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Technische Übersetzungen

Vereinfachtes Verfahren

Expertensysteme helfen dabei, Textbausteine von Übersetzungen zu verwalten. Auf sie kann man bei weiteren Aufträgen aufbauen und Kosten sparen. Von Kornelia Meyer

Unternehmen, bei denen viele Übersetzungen vorkommen, sollten planmäßig vorgehen. Das gilt insbesondere dann, wenn es sich um Fachübersetzungen handelt. Damit sind Texte gemeint, die einen hohen fachlichen Bezug haben und eine Fachsprache verwenden – sei es der Maschinenbau, das Rechtswesen oder die Finanzwirtschaft.

Bei den Ausgangstexten sollte zunächst zwischen primären und sekundären Übersetzungen unterschieden werden. Primäre Übersetzungen befassen sich mit den Kernaktivitäten des Hauses und richten sich normalerweise an eine größere, bekannte oder unbekannte Zielgruppe. Dabei handelt es sich bei den Ausgangstexten in der Regel um fachspezifische Dokumente: Das kann der Internet-Auftritt sein, eine Software-Oberfläche, ein Katalog mit technischen Beschreibungen, ein Vertrag, der Geschäftsbericht oder das Handbuch zu einem technischen Gerät.

Sekundäre Übersetzungen leiten sich von den primären ab und sind für eine eher kleinere, bekannte Zielgruppe bestimmt. Die primär recherchierten und verwendeten Fachbegriffe sollten also auch in der sekundären Übersetzung verwendet werden. Sekundäre Übersetzungen sind z.B. Korrespondenz, Schulungsunterlagen oder Spezifikationen mit produkt- oder projektbezogenen Details

Primäre Übersetzungen sollten qualitativ hochwertig angefertigt werden: Mit möglichst wenig Zeit- und Kostendruck und der Möglichkeit, einen Ansprechpartner für Fragen zur Terminologie zu kontaktieren. Die primäre Übersetzung sollte beispielsweise in einer Datenbank gespeichert und dem Auftraggeber ausgehändigt werden. Damit wird die bei der Übersetzung bereits erledigte Terminologiearbeit (z.B. Festlegung von Definitionen und Begriffen) für die weiteren Übersetzungen verfügbar gemacht. Die sekundären Übersetzungen können auf dieser Basis schnell und kostengünstig beschafft oder sogar intern erledigt werden.

Translation Memory Systems

Genutzt werden dafür sogenannte Translation Memory Systems (TMS) – das sind Software-Lösungen, die bei allen Technischen Übersetzern fast standardmäßig im Einsatz sind. Es gibt diese Experten-Software von verschiedenen Herstellern zu Preisen von wenigen hundert bis zu mehreren tausend Euro. Wie bei jeder Software kommt es auf den Verwendungszweck und die Ausbaustufe an. Lösungen für weniger als 1 000 Euro decken jedoch in der Regel die Erfordernisse an einem Einzelarbeitsplatz ab und sind mit allen erforderlichen Funktionalitäten ausgestattet.

Es ist empfehlenswert, ein solches System – in Abstimmung mit dem Übersetzer der primären Übersetzung – auch auf einem PC beim Auftraggeber zu installieren, beispielsweise im zentralen Sekretariat, in der Abteilung Marketing oder für technische Texte bei der Entwicklungsabteilung. Die Handhabung dieser Systeme ist nicht allzu schwer. Außerdem kann man mit Hilfe der Software Übersetzungsaufträge (für bis zu fünf Sprachen) selbst analysieren und kalkulieren. Der vom Unternehmen hauptsächlich eingesetzte Übersetzungsdienstleister ist sicher dazu bereit, eine Einweisung zu geben und bei Problemen zur Verfügung zu stehen.

Ein TMS ist eine Datenbank, in die die Übersetzungen satzweise zweisprachig abgelegt werden. Zu Beginn werden die angelieferten Dateien in einem editierbaren Format in das System eingelesen und analysiert. Dabei werden Wiederholungen und Übereinstimmungen mit vorherigen Übersetzungen dargestellt. Diese werden für eine Vorübersetzung verwendet und die neuen Übersetzungen werden erneut abgespeichert.

Auf diese Weise baut sich ein Translation Memory (TM) auf, in das sinnvollerweise alle primären Übersetzungen aufgenommen werden sollten. Die Einheiten können in ein txt- oder tmx-Format exportiert und dann in praktisch jedem beliebigen TMS verwendet werden. Der Übersetzer, der die sekundäre Übersetzung macht, muss seine Übersetzung also nicht in das bestehende TMS einspeisen. Er bekommt vielmehr die Vorgabe, die in der Export-Datei gespeicherten Begriffe und Phrasen zu suchen und zu verwenden. Auf diese Weise entsteht eine konsistente und nachvollziehbare Übersetzungs- und Terminologiebasis – eine wahre Schatzkiste für alle Beteiligten. Diese effiziente Arbeitsweise wirkt sich bei den meisten Übersetzern auch auf den Preis aus: Wer mit festen Übersetzern zusammenarbeitet und diese Datenbasis stets gemeinsam nutzt, kann also bares Geld sparen.

Autor/in: Kornelia Meyer, ist Geschäftsführerin der MeDok GmbH Technische Dokumentation in Erlangen (kornelia.meyer@medok.de).
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 11|2011, Seite 43

 
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