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Interview

Gibt es ein Jobwunder?

Der Arbeitsmarkt hat sich in der Wirtschaftskrise besser entwickelt als erwartet. Demografie, Bildung und Integration bleiben jedoch Dauerbaustellen. WiM sprach mit Elsa Koller-Knedlik, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Nürnberg.

Die Quelle-Insolvenz war ein harter Schlag für die Region. Konnte der Arbeitsmarkt die betroffenen Mitarbeiter aufnehmen?

Diese Integrationsaufgabe ist besser gelungen, als erwartet. Von der Insolvenz der Fa. Quelle in Fürth waren rund 4 000 Mitarbeiter betroffen. Weitere 1 000 Arbeitsplätze waren bei Zulieferern in der Region gefährdet.
Aktuell sind bei der Agentur für Arbeit Nürnberg noch gut 1 200 gemeldet. Die 164 Auszubildenden konnten wir, auch dank tatkräftiger Unterstützung der IHK, bereits bis Ende 2009 alle wieder unterbringen. Ich bin zuversichtlich, dass in den kommenden Wochen noch viele einen Job finden werden. Hierbei sind für die Betroffenen besonders Mobilität und die Bereitschaft zu Abstrichen bei den Gehaltsvorstellungen gefragt. Aber wir dürfen nicht vergessen, dass einigen der Sprung in eine neue Beschäftigung nicht mehr gelingen wird.

Vom Sparprogramm der Bundesregie-rung bleibt auch die Bundesagentur für Arbeit nicht verschont. Was bedeutet das konkret für die Arbeitsvermittlung vor Ort?

Das ist auch für uns derzeit eine spannende Frage. Wir wissen noch nicht konkret, welche Sparmaßnahmen für die Bundesagentur für Arbeit vorgesehen sind. Wichtig wird es für unsere Zukunft sein, unsere Aufgabenbereiche – auch das Feld der Weiterbildung ständig zu optimieren. Qualitätsaspekte und Wirkung stehen dabei im Vordergrund. Ich hoffe, dass uns das Sparpaket hier nicht bremst. In Bezug auf ein Mehr an Entscheidungsfreiheit für unsere Vermittlungsfachkräfte sehe ich jedoch eine Chance auf mehr Handlungsfreiheit und Flexibilität.

Welche Signale empfangen Sie aktuell vom Ausbildungsmarkt?

Am Ausbildungsstellenmarkt in der Region ist aktuell viel Bewegung. Die Zahl der bei uns gemeldeten Bewerber und die der gemeldeten Ausbildungsstellen ist seit der Halbjahresbilanz im März deutlich angestiegen. Diese positive Entwicklung ist jedoch für diese Zeit des Jahres typisch.
Unsere Berufsberatung rechnet bis zum diesjährigen Ausbildungsbeginn noch mit weiteren zusätzlichen 1 000 Stellen. Darüber hinaus brauchen wir Ausbildungsstellen nicht nur für die Besten, sondern auch für die zweiten und dritten „Olympiasieger“.
Für die Annahme weiterer Ausbildungsstellen stehen daher meine Mitarbeiter des Arbeitgeberservice gerne unter der Telefonnummer 01801/664466 zur Verfügung.

Wie kann unsere Gesellschaft die Jugendlichen aus bildungsfernen Schichten besser integrieren?

Jugendliche aus bildungsfernen Schichten haben ihre eigenen Themen und Bedürfnisse. Entscheidend für ihre Integration in die Gesellschaft und das Arbeitsleben ist, dass ein Jugendlicher persönlich für sich erfährt, was individuelle Anerkennung bedeutet, dass er unterstützt wird und teilhaben kann an der Gestaltung von positiven Zukunftsperspektiven. Wünschenswert wäre ein umfassender Förderansatz für alle in der Kindergartenphase. Unser Bildungssystem beginnt bereits in den Kindergärten. Ich befürworte Projekte, in denen Jugendliche selbst aktiv werden können, geistige Mobilität und Selbstvertrauen entwickeln, ihre Zukunft selbst mitgestalten und erleben, was Erfolg bedeutet.
Wir sollten mit Blick auf die demografische Entwicklung nichts unversucht lassen, möglichst allen Jugendlichen eine berufliche Perspektive zu bieten. Denn sie sind unsere künftigen Fachkräfte, Steuer- und Beitragszahler von morgen.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 07|2010, Seite 26

 
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