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Röthelheimpark Erlangen

Von der Militär-Brache zum modernen Stadtteil

Vor 17 Jahren ist die US-Army aus den „Ferris-Barracks“, dem 136 Hektar großen Militärgelände in Erlangen, abgezogen. Heute präsentiert sich dort der Röthelheimpark als moderner Stadtteil mit 5 000 Einwohnern und zahlreichen Unternehmensstandorten. Der 1 800 Quadratmeter große George-Marshall-Platz inmitten eines für 28 Mio. Euro entstandenen Campus gilt mit seinen zahlreichen Fachgeschäften und Dienstleistungseinrichtungen als Herzstück des Stadtteils. Er stellt das vorläufige Ende einer Rahmenplanung dar, die nach dem Erwerb der Fläche 1997 durch die Stadt Erlangen von mehreren städtischen Ämtern, vor allem von einer bereits 1993 installierten Projektgruppe, intensiv begleitet worden ist.

Von 1868 bis 1994 reicht die Geschichte der Garnisonstadt Erlangen. 34 Mio. DM wurden nach dem Erwerb durch die Kommune auf Konten des Bundes überwiesen – ein „Schnäppchen“, zumal durch den Flächenverkauf am Ende weit über 70 Mio. Euro in die Stadtkasse zurückgespült werden. Der Ausbau des Röthelheimparks richtete sich in den Grundzügen nach einem städtebaulichen Rahmenplan – entstanden in einem bundesweit ausgeschriebenen Ideenwettbewerb mit der Beteiligung von 104 Architekten und Stadtplanern, gewonnen von der Münchner Arbeitsgemeinschaft Bachmann, Marx, Brechensbauer, Kluska und Burgstaller.

Die unter Denkmalschutz stehenden Gebäude der alten Artilleriekaserne um den Exerzierplatz wurden vom Freistaat Bayern erworben, umgebaut und zahlreichen Instituten und Lehrstühlen der Friedrich-Alexander-Universität zur Verfügung gestellt. In den einstigen Remisen der ehemaligen Kavalleriekaserne entstanden moderne Stadtwohnungen. In die 1948 von den US-Streitkräften errichtete Kirche zog eine Kommunikationsagentur ein, in die US-Elementary-School die städtische Wirtschaftsschule.

Als Glücksfall erwies sich das freigewordene Gelände für den Anspruch Erlangens, ein bundesweit anerkanntes Zentrum für Medizin und Gesundheit zu sein. So war Platz für den Bau eines Werks für Magnetresonanztomografen, in das Siemens 200 Mio. DM investierte. Damit wurde die Gefahr gebannt, dass das Werk in England oder den USA errichtet wurde. Das neue Werk zog auch weitere Neubauten des Medizin-Sektors des Elektronikkonzerns nach sich – beispielsweise ein Schulungszentrum, in dem jedes Jahr rund 6 000 Vertriebsmitarbeiter und Kunden aus aller Welt in der Bedienung der millionenschweren Apparate unterrichtet werden. Jüngstes Projekt: ein „Trainee Campus“ mit 146 Appartements für Auszubildende, Stipendiaten und Studenten. Sontowski & Partner (S&P) baut es für zwölf Mio. Euro, die Fertigstellung ist für Juni dieses Jahres geplant.

Im Röthelheimpark sind darüber hinaus viele mittelständische Unternehmen zu finden – so ein Obi-Baumarkt, ein SB-Center von Kaufland, das Bayerische Laserzentrum, die Peqlab Biotechnologie, die Mode-GmbH „Via Appia“, AS-Computer, Kieser-Training, Spirit-Kink, Nutricia, World Tax Service, der Versicherungsspezialist Pension Solutions sowie der Verlag und die Kommunikationsagentur Birke & Partner. Arztpraxen, Handwerk und Handel, Immobilienmakler und Krankenkassen sowie zwei Beerdigungsinstitute sind ebenfalls vorhanden. Der von S&P realisierte Campus beherbergt alles, was zu einem funktionierenden Zentrum gehört: Restaurants und Fachmärkte, Lebensmittel-Sortimenter, Apotheke sowie ein Friseur – „Ein Treffpunkt, der für Nachbarn und Freunde auch eine wichtige soziale Aufgabe erfüllt“, wie Investor Klaus-Jürgen Sontowski feststellt. Und auch hier hat sich Siemens auf 1 200 Quadratmetern eingemietet. Das aktuell letzte Projekt: ein japanisches Restaurant mit fernöstlichen Tapas von Sushi-Meister Atsuhito Suzuki. Er hatte 2001 in Fürth sein erstes Restaurant eröffnet und im Juli 2010 in Erlangen sein zweites folgen lassen.

Heute umfasst das ehemalige Militärgelände eine Fläche von rund 125 Hektar für Wohnen, Gewerbe, öffentliche Einrichtungen, Infrastruktur und ein Naturschutzgebiet. Oberbürgermeister Dr. Siegfried Balleis über den neuen Stadtteil: „Schwerter zu Pflugscharen – in Erlangen steht dieses biblische Wort für einen Modellfall der Konversion mit bundesweiter Geltung.“

Autor/in: 
ug.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 02|2012, Seite 80

 
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