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Zuwanderung

Man kann es kaum glauben – sämtliche Konjunkturindikatoren weisen aufwärts, dabei war noch vor wenigen Monaten die Krise das alles beherrschende Thema. Über den möglichen Konjunkturverlauf wurde in Buchstabenoptik gerätselt: „L“-Verlauf oder „U“ oder gar ein „V“ in der Wachstumskurve? Mein Leitmotiv „Vertrauen“ baut auf einem „V“ auf – wie schön, dass nun auch die volkswirtschaftliche Entwicklung so eindrucksvoll für Vertrauen in die Wirtschaft wirbt.

Zu unbeschwerter Jubelstimmung besteht allerdings kein Anlass. Neben der absehbaren Verknappung wichtiger Rohstoffe wird uns der bereits jetzt spürbare Fachkräftemangel in den nächsten Jahren in Atem halten. Die Zuwanderungsdebatte gewinnt eine stetig wachsende Bedeutung für die Zukunft unseres Landes. Lassen Sie mich hier vor einem verhängnisvollen Irrtum warnen: Es geht nicht um die Frage, ob wir in Deutschland mehr Zuwanderung oder mehr Qualifikation brauchen – es geht um die bestmögliche Kombination von beidem.

Wir als IHK befassen uns mit den Fähigkeiten der Menschen, die bereits unter uns leben. Wir werden gemeinsam mit unseren Schwesterkammern in Bayern einen Versuch zur Zertifizierung von Teil-Qualifikationen wagen – eine neue Chance für Langzeitarbeitslose, aber auch für unsere Betriebe. Und wir haben ein Konzept zur Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse vorgelegt, das als „Nürnberger Modell“ in die politische Diskussion Einzug gehalten hat.

Bleibt die hitzig diskutierte Frage, ob wir nun ein Einwanderungsland sind oder sein wollen. Im Jahr 2009 haben mehr Menschen unser Land verlassen, als zugewandert sind, das gilt übrigens auch für die Migrationsbilanz mit der Türkei. Dies und die demografisch bedingte Überforderung unserer Sozialsysteme lassen keine erkennbare Alternative zur Anwerbung von talentierten Menschen aus aller Welt.

Unsere hochgradig exportabhängige Wirtschaft lebt von der Weltoffenheit unserer Abnehmerländer. Im eigenen Land sollten deshalb gerade wir Wirtschaftsvertreter an der Spitze einer weltoffenen Geisteshaltung stehen. Und wir müssen nicht nur auf den Fußballplatz blicken, um Stolz auf Mitbürger mit Migrationshintergrund zu empfinden. Eine weltberühmte Symbolfigur unserer Region war Sohn eines ungarischen Einwanderers. Sein Name? Albrecht Dürer.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 11|2010, Seite 3

 
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