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Konjunktur

Mit hoher Drehzahl

In der mittelfränkischen Wirtschaft herrscht wieder Zuversicht über alle Branchen hinweg. Besonders dynamisch entwickelt sich der Export, so die aktuelle IHK-Konjunkturumfrage.

Die Stärke der Erholung hat uns alle überrascht“, erklärte IHK-Präsident Dirk von Vopelius bei der Vorstellung der aktuellen Konjunkturdaten. Die mittelfränkische Wirtschaft habe gegenüber dem ersten Halbjahr 2010 nochmals kräftig zulegen können. Auftragseingänge und Umsätze hätten vielfach schon wieder das Niveau vor der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise erreicht. Und es geht weiter aufwärts, denn die Unternehmer beurteilen ihre Geschäftsaussichten unvermindert optimistisch, ergänzte IHK-Volkswirt Dr. Udo Raab. Das Auslandsgeschäft bleibe die wichtigste Stütze der mittelfränkischen Industrie. Die Hersteller von Investitionsgütern profitieren zudem davon, dass die Investitionen in ganz Deutschland wieder angefahren werden.

Als dritter Treiber des Aufschwungs erweist sich der private Konsum: Steigende Beschäftigung und stabile Preise lassen die Sorgen um den Arbeitsplatz oder um die Inflation bei den Verbrauchern in den Hintergrund treten. Von ihrer besseren Kauflaune profitieren zahlreiche Einzelhändler und verbrauchernahe Dienstleister, die auch auf ein gutes Weihnachtsgeschäft hoffen.

Geschäftslage

Die mittelfränkischen Unternehmen beurteilen ihre Geschäftslage bereits wieder so gut wie vor der Finanz- und Wirtschaftskrise. 42 Prozent „gut“-Urteilen stehen nur zehn Prozent „schlecht“-Stimmen gegenüber. Der Saldo von plus 32 Prozentpunkten liegt damit um 21 Punkte höher als zu Beginn des Sommers und um 48 Punkte höher als vor einem Jahr. Die überraschend guten Zahlen und Perspektiven für die deutsche Wirtschaft spiegeln sich in guten Auftragseingängen und in wachsenden Umsätzen im In- und Ausland wider. Außerdem verbessern sich die Erträge, weil die Personal-, Material- und Energiekosten nur moderat steigen.

Erwartungen

Die Geschäftserwartungen der mittelfränkischen Wirtschaft bleiben nach dem deutlichen Anstieg zur Jahresmitte auf einem Niveau hoher Zuversicht: 34 Prozent der Befragten rechnen in den kommenden Monaten mit nochmals besseren Geschäften, nur 13 Prozent befürchten eine Verschlechterung. Die Unternehmen gründen diesen Optimismus darauf, dass der Außenhandel stabil bleibt und dass bei Investitionen und Konsum nun Nachholeffekte einsetzen. Doch sie wissen, dass das Tempo bald wieder auf „normal“ zurückfallen wird: Die Wirtschaftsleistung 2011 wird angesichts auslaufender Konjunkturprogramme und vermutlich steigender Personalkosten nicht mehr so dynamisch wie 2010 wachsen können.

Die mittelfränkische Industrie hat die Krise hinter sich gelassen. Kräftig gestiegene Auftragseingänge aus dem Ausland und eine anziehende inländische Nachfrage lasten die Kapazitäten gut aus, vielfach laufen die Betriebe an der Kapazitätsgrenze. Gerade von der weltweit anziehenden Nachfrage nach Investitionsgütern profitiert die mittelfränkische Wirtschaft überdurchschnittlich. Die Geschäftserwartungen bleiben zuversichtlich, die Euphorie des Sommers ist einem fundierten Optimismus gewichen. Investitions- und Beschäftigungspläne können sich erneut verbessern. In Verbindung mit der guten Kapazitätsauslastung belegt dies deutlich, dass dem Aufschwung die Luft so schnell nicht ausgeht.

Die Urteile und Erwartungen der mittelfränkischen Bauwirtschaft folgen auch im Herbst 2010 einem langjährigen saisonalen Muster. Am Ende eines Sommers mit guter Auslastung der Kapazitäten zeigen sich die Betriebe mit den aktuellen Geschäften höchst zufrieden. Zugleich aber trüben sich die Aussichten mit Blick auf die kalte Jahreszeit ein. Hinzu kommen zunehmend Sorgen über die Zeit nach dem Auslaufen der öffentlichen Baumaßnahmen, die das Baugewerbe im Jahr 2010 stützen. Die Entwicklung im Jahr 2011 wird davon abhängen, ob der Wirtschaftsbau angesichts des verbesserten Investitionsklimas anzieht und für ausreichend Anschlussaufträge nach dem Ende der Konjunkturprogramme sorgen kann.

Das Hoch im mittelfränkischen Handel hält an: Wie schon im Frühsommer 2010 beurteilen Handelsvertretungen, Groß- und Einzelhändler ihre aktuelle Lage mehrheitlich gut, die Erwartungen spiegeln anhaltenden Optimismus. Stabile Beschäftigungspläne und das verbesserte Investitionsklima bekräftigen diesen Trend. Ursache der guten Stimmung ist in allen Sektoren des Handels die Nachfrageentwicklung. Industrienahe und international aktive Handelsbetriebe profitieren von der kräftigen Erholung der Industrie in Deutschland. Parallel zur Stabilisierung des Arbeitsmarkts steigt zudem die Kauflaune der Verbraucher. Dies beschert dem Einzelhandel schon jetzt wachsende Umsätze und hellt die Perspektiven für das Weihnachtsgeschäft zunehmend auf.

Bei den unternehmensnahen Dienstleistungsunternehmen legt die Erholung nochmal an Tempo zu. Zum vierten Mal in Folge verbesserten sich die Urteile über die Geschäftslage. Weil die Betriebe optimistisch in die Zukunft sehen, wollen sie auch mehr investieren und neue Mitarbeiter einstellen. Bei den Güterverkehrsbetrieben ist die Lage noch nicht so günstig: Die Kapazitäten sind noch nicht voll ausgelastet und der Kostendruck bleibt hoch, sodass die Betriebe mehrheitlich mit ihrer Geschäftslage noch immer nicht zufrieden sind. Dagegen berichten Vertreter der Medienwirtschaft von spürbaren Verbesserungen der Auftragslage und gründen darauf eine hohe Zuversicht auf eine Fortsetzung der Erholung. Weit überdurchschnittlich entwickelt sich in den unternehmensnahen Dienstleistungen erneut die Zahl der Arbeitsplätze: Jeder fünfte Betrieb plant eine Ausweitung der Belegschaft.

In den verbrauchernahen Dienstleistungen sorgt die Aufhellung im Gastgewerbe für ein erheblich verbessertes Konjunkturklima. Betriebe aus dem Freizeit-, Kultur- und Gesundheitsgewerbe sowie dem Vermittlungs- und Versicherungswesen äußerten sich schon während des gesamten Jahres 2010 ähnlich zufrieden mit der aktuellen Geschäftslage wie die ebenfalls verbraucherbezogenen Einzelhändler oder die unternehmensnahen Dienstleister. Vertreter der Reisebranche sowie vor allem die Unternehmen aus dem Gastgewerbe klagten noch bis zum Beginn des Sommers über gesunkene Umsätze, rückläufige Gästezahlen aus Tourismus und Geschäftsreisen sowie eine verschlechterte Ertragslage. Doch trotz der spürbar verbesserten Geschäftslage nach einem zufriedenstellenden Sommer bleiben die Erwartungen des Gastgewerbes für das Winterhalbjahr mehrheitlich skeptisch.

Investitionen und Beschäftigung

Die Investitionsneigung der mittelfränkischen Unternehmen legt im Herbst 2010 ungebremst zu – in der Industrie noch mehr als im Durchschnitt aller Branchen. Dies ist die Voraussetzung für einen selbst tragenden Aufschwung, der sich nicht mehr allein auf die Exportnachfrage stützen muss. Die rasch wieder gut ausgelasteten Kapazitäten erfordern nun neben den kaum mehr aufschiebbaren Ersatzinvestitionen zunehmend Erweiterungsinvestitionen.

Der mittelfränkische Arbeitsmarkt ist durch sinkende Arbeitslosen- und gestiegene Beschäftigtenzahlen gekennzeichnet. Dies spiegelt die weiter wachsende Zahl der Unternehmen wider, die neue Stellen schaffen. Bewährt hat sich die Flexibilität am Arbeitsmarkt in Phasen des konjunkturellen Einbruchs und der Erholung: Die Kurzarbeit verhinderte zunächst eine Abwärtsspirale aus umfangreichen Entlassungen und vermehrten Nachfrageeinbrüchen. Dann konnten anziehende Auftragseingänge durch Rückführung von Kurzarbeit und Zeitarbeit aufgefangen werden. Nun entstehen angesichts drohender Knappheit von Fachkräften vermehrt dauerhafte Arbeitsplätze.

Die Erholung der Konjunktur in Deutschland verläuft also weitaus kräftiger als vielfach erwartet. Wachstumsprognosen für 2010 wurden bereits auf Werte über drei Prozent nach oben korrigiert. Ein Auslaufen des Exportbooms ist trotz des anziehenden Euro-Kurses nicht in Sicht. Die Arbeitslosigkeit liegt fast so niedrig wie vor der Krise, die Beschäftigung wird in 2011 bei über 40 Mio. Personen liegen und einen neuen Rekordstand erreichen.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 11|2010, Seite 12

 
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