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Innovation im Breitband

Schnelle Daten braucht das Land

Wie lassen sich in ländlichen Regionen schnelle und bezahlbare Internet-Anbindungen für Gewerbeflächen, Gewerbeparks und Unternehmen realisieren?

Breitband ist nicht gleich Breitband: Scheinbar preiswerte Produkte für Privatkunden genügen den Ansprüchen moderner Unternehmen nicht: Es fehlt ihnen an Bandbreite speziell im Upload ebenso wie an Ausfallsicherheit. Für unternehmenstaugliche Lösungen sind deshalb innovative Technologien und eine sachgerechte Herangehensweise erforderlich. In die Analyse einfließen müssen Kosten, nutzbare Ressourcen sowie das Niveau der gewünschten und möglichen Sicherheit.

DSL-Technik mit Grenzen

Derartige Lösungen sind möglich, wenn man sich nicht allein auf DSL verlässt. Die für Internet-Zugänge meistgenutzte Technologie verwendet Kupferkabel für den Teilnehmeranschluss und stößt im Geschäftsumfeld an ihre Grenzen. Die von Bundesregierung und EU geforderte flächendeckende ADSL-/VDSL-Versorgung mit einem oder zwei Megabit im Download reicht bei weitem nicht aus. Unternehmen müssen Daten auch „uploaden“, also zu anderen Standorten, Partnern etc. senden und benötigen dafür die entsprechende Geschwindigkeit.

Per S(ymmetric)DSL lassen sich bis zu 20 Megabit pro Sekunde realisieren. Das reicht oftmals aus, vor allem wenn man Kupferleitungen teilweise durch Glasfaser ersetzt – z.B. bis in den Gewerbepark – und wenn man vor Ort eigene DSL-Infrastrukturen mit sehr kurzen Kupferstrecken aufbaut. Denn bei DSL ist und bleibt die Länge und Qualität der Teilnehmeranschlussleitung der begrenzende Faktor. Deshalb ist künftig keine große Steigerung der Bandbreite zu erwarten. Im Gegensatz dazu steht der stark wachsende Bedarf der Unternehmen, die mehr Bandbreite verlangen.

Glasfaser – die zukunftssicherste Technologie

Den Ausweg bietet die Glasfasertechnologie auch für den Teilnehmeranschluss. Sie stellt symmetrische Bandbreiten zur Verfügung, die weit über den heutigen und absehbaren Bedarf hinausgehen: Praktisch unabhängig von der Leitungslänge sind 100 Megabit, 1 000 Megabit oder auch 10 000 Megabit realisierbar – ein Limit ist nicht absehbar. Leider fehlen in vielen Gebieten noch Glasfasertrassen und Hausanbindungen, zudem berechnen die großen Telekommunikationsunternehmen für Glasfaseranbindungen neben vierstelligen monatlichen Gebühren auch sehr hohe Einrichtungskosten. Wenn jedoch Kommunen, Gewerbeparkbetreiber, Immobiliengesellschaften, Versorger und Unternehmen den Ausbau mit innovativen Lösungen angehen, werden auch bezahlbare Lösungen möglich.

Richtfunk und andere Funktechnologien

Und was ist mit den gerne diskutierten Funktechnologien wie WLAN (Wireless Local Area Network), LTE, UMTS und WiMax? Bei ihnen handelt es sich um sogenannte „Shared Medien“, d.h. die Teilnehmer müssen sich in variablen Funkzellen die vorhandene Bandbreite teilen. Für Unternehmensanbindungen kommen sie deshalb kaum infrage.

Grundlegend anders zu bewerten sind dagegen professionelle Richtfunkanbindungen, die dem Teilnehmer bis zu 800 Megabit pro Sekunde symmetrisch zur Verfügung stellen. Diese Bandbreite kann getrennt für Internet, Sprache und Unternehmensvernetzung (MPLS) genutzt werden. Strecken zu den nächsten Glasfaser-Backbone-Knoten, lokalen Rechenzentren oder anderen Standorten sind im Umkreis von bis zu 100 Kilometern leicht überbrückbar. Zuverlässigkeit und Verfügbarkeit sind genau berechenbar und bis zu 99,999 Prozent realisierbar. Dies sind Werte, die über Glasfaser und vor allem über Kupferleitungen nicht erreichbar sind.

Typische Heimanschlüsse für 20 bis 50 Euro pro Monat bieten dagegen Verfügbarkeiten von 97,5 Prozent, was einem möglichen Ausfall von mehr als neun Tagen im Jahr entspricht. Selbst kleinere Mittelständler sollten sich gut überlegen, ob dies akzeptabel ist. Sie sollten sich zudem die Frage stellen, ob das geschäftskritische Thema Internet tatsächlich viel billiger sein muss als die Leasing-Raten für Geschäftswagen.

Umsetzung in der Praxis

Denn auch zukunftssichere und bezahlbare Lösungen sind machbar, wenn die richtigen Partner auf regionaler Ebene zusammenfinden, vorhandene Ressourcen nutzen und innovative Technologien wählen: So wurde beispielsweise die NürnbergMesse vor zwei Jahren redundant an einen bundesweiten Glasfaser-Backbone angeschlossen. Dabei wurden Dienste über diese Leitungswege an regionale Rechenzentren ausgelagert und eine DSL-Infrastruktur in der Nähe der Messehallen aufgebaut. Das Konzept bringt per DSL, Ethernet, Glasfaser und WLAN die nötige Bandbreite an jeden Ort auf dem Messegelände und sucht in Deutschland seinesgleichen.

Vorhandene Lehrrohrnetze wurden erweitert und genutzt, um die Firma Brandstätter (Playmobil) neben der vorhandenen Telekom-Trasse redundant an das Internet anzubinden und die Zentrale in Zirndorf mit dem Werk Dietenhofen zu vernetzen.

Die Firma Fischer Automobile in Neumarkt nutzt neben einer eigenen 1 000 Megabit Glasfaseranbindung eine 155-Megabit-Richtfunkstrecke, um die Zentrale mit dem Zweitsitz in Pilsach zu verbinden. Eine Breitband-Ethernet-Leitung stellt zudem die Verbindung zur Filiale in Amberg her.

Ein besonders interessantes Projekt entsteht derzeit in der Gemeinde Happurg im Kreis Nürnberger Land. Ein innovatives Breitband-Ausbaukonzept wurde beim Förderwettbewerb „Modellprojekte für den Breitbandausbau“ des Bundeswirtschaftsministeriums prämiert und soll bis zu 100 Megabit zu den Haushalten und Gewerbetreibenden bringen.

Diese und andere spannende Beispiele aus der Region zeigen: Mit Know-how und dem Willen und der Fähigkeit zur Innovation sind bezahlbare und zukunftssichere Anbindungen von Firmen und Gewerbeparks möglich – vor allem, wenn Kommunen, Versorger und Unternehmen an einem Strang ziehen.

Autor/in: 

Johannes Bisping

,
ist Geschäftsführender Gesellschafter des bundesweit tätigen Kommunikationsdienstleisters und Internet-Carriers Bisping & Bisping GmbH & Co. KG, Lauf a.d. Pegnitz (www.bisping.de). Illustration: Anton Atzenhofer
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 06|2011, Seite 22

 
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