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IHK-Positionspapier

Frauen fördern, ohne Quote

Die Diskussion zu gesetzlichen Frauenquoten hat derzeit vor allem die Großunternehmen im Blick. Sie müsse jedoch stärker die Realität im deutschen Mittelstand wahrnehmen, so die Forderung in einem Positionspapier der IHK Nürnberg für Mittelfranken, das in der letzten Vollversammlung verabschiedet wurde.

Die Lage stellt sich ambivalent dar: Einerseits werden nach Erfahrung des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) mittlerweile vier von zehn Unternehmensgründungen in Deutschland von Frauen vorgenommen. Das entspricht jährlich 160 000 neuen Unternehmen, die von Frauen geleitet werden. Der Anteil der Chefinnen unter den Lenkern neu gegründeter Firmen ist in den letzten zehn Jahren von 30 auf 40 Prozent gewachsen – Tendenz weiter steigend. Zudem steigt die Anzahl der Frauen in Führungspositionen, wenn auch nicht so schnell wie vielleicht gewünscht. Andererseits lässt sich laut IHK nicht von der Hand weisen, dass die Potenziale von Frauen auch im Mittelstand noch besser zur Entfaltung kommen könnten.

Eine stärkere Präsenz von Frauen in Führungspositionen liege – nicht zuletzt angesichts des wachsenden Fachkräftemangels – auch im Interesse der Unternehmen. Gut ausgebildete Frauen sollten ihre Qualifikationen auf allen Führungsebenen einbringen können. Es sei daher richtig und notwendig, sich damit zu befassen, wie mehr Frauen in Führungspositionen gelangen können.

„Der Weg über eine starre Quote ist daher verfehlt“, so das vom Rechts- und Steuerausschuss der IHK erarbeitete Positionspapier. Sie könne die individuellen Gegebenheiten in den Unternehmen nicht berücksichtigen. Doch auch der Vorschlag einer flexiblen Quote schränke im Wege der Veröffentlichungspflicht die Betriebe in ihrer Handlungsfreiheit ein. Klar sei aber auch, dass die Unternehmen nicht bei einer schlichten Ablehnung der Quote stehenbleiben können. Sie müssten sich damit auseinandersetzen, welche Maßnahmen zur Frauenförderung an die Stelle einer Quoten treten soll. Hier gebe es mehrere Ansatzpunkte:

  • objektive Auswahlverfahren hinsichtlich Qualifikation und persönlicher Eignung
  • flexible Arbeitszeitmodelle, vor allem auch Führung in Teilzeit
  • Integration von Frauen in durchlässige Karrierewege
  • gleiche Bezahlung bei gleicher Tätigkeit
  • gesellschaftliches Umdenken bezüglich des Rollenbildes
  • bessere Rahmenbedingungen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf
  • Stärkung des Interesses von Frauen an technischen und naturwissenschaftlichen Berufen.

Die IHK Nürnberg für Mittelfranken ruft alle Mitgliedsunternehmen auf, konstruktive Ansätze und Lösungen zur Förderung von Frauen zu entwickeln und umzusetzen, die eine Quote überflüssig machen. Hier sei die Kreativität der einzelnen Unternehmen und ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gefragt; denn sie können gemeinsam am besten beurteilen, welche Maßnahmen zur Frauenförderung in ihrem Unternehmen zielführend und nachhaltig sind.

 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 11|2011, Seite 24

 
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