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Afrika

"Grüne" Technologien aus Deutschland stark gefragt

"Wachsende Metropolen in Afrika – ein neues Geschäftsfeld für deutsche Unternehmen?" Dieser Frage ging eine Veranstaltung in der IHK nach.

Trotz Fußballweltmeisterschaft in Südafrika und Jasmin-Revolution in den nordafrikanischen Staaten scheint Afrika auf der globalen Landkarte immer noch ein vergessener Kontinent zu sein. Der Erdteil mit einer Bevölkerung von einer Mrd. Menschen bietet mit seinem kontinuierlichen Wirtschaftswachstum jedoch attraktive Marktchancen, auch für kleine und mittlere Unternehmen. Das war der Tenor einer Veranstaltung, zu der der Afrika-Kreis Bayern gemeinsam mit der IHK eingeladen hatte.

„In Afrika entstehen derzeit Märkte in signifikanten Größenordnungen“, sagte Georg Wilms, Vizepräsident der Siemens-Sparte Urban Development. Gerade bei der öffentlichen Infrastruktur mit den Bereichen Energie, Gesundheit, Umwelt, Verkehr und Wasser sieht er insbesondere in den afrikanischen Großstädten attraktive Ansatzpunkte, um sich unternehmerisch zu engagieren. Denn in 60 Städten des Kontinents werden rund 50 Prozent der afrikanischen Wirtschaftsleistung erzielt. In den drei größten Metropolen (in der ägyptischen Hauptstadt Kairo, in der Hauptstadt der Demokratischen Republik Kongo, Kinshasa, und in Nigerias größter Stadt Lagos) wohnen allein rund 40 Mio. Menschen. Mindestens 40 Prozent der Einwohner leben aber in „informal settlements“, also quasi ohne jegliche Infrastruktur.

Afrikanische Staaten haben deshalb nach den Erfahrungen von Willms starkes Interesse an „grünen“ Technologien aus Deutschland. Dennoch spielt das Geschäft mit dem schwarzen Kontinent für die deutsche Exportwirtschaft noch eine untergeordnete Rolle: Nur etwa zwei Prozent der Ausfuhren gehen dorthin (rund 21 Mrd. Euro). Der Aufwand ist aber nicht zu unterschätzen, um in Afrika erfolgreich zu sein: Der Markt könne nicht von Deutschland aus erschlossen werden, eine Präsenz vor Ort sei unerlässlich, sagte Willms.

Konkurrenz aus China

Diese Einschätzungen bestätigte Manfred Schmidt, Geschäftsführer der Nürnberger Gauff GmbH & Co. Engineering KG, die fast seit 50 Jahren in Afrika aktiv ist. Gauff übernimmt bei komplexen Infrastrukturprojekten nicht nur klassische Ingenieurleistungen, sondern unterstützt auch bei Finanzierung, Projektmanagement, Materialbeschaffung und Vertragsabwicklung. Um gegen das chinesische Exportmodell „Infrastruktur gegen Rohstoffe“ bestehen zu können, müsse man bereits in der Planung das Verständnis für Qualität wecken. Außerdem hat Gauff in seine Angebote Schulungen afrikanischer Mitarbeiter integriert, die auch nach Deutschland zur Weiterbildung geholt werden. „Das bringt uns einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil.“

In das gleiche Horn stieß Ingo von Ramdohr, Chef des Bereichs International Business Development bei der Rehau AG + Co. Der Experte für Polymer-Lösungen in den Bereichen Bau, Automotive und Industrie unterhält eine eigene Niederlassung und Produktionsstätte in Südafrika, die der Automobilindustrie zuliefert, außerdem ist Rehau dort Partner von Unternehmen, die große Gesamtprojekte etwa im Bereich Wasser, Telekommunikation und Hochbau realisieren. „Wir transferieren Know-how und Wertschöpfung. Das wird gern gesehen.“ So wird beispielsweise das Rehau-Fensterprofilsystem von lokalen Partnern vor Ort zugeschnitten und das Glas eingesetzt. Gleichzeitig schaffe eine solche Vorgehensweise bei den Menschen vor Ort ein Qualitätsbewusstsein und dies wiederum sei das wichtigste Argument, um sich nicht in den Preiswettbewerb mit den Chinesen einzulassen.

Vor diesem Hintergrund plädierte Walter Englert, stellvertretender Geschäftsführer des Afrika-Vereins der deutschen Wirtschaft mit Büro in München, für eine enge Vernetzung der Unternehmen, die sich in Afrika engagieren. Denkbar sind für ihn auch ganz pragmatische Lösungen: So könnten Vertreter anderer Unternehmen beim Einstieg in das Afrika-Geschäft unterstützen. Bündnisse von Unternehmen seien auch deshalb wichtig, weil statt der bislang gefragten Einzellösungen zunehmend „ganzheitliche“ Konzepte für die Infrastruktur afrikanischer Metropolen gefragt sind. Ein wichtiger Schwachpunkt beim Afrika-Engagement Deutschlands und anderer westlicher Staaten ist nach Worten Englerts die Finanzierung: Bei Großprojekten dauere es zu lange bis zur Zusage zur Finanzierung. Die Chinesen, die hier viel schneller seien, hätten es dadurch geschafft, Europa aus Afrika zu verdrängen.

Hermesdeckungen für Afrika

Für Unternehmen, die sich in Afrika engagieren wollen, verbessern sich die Rahmenbedingungen: Die Euler Hermes Kreditversicherungs-AG, die im Auftrag der Bundesregierung die Exportkreditgarantien bearbeitet, und die African Export-Import Bank (Afrexim) mit Sitz in Kairo haben ein Kooperationsabkommen geschlossen, um die Zusammenarbeit auf dem Feld der Exportkreditversicherung zu verstärken. So wird die Afrexim u.a. als Bankgarant für afrikanische Unternehmen oder Projekte vor Ort fungieren. Die African Export-Import Bank wurde 1993 von afrikanischen Regierungen sowie von privaten und institutionellen Investoren gegründet und konzentriert sich auf die Finanzierung und Förderung des afrikanischen Handels.

Mit Exportkreditgarantien (Hermesdeckungen) können sich deutsche Unternehmen vor einem Zahlungsausfall bei Exporten in schwierige und risikoreiche Märkte schützen. Im vergangenen Jahr sicherte die Bundesregierung Exportgeschäfte in Länder südlich der Sahara mit einem Volumen von mehr als einer Mrd. Euro ab. Für die Abwicklung der Hermesdeckungen sind die Euler Hermes Kreditversicherungs-AG und die PricewaterhouseCoopers AG WPG zuständig, die dabei im Auftrag der Bundesregierung arbeiten.

Afrika-Verein

Der Afrika-Verein der deutschen Wirtschaft e.V. mit Sitz in Hamburg arbeitet seit über 75 Jahren im Dienste der deutsch-afrikanischen Wirtschaftsbeziehungen. Der Verein informiert über Länder und Märkte in Afrika, stellt Kontakte her und vertritt die Interessen seiner Mitglieder im In- und Ausland. Der Afrika-Kreis Bayern wird von München aus organisiert und ist bei der Beratungsgesellschaft Deloitte & Touche angesiedelt.

 

Autor/in: 
tt.
Externer Kontakt: Afrika-Kreis Bayern, c/o Deloitte & Touche Dr. Otmar Thoemmes, Tel. 089 29036-8806, othoemmes@deloitte.de
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 02|2012, Seite 20

 
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