papiermacher, der wichtige Bereiche des Unternehmens bereits aus dem „Effeff“ kannte, nicht verlieren wollte, erhielt er finanzielle und zeitliche Unterstützung während der Aufstiegsfortbildung zum Industriemeister. Als er kurz darauf beschloss, noch ein Bachelor-Studium draufzusetzen, konnte er wieder auf die Firma zählen. Denn die Position des Produktionsleiters wird bald frei – und woher sollte das Unternehmen einen geeigneteren Nachfolger bekommen?

Autor/in: 
Helga Ballauf
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 07|2010, Seite 42

 
Device Index

Alle Ansprechpartner/innen auf einen Blick