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Ältere Mitarbeiter

Großer Schatz an Erfahrung

Menschen über 50 sind motivierte und wertvolle Mitarbeiter. Das zeigen die Erkenntnisse aus der Initiative „Perspektive 50plus.

Schon heute hat jedes dritte Unternehmen Schwierigkeiten bei der Besetzung offener Stellen. Der demografische Wandel macht den absehbaren Engpass bei qualifizierten Fachkräften künftig zu einem brisanten Dauerthema für die Arbeitgeber. Einen Ausweg sieht Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen darin, „den Silberschatz des Alters“ zu heben. Einen Beitrag dazu leistet das 2005 aufgelegte Bundesprogramm „Perspektive 50plus – Beschäftigungspakte für Ältere in den Regionen“ des Bundesarbeitsministeriums, das die Beschäftigungschancen älterer Langzeitarbeitsloser verbessern soll. Diesem Ziel haben sich unter dem Dach dieser Initiative bundesweit 78 regionale Beschäftigungspakte verschrieben, davon sind fünf in der Metropolregion Nürnberg aktiv.

Zu ihnen gehört der „Pakt50 für Nürnberg und Fürth“, ein Gemeinschaftsprojekt der Jobcenter Nürnberg-Stadt, Fürth Stadt, Roth, Nürnberger Land und Schwabach. Das Netzwerk für Unternehmen und Arbeitssuchende ab 50 hat seit Juni 2011 eine zentrale Anlaufstelle gegenüber dem Westeingang des Nürnberger Hauptbahnhofs. Hier unterstützt ein Team aus 27 Mitarbeitern rund 1 600 Langzeitarbeitslose über 50 bei der Rückkehr auf den Ersten Arbeitsmarkt.

Ein Berater im Pakt50-Team ist für maximal 85 Klienten verantwortlich, dieser Betreuungsschlüssel erlaubt eine individuelle Begleitung: „Wir kennen unsere Klienten und deren Stärken und Schwächen. Deshalb können wir stimmige Konzepte für jeden Einzelnen entwickeln“, so Pakt-Koordinatorin Franziska Zühlke. Dabei wird der Begriff „Qualifizierung“ nicht auf berufliche Fachkenntnisse verengt, Training von Bewerbungsgesprächen und Tipps für ein professionelles Outfit gehören ebenso zu den Maßnahmen wie Gesundheitsförderung. Das Konzept von Pakt50 folgt dem Grundsatz des Empowerment, wie Franziska Zühlke erklärt: „Es geht darum, Vertrauen in die eigenen Stärken zu wecken und den Klienten dabei ein realistisches Bild ihrer Fähigkeiten zu vermitteln.“

Direkter Draht zu den Arbeitgebern

Um die Unternehmen von den Potenzialen der Arbeitssuchenden jenseits der 50 zu überzeugen, betreiben der Pakt50 und die anderen regionalen Beschäftigungspakte der Metropolregion intensiv Kontaktpflege. Im Team von Franziska Zühlke kümmern sich Kerstin Haspel und Ramón Krypczyk um den „direkten Draht“ zu den Arbeitgebern. Vor allem kleine und mittlere Betriebe zeigen sich aufgeschlossen, wenn sie auf die Einstellung älterer Bewerber angesprochen werden. 

Dass dieser Anspruch in der Praxis eingelöst wird, kann Hubert Nägel bestätigen. Er führt mit seinem Zwillingsbruder Norbert in Erlangen das Gastronomie-Unternehmen Nägelhof OHG, das einen Catering-Service, den Nägelhof sowie das Restaurant und die Veranstaltungsräume in Schloss Atzelsberg betreibt. Zum Familienunternehmen gehört außerdem die Erlanger Kongress und Marketing GmbH. Nägel lobt die Zusammenarbeit mit dem Projekt „Fifty up“ des Beschäftigungspaktes „50plus Erlangen/Ingolstadt“, wobei ihn besonders die passgenauen Vermittlungsangebote beeindruckt haben: „Wir sind damit gut gefahren, weil es die Arbeit des Arbeitgebers enorm erleichtert und viel Zeit spart. Die Bewerber waren motiviert und sie wussten, wovon sie sprachen. Zwei Mitarbeiter über 50 haben wir eingestellt.“

Ähnliche Erfahrungen haben Nele Gilch und Petra Schinz gemacht, die Geschäftsführerinnen des Nürnberger Kult-Waschsalons Trommelwirbel: „Wir haben genau beschrieben, welche Persönlichkeit in unser Team passen würde. So haben wir nur Bewerberprofile bekommen, die unseren Erwartungen entsprochen haben“, erklärt Nele Gilch. Unter 14 Kandidatinnen hat sie die gelernte Schneiderin Iryna Tulchynska überzeugt, von deren Motivation und Gewissenhaftigkeit sie begeistert ist. Das Alter sei kein Manko, ganz im Gegenteil: Mitarbeiter, die neben der beruflichen Qualifikation auch Lebenserfahrung mitbringen, sieht die Trommelwirbel-Geschäftsführerin als Gewinn für jedes Unternehmen.

Diese Meinung teilt Wolfgang Franz, Geschäftsführer der Fränkischen Thermoglas GmbH, die in Diespeck-Stübach im Landkreis Neustadt a.d. Aisch-Bad Windsheim über 80 Mitarbeiter beschäftigt. Der Hersteller von hochwertigem Isolierglas kooperiert seit 2006 mit dem Beschäftigungspakt Westmittelfranken; seitdem wurden sieben Mitarbeiter jenseits der 50 eingestellt. Der letzte Neuzugang war ein 56-Jähriger, der fast drei Jahrzehnte als Kapitän eines polnischen Handelsschiffes auf See gefahren war. Wolfgang Franz schätzt das fachliche Können, die Erfahrung und die Selbstständigkeit des gelernten Schlossers: „Wir haben einen wertvollen Mitarbeiter gewonnen.“

Autor/in: 
aw.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 02|2012, Seite 34

 
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