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100 Jahre Tiergarten Nürnberg

Da laust sich der Affe

Am 11. Mai 1912 öffnete der Tiergarten Nürnberg erstmals seine Pforten. Heute sind Delphinlagune und Manatihaus besondere Attraktionen.

Wie bei vielen Zoos, die zur Jahrhundertwende entstanden, kam die Idee zur Gründung von einer Bürgerinitiative. Die Welle von bürgerlichen Zoogründungen bildete einen Gegensatz zu den aristokratischen Menagerien früherer Jahrhunderte. Vorbild für den Tiergarten Nürnberg war die Anlage des Tierhändlers und Zirkusunternehmers Carl Hagenbeck, der 1907 bei Hamburg seinen Zoologischen Garten mit dem Ziel eröffnete, die Tiere in größtmöglicher Freiheit zu präsentieren.

Die Nürnberger wählten für ihr Projekt das Gelände der Bayerischen Landesausstellung von 1906 am Luitpoldhain. Da es hier zwar ausreichend Wasserflächen gab, aber an Erhebungen für die Bergtiere mangelte, wurden eigens Betonkulissen geschaffen. Nachdem die Bauarbeiten abgeschlossen waren, konnten am 11. Mai 1912 erstmals Besucher die damals 1 200 Tiere bestaunen.

Umzug an den Schmausenbuck

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde schnell deutlich, dass der Tiergarten dem Ausbau des Reichsparteitagsgeländes weichen musste. Bei der Suche nach einem alternativen Gelände fiel die Wahl auf die bewaldete Felslandschaft am Schmausenbuck. Schon im Mai 1939, bereits drei Monate nach des Schließung alten Standortes, konnte der Tiergarten dort wieder seine Tore öffnen.

Im Zweiten Weltkrieg, der nur wenige Monate nach der Eröffnung ausbrach, wurden weite Teile des Tiergartens zerstört. Viele Tiere verendeten, es mangelte an Futter und Personal. Nach Kriegsende stand der Tiergarten bis 1947 unter dem Schutz der amerikanischen Truppen, was ihn vor größeren Plünderungen bewahrte. Dennoch dauerte es bis 1960, bis der Vorkriegszustand wiederhergestellt war. In den folgenden Jahrzehnten wuchsen die Anlage und der Tierbestand stetig: Gorilla-Außenanlage, Giraffen- und Tropenhaus, Aqua-Park, Manatihaus und Streichelzoo. Das aktuelle Konzept, das Tiergartendirektor Dr. Dag Encke entwickelt hat, ist ökologisch ausgerichtet. Es versteht und präsentiert die Tiere als Botschafter ihrer Lebensräume, wobei Wald, Wasser und Wüste abgebildet werden. Nach heutigem Verständnis sind Forschung, Artenschutz, Bildung und Erlebnis die zentralen Aufgaben eines Tiergartens. Darüber hinaus erfüllt er auch eine Funktion als touristischer Anziehungspunkt und erhöht damit die Attraktivität der Europäischen Metropolregion Nürnberg.

Delphine in Nürnberg

Ein besonderer Meilenstein in der Geschichte des Nürnberger Tiergartens war die Eröffnung des Delphinariums im August 1971. Vor einigen Jahren stand dann Nürnberg bei der Delphinhaltung vor der Alternative: Schließung oder Groß-investition in eine zeitgemäße Anlage. Die Entscheidung im Stadtrat fiel mit großer Mehrheit für den Bau einer Delphinlagune, die im vergangenen Jahr eröffnet werden konnte. In der Anlage mit sechs Außenbecken und einer Gesamtwasserfläche von 1 600 Quadratmetern leben nun die Delphine Moby, Jenny, Noah und Sunny gemeinsam mit den Seelöwen unter freiem Himmel. Die Eröffnung der Lagune löste einen regelrechten Besuchersturm aus. 2011 war mit einer Besucherzahl von über 1,2 Mio. eines der erfolgreichsten Jahre in der 100-jährigen Geschichte des Tiergartens. Nur das per Hand aufgezogene Eisbären-Baby Flocke schaffte es 2008, noch mehr Besucher anzulocken.

Ausstellung zum Jubiläum

Anlässlich des 100-jährigen Bestehens hatte der Tiergarten im Mai ein umfangreiches Programm für Jung und Alt auf die Beine gestellt. Unter anderem berichteten Zeitzeugen wie Ludwig Löb, der erste Tierpfleger-Lehrling Europas, oder Hans-Jürgen Klinckert, der erste Delphin-Trainer Europas, von ihren Erlebnissen und führten die Besucher zurück in die Vergangenheit. Anschaulich wurde es im Naturkundehaus, dort konnten Interessierte die Ausstellung „100 Jahre Tiergarten Nürnberg“ besuchen, die derzeit in der Ehrenhalle im Alten Rathaus zu sehen ist. Vom 12. Juni bis August 2012 wird sie dann nochmals im Naturkundehaus des Tiergartens präsentiert.

Das wohl schönste Geburtstagsgeschenk machte dem Tiergarten das Nürnberger Delphinweibchen Naomi, das derzeit im Delphinarium Harderwijk (Niederlande) zuhause ist. Am 30. April 2012 brachte es ein gesundes Kalb zur Welt, das auf den Namen King getauft wurde.

Autor/in: 
am.
 

WiM – Wirtschaft in Mittelfranken, Ausgabe 06|2012, Seite 20

 
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